Graf und Gräfin von Stauffenberg feiern eiserne Hochzeit
Am heutigen Freitag begehen Graf und Gräfin von Stauffenberg aus Oppenweiler ihre eiserne Hochzeit. Das Paar hat viele Wohnortwechsel erlebt, hat fremde Länder besucht und sich sozial engagiert. All das haben sie als gemeinsame Aufgabe angegangen.
Von Simone Schneider-Seebeck
Oppenweiler. „Er war groß“, erinnert sich Mechtild Schenk Gräfin von Stauffenberg an die erste Begegnung mit ihrem zukünftigen Mann. 15 Jahre alt war sie damals gewesen, Berthold Schenk Graf von Stauffenberg vier Jahre älter. Gerade war er mit seiner Mutter und den Geschwistern nach Bamberg gezogen. Die Mütter kannten sich und so war die junge Mechtild, die nur einige Kilometer entfernt wohnte, im mütterlichen Auftrag zu den Stauffenbergs gekommen. In den nächsten Jahren trafen die beiden immer wieder aufeinander. Im Gedächtnis geblieben sind etwa die gemeinsamen Silvesterfeiern, die die beiden Familien im größeren Rahmen begangen hatten. „Seine Mutter hat unsere Familie immer eingeladen“, berichtet Gräfin Stauffenberg. Kurzweilige Abende müssen das gewesen sein. Zuerst ein Konzert, dann das gemeinsame Essen und „danach wurde Elefant gespielt“, erzählt sie. Das hatte immer großen Spaß gemacht.
Nachdem Berthold Schenk Graf von Stauffenberg sein Abitur in der Tasche hatte, bewarb er sich umgehend als Offizier. Doch erst zwei Jahre später, 1955, als die Bundeswehr gegründet wurde, hatte er seine Vorstellung als Offiziersanwärter. Die Zeit zwischen Abitur und der Ausbildung zum Soldaten ließ er jedoch nicht ungenutzt verstreichen. Ein Maschinenbaupraktikum bei Daimler, ein Handelskurs – er beherrscht immer noch das Zehnfingersystem – und drei Semester Jura verkürzten die Wartezeit. Am 2. Mai 1956 schließlich begann die Grundausbildung in Bremen.
Mehrere Jahre Fernbeziehung geführt
Die zarten Bande zwischen den jungen Leuten hatten sich in den drei Jahren gefestigt, zweimal besuchte Mechtild Gräfin von Bentzel-Sturmfeder-Horneck ihren Zukünftigen im hohen Norden. Ein Vorgeschmack auf die künftigen gemeinsamen Jahre der häufigen Wohnungswechsel. Die weiten Entfernungen schadeten der Beziehung nicht und am 22. September 1958 wurde das junge Paar in der Schlosskapelle von Schloss Thurn in Oberfranken katholisch getraut.
Die erste Wohnung bezogen die beiden in Roding in der Oberpfalz, nach sechs Jahren wurde Berthold Schenk Graf von Stauffenberg nach Hamburg versetzt. Mittlerweile war die Familie gewachsen, drei Söhne bekam das Paar.
Seit 1965 ist Oppenweiler der Hauptwohnsitz der Stauffenbergs. Ursprünglich war das dortige Haus als Alterssitz für Mechtild Schenk Gräfin von Stauffenbergs Mutter gedacht gewesen. „Das wurde unsere Basis“, erklärt die Gräfin. Diese war für die Familie auch wichtig, denn im Lauf der Jahre wurde ihr Mann an unterschiedlichste Standorte innerhalb Deutschlands und auch ins Ausland versetzt. Der längste Aufenthalt betrug dreieinhalb Jahre.
Ein Jahr verbrachte die Familie in den USA nördlich von Kansas City, drei Jahre ging es nach England in das Staff College auf dem Gelände von Sandhurst. Dort war Berthold von Stauffenberg als Verbindungsoffizier und Lehrer tätig. Hier hat es Mechtild von Stauffenberg besonders gut gefallen, unter anderem auch deshalb, weil sie ihr Hobby Reiten pflegen konnte. „Früher war es selbstverständlich, dass man da hingegangen ist, wo der Mann hingeschickt wurde“, erinnert sie sich.
Durch den Beruf des Mannes war das Ehepaar immer wieder auch räumlich getrennt, die Kinder verbrachten ihre Schulzeit vor allem im Internat, um eine gewisse Kontinuität der schulischen Ausbildung zu gewährleisten. Der älteste Sohn Claus hatte in der sechsten Klasse immerhin schon den siebten Schulwechsel hinter sich gehabt.
In den 1980er-Jahren kam Graf von Stauffenberg für drei Jahre als Militärattaché in die deutsche Botschaft in London. In dieser Zeit traf das Paar auch auf einige Mitglieder der königlichen Familie. Und auch mit der Queen habe er sich unterhalten, erinnert er sich.
Mechtild von Stauffenberg hat sich stets sozial engagiert und war auch lokalpolitisch in Oppenweiler aktiv. Etwa Ende der 1970er, Anfang der 1980er-Jahre wurde sie Mitglied des Vorstands im deutschen Komitee der Kinder- und Jugend-Aliyah. Dieser Verein war 1952 gegründet worden, um Kinder in Israel zu unterstützen und auch Beziehungen zwischen der israelischen und deutschen Jugend zu knüpfen. Besonders gut in Erinnerung sind den Stauffenbergs die Konzerte des israelischen Jugendorchesters. Begeistert hat Mechtild von Stauffenberg insbesondere auch der persönliche Einsatz von Gemeinde und Einwohnern Oppenweilers, um die jungen Gäste unterzubringen und ein Konzert in einer der Kirchen Oppenweilers zu ermöglichen.
Das Land Israel hat sie mehrfach besucht, auch Graf von Stauffenberg hat sie dabei zweimal begleitet. Nach der Pensionierung 1994 unternahm das Paar noch weitere Reisen in die USA, auch den Iran haben sie gemeinsam bereist. Langweilig ist es den beiden in den 65 gemeinsamen Jahren nie geworden. „Wir waren sehr jung, als wir geheiratet haben“, sagt Berthold Schenk Graf von Stauffenberg. „Wir haben das als gemeinsame Aufgabe angepackt – und da sind wir auch jetzt noch dabei“, verrät er schmunzelnd und ergänzt: „Ich habe eine Frau, die alles mitgemacht und mich unterstützt hat. Jetzt versuche ich, ihr das zurückzugeben.“