Sensationsfund in Ägypten

Grabkammer einer altägyptischen Priesterin entdeckt

Archäologen haben im ägyptischen Assiut das rund 3900 Jahre alte Grab einer ägyptischen Hathor-Priesterin entdeckt. Eine archäologische Sensation.

Die ineinander gesetzten Särge der altägyptischen Priesterin Idy in der Grabkammer in der Nekropole Assuit.

© Susen Döbel/Jochem Kahl/The Asyut Project

Die ineinander gesetzten Särge der altägyptischen Priesterin Idy in der Grabkammer in der Nekropole Assuit.

Von Markus Brauer

Ein internationales Archäologenteam hat in der ägyptischen Nekropole von Assiut einen außergewöhnlichen Fund gemacht. Die Forscher entdeckten die Grabkammer der altägyptischen Priesterin Idy, Tochter des Regionalgouverneurs Djefai-Hapi I.. Die letzte Ruhestätte befindet sich in einem bisher unzugänglichen Teil des monumentalen Grabes ihres Vaters aus der Zeit um 1880 v. Chr..

Der Fund, der nach 20 Jahren Feldarbeit freigelegt wurde, gilt als archäologische Sensation. Er gibt neue Einblicke in die Kultur des Mittleren Reichs des alten Ägyptens und in die Rolle von Priesterinnen zur damaligen Zeit.

 

 

Idy, Priesterin der Göttin Hathor und „Herrin des Hauses“

Die Nekropole von Assiut (auch Asyut) liegt 375 Kilometer südlich von Kairo am Westufer des Nils. Schon vor mehr als 4000 Jahren wurden hier regionale Fürsten in aufwendig in den Felsuntergrund gehauenen Grabstätten bestattet.

Idy war Priesterin der Göttin Hathor und trug den Titel „Herrin des Hauses“, was sie als Frau aus einer wohlhabenden Familie ausweist. Ihre Bestattung befand sich in einer verschlossenen Seitenkammer, die in einem 14 Meter tiefen Schacht innerhalb des Grabes von Djefai-Hapi I. angelegt war. Dieser Schacht war in der Antike geplündert worden, doch die meisten Grabbeigaben von Idy blieben unversehrt.

 

 

Größe Fülle an Funden

Zu den Funden gehören u. a. zwei ineinander geschachtelte, aufwendig dekorierte Holzsärge aus importiertem Holz. Beide Särge sind mit kunstvollen Bildern und Texten für das Jenseits versehen. Die innere und äußere Dekoration der Särge übertrifft vergleichbare Objekte dieser Zeit und knüpft an die herausragende Qualität der Malereien und Inschriften im Grab von Idys Vater an, wie die Forscher schreiben.

Besonders bemerkenswert ist den Spatenforschern zufolge die Fülle an religiösen Texten – sogenannten Sargtexten –, Opferlisten und Titeln, die neue Erkenntnisse über die Rolle der Frauen und den Wissenstransfer im alten Ägypten der Pharaonen preisgegeben könnten.

 

 

Idy starb mit 40 Jahren und hatte ein Fußleiden

Zu den weiteren Grabbeigaben gehören Statuen, ein Dolch, Herrschaftsinsignien sowie Nahrungsopfer. Eine ebenfalls beschriftete Kiste enthielt die Kanopen, in denen die bei der Mumifizierung entnommenen Eingeweide Idys – Leber, Milz, Lunge und Gedärm – aufbewahrt wurden.

„Idys Särge und ihre Dekoration übertreffen zeitgleiche Objekte durch die Kunstfertigkeit ihrer Ausführung und knüpfen damit nahtlos an die herausragende Qualität der Texte und Bilder im Grab ihres Vaters an“, berichtet der Ägyptologie und Grabungsleiter Jochem Kahl von der Freien Universität Berlin.

Die im Sarkophag gefundenen Gewandreste und Knochen der Hathor-Priesterin legen nahe, dass Idy im Alter von rund 40 Jahren gestorben sein muss und dass sie ein Fußleiden hatte. Weitere Analyse der Relikte könnten in Zukunft noch mehr über Leben und Sterben der Priesterin verraten. Dafür müssen die Funde samt der Überreste der Toten vorsichtig und mit großem Aufwand aus dem engen, tiefen Schacht geborgen werden.

Vater der Priesterin wurde zum Gott erhoben

Idys Vater Djefai-Hapi I. wurde in der Antike vergöttlicht. Sein Grab war mehr als 2000 Jahre ein fester Bestandteil des kulturellen Gedächtnisses des alten Ägyptens. Das Grab aus der Zeit um 1880 v. Chr. besticht durch seine monumentale Felsarchitektur mit über 11 Meter hohen, bis zu 28 Meter tiefen und 70 Meter weit in den Fels gehauenen Räumen, die mit Malereien und Inschriften versehen sind.

Die Ausgrabungen erfolgten im Rahmen der 18. Grabungskampagne des Instituts für Ägyptologie der Freien Universität Berlin in Kooperation mit der Universität Sohag (Ägypten), der Kanazawa Universität (Japan) und der Polnischen Akademie der Wissenschaften. Nach der konservatorischen Sicherung der Funde werden diese dem Ägyptischen Ministerium für Antiken und Tourismus übergeben.

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Erstellt:
11. Oktober 2024, 17:11 Uhr
Aktualisiert:
12. Oktober 2024, 09:03 Uhr

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