Musical in Stuttgart

„Grease“: Was Lottie Power anders macht als Olivia Newton-John

Lottie Power ist vom 4. bis 9. März in Stuttgart als Sandy in „Grease“ zu erleben. Im Interview verrät die Schottin, ihren Lieblingssong und was ihr Musicalpartner besser kann als John Travolta.

Lottie Power (rechts) als Sandy in „Grease

© Semmel/Joachim Quast

Lottie Power (rechts) als Sandy in „Grease

Von Gunther Reinhardt

Bei „Grease“ denken die meisten an den Film aus dem Jahr 1978, in dem John Travolta und Olivia Newton-John die Teenager Danny und Sandy spielten. Die beiden waren damals zwar 24 und 30 Jahre alt, und kein Make-up der Welt konnte sie wie Pubertierende aussehen lassen, aber singend und tanzend eroberten sie mit Songs wie eben „Summer Nights“, aber auch „Hopelessly Devoted To You“, „Sandy“ oder „You’re The One That I Want“ Teenie-Herzen auf der ganzen Welt. Jetzt gastiert „Grease“ als Bühnenmusical vom 4. bis 9. März in der Stuttgarter Liederhalle. Wir haben uns bei den Proben am Londoner West End mit Lottie Power unterhalten, die in dieser Tourproduktion die Rolle der Sandy spielt.

Ms. Power, was ist eigentlich so besonders an dem Musical „Grease“?

Ich wusste gar nicht, wie sehr ich es liebte, bis wir mit den Proben begannen. Jedes Mal, wenn wir zu einem neuen Song kamen, dachte ich: Den liebe ich. Das ging mir bei jedem Lied in der Show. Die passen alle zwar sehr in die Zeit, in der die Geschichte spielt, unterscheiden sich aber trotzdem sehr voneinander.

Haben Sie trotzdem einen Lieblingssong in der Show?

Für mich ist das „We Go Together“. Ich finde, das ist das lustigste Lied aller Zeiten. Das kann jeder mitsingen, auch wenn man den Text nicht kennt. Ich war so aufgeregt, als wir das zum ersten Mal geprobt haben. Wenn man das singt, fühlt man sich wirklich wieder wie ein Teenager.

Was haben Sie gemacht, bevor Sie für „Grease“ gecastet wurden?

Ich habe in einer Show namens „People, Places and Things“ am West End mitgespielt. Die Hauptfigur ist drogenabhängig und fängt an zu halluzinieren und es erscheinen dann fünf verschiedene Versionen von ihr. Ich bin dann mit vier anderen blonden Mädchen die Wände entlang gekrochen. Es war eine coole Erfahrung, Teil eines so intensiven Stücks zu sein. So etwas hatte ich vorher noch nie gemacht. Seit ich Kind war, habe ich in Musicals mitgespielt. Ich war dann aber doch ganz froh, dass es hinterher mit „Grease“ geklappt hat, weil das doch ein etwas leichterer Stoff ist.

Wissen Sie noch, was Sie beim Vorspielen gesungen haben?

Eigentlich hatte ich einen Song vorbereitet, der gut in die 1950er Jahre passt. Doch dann hat das Mädchen vor mir genau dasselbe Lied gesungen. Da habe ich dann kurzentschlossen meine Auswahl geändert und „How ‘bout a Dance“ aus dem Musical „Bonnie & Clyde“ gesungen. Ich erinnere mich daran, dass James Grieve, der Regisseur, nachdem zu mir gesagt hat: „Gut, dass du deine Meinung geändert hast.“

Es gibt im Musical eine furiose Tanzszene zu dem Stück „Born To Hand Jive“. Sie haben da allerdings Pause. Sind sie eher erleichtert oder eifersüchtig, dass sie da nicht dabei sein?

Vor allem erleichtert, aber manchmal auch ein bisschen eifersüchtig, weil ich gerne tanze. Es war aber auch toll, dass ich während Proben für die Szene, immer frei hatte und dann in London shoppen gehen konnte. Es gibt zwar einen kleinen Teil von mir, der sagt, ich würde da gerne mitmachen, ich wäre gerne ein Teil der Szene, aber sie sehen auch, wie anstrengend der Tanz für alle ist.

Sie spielen Sandy, die im Film damals von Olivia Newton-John dargestellt wurde.

Sie ist einfach perfekt in der Rolle, sie ist wunderschön, und ihre Stimme ist unglaublich. Und sie hat diese Herzlichkeit an sich, sie wirkt so nett und so sympathisch.

Ist sie vielleicht zu nett?

Vielleicht. Das liegt dann aber am Drehbuch des Films. Ich glaube, dass Sandy unserer Version viel mehr für sich selbst einsteht. An der Interpretation des Charakters haben wir viel gearbeitet. Im Film wirkt das Ende aus heutiger Sicht ein bisschen problematisch, weil da der Eindruck entsteht, Sandy verwandelt sich nur, um einem Mann zu gefallen. Mir ist wichtig, dass in unserer Fassung erkennbar ist, dass das eine Selbstermächtigung ist, dass sie sich auf dem Weg begeben hat, eine starke Version ihrer selbst zu werden, und dass es eben nicht darum geht, dass sie ein sexy Outfit trägt, um einen Typen zurückzugewinnen.

Der Typ, um den es dabei geht, heißt Danny Zuko. Im Film wurde er von John Travolta gespielt, in dem „Grease“-Musical stellt ihn nun Ben Darcy dar. Was kann der besser als Travolta?

Den Rückwärtssalto! Außerdem hat Ben so eine jungenhafte Qualität. Wenn er Sandy zum ersten Mal in der Schule sieht, total aufgeregt ist, dann aber versucht ganz cool zu tun, wirkt er wirklich wie ein Teenager. John Travolta nimmt man in dem Film den Teenager dagegen nicht wirklich ab.

Sie spielen in „Grease“ aber nicht nur Teenager, sondern auch Amerikaner. Wie gefällt es Ihnen als Schottin, mit einem amerikanischen Akzent zu spielen?

Ich bin zwar stolz darauf, Schottin zu sein und würde gerne eines Tages etwas mit meinem eigenen Akzent machen. Aber einige der besten Musicals erzählen amerikanische Geschichten. Und es hat Spaß gemacht, mit einem Dialekt-Coach zusammenzuarbeiten, der uns diesen speziellen Chicago-Dialekt beigebracht hat.

Wie wichtig ist es für Sie, Schottin zu sein.

Viele Leute werden plötzlich richtig patriotisch, wenn sie von zu Hause wegziehen. Ich gehöre definitiv zu ihnen. Ich denke, es ist ein wirklich wichtiger Teil von mir. Mein Akzent kann wirklich komödiantisch sein. Und ich denke, es hilft mir sehr im Leben. Ich glaube, die Leute lachen mehr über meine Witze, wenn mein Akzent stärker ist. Aber ich habe wirklich auch eine Leidenschaft für schottisches Theater und schottische Künstler und finde, dass wir ein bisschen mehr Anerkennung verdient hätten.

Was war das erste Musical, das Sie gesehen haben?

Ich kann mich an nichts davon erinnern, aber anscheinend war ich 2 oder 3 Jahre alt. Wie verrückt ist das, ein so kleines Kind mit ins Theater zu bringen. Aber ich habe „Cats“ gesehen. Und eine meine ersten Erinnerungen überhaupt ist, dass die Katzen ins Publikum kamen. Das ist so eine Art Erinnerungsblitz. Ich weiß nicht, ob ich Angst hatte oder erstaunt war. Meine Mutter hat aber gesagt, dass ich mir das einfach nur still angeschaut hätte.

„Grease“-Tour und Termine in Stuttgart

Auftakt der Tournee der „Grease“-Neuinszenierung war bereits am 11. Dezember im Deutschen Theater in München. Vom 4. bis 9. März gastiert das Musical im Hegelsaal der Liederhalle. Tickets gibt es hier. Weitere Stationen sind Bregenz, Füssen, Linz, Innsbruck, Graz, Oberhausen, Bremen, Hannover, Fulda, Erfurt, Lingen, Kiel, Magdeburg, Hamburg, Nürnberg, Regensburg, Leipzig, Berlin. Tickets und Informationen unter: www.semmel.de

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Erstellt:
5. März 2025, 00:40 Uhr

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