Grenke rechnet weiter mit deutlichen Ergebnisbelastungen

dpa/lsw Baden-Baden. Die Nachwehen der umstrittenen Bilanzierung kosten Grenke viel Geld. Das Unternehmen rechnet mit weniger Gewinn. Hinzu kommen noch die Corona-Folgen.

Zentrale des Finanzdienstleisters Grenke AG in Baden-Baden. Foto: Uli Deck/dpa/Archivbild

Zentrale des Finanzdienstleisters Grenke AG in Baden-Baden. Foto: Uli Deck/dpa/Archivbild

Der wegen seiner Bilanzierung kritisierte Leasingspezialist Grenke geht wegen der Corona-Pandemie und laufender Sonderprüfungen weiter von einer deutlichen Belastung für seine Gewinne aus. In diesem Jahr plant der Vorstand um Chefin Antje Leminsky einen Nettogewinn von 50 bis 70 Millionen Euro ein, wie das Unternehmen am Freitag in Baden-Baden mitteilte. Das ist noch einmal weniger als die 2020 laut vorläufigen Zahlen erzielten 79,9 Millionen Euro, die bereits einen Rückgang zur Vorjahr von gut 40 Prozent bedeuteten. Allerdings soll sich das Umfeld für den Leasing- und Factoringanbieter für kleine und mittlere Firmen im zweiten Halbjahr wieder beleben.

„2020 war für Grenke eine gewaltige Herausforderung“, sagte Leminsky. Das laufende Jahr sieht das Management als Übergangsjahr. Das geringere Neugeschäft der letzten Quartale und der kommenden Monate werde sich auch in den operativen Erträgen des Gesamtjahres 2021 zeigen. Das Leasingneugeschäft dürfte sich auf 1,7 bis 2 Milliarden Euro belaufen und damit unter dem Vorjahr liegen (2,0 Milliarden Euro). Zudem erwartet Grenke leicht steigende Kosten.

Grenke hat nach lauter Kritik des Leerverkäufers und Börsenspekulanten Viceroy rund um die Firmenbilanzen viel Ärger am Hals, der Aktienkurs sackte im September binnen weniger Tage von 55 Euro auf unter 25 Euro ab. Noch immer laufen eigens vom Unternehmen anberaumte Sonderuntersuchungen der Bücher durch den Wirtschaftsprüfer KPMG. Daher hat Grenke auch noch kein Testat für die Jahreszahlen 2020, weshalb die Zahlen nur vorläufig sind. Auch die deutsche Finanzaufsicht Bafin lässt das Zahlenwerk des Konzerns von der Gesellschaft Mazars durchleuchten.

Grenke sah sich zuletzt von der Sonderprüfung der Bafin zumindest teilweise entlastet. So habe sich der Vorwurf der Geldwäsche nicht bestätigt, hieß es im Februar. Zudem gebe es keine Zweifel an der Existenz der Leasingforderungen. Die Prüfer waren aber auch auf Mängel im Haus gestoßen. So hatten sie auch Prozesse in der Grenke Bank und in der Compliance-Organisation beanstandet und bemängelt, dass die Franchise-Unternehmen früher nicht voll konsolidiert wurden.

In dieser Woche hatte Grenke mitgeteilt, das Unternehmen rechne mit einem Testat des Jahresabschlusses durch KPMG am 17. Mai - vollständig geprüfte Zahlen will das Unternehmen dann am 21. Mai vorlegen. Dann soll auch ein Dividendenvorschlag gemacht werden.

Der Aufwand für die Prüfungen zehrte im vergangenen Jahr am Gewinn und belastete damit zusätzlich zur Corona-Krise, die ohnehin viele Kunden in ihren Geschäften beschränkte. 2020 fielen bei Grenke 24,2 Millionen Euro an Prüf- und Beratungskosten an, knapp zehn Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Auch in diesem Jahr kosteten die Untersuchungen bereits 6,7 Millionen Euro.

Um die Kritikpunkte aus den Sonderprüfungen anzugehen, will Grenke entsprechende Maßnahmen in diesem Jahr „weitgehend“ umsetzen. Dazu gehört auch die Übernahme der ersten Franchise-Gesellschaften bis Jahresende.

Das Zinsergebnis legte bei Grenke im vergangenen Jahr zwar um knapp 7 Prozent auf 407 Millionen Euro zu. Den Konzern kamen in der Krise aber neben den zusätzlichen Prüfungs- und Beratungskosten vor allem höhere Kosten für die Schadensabwicklung und Risikovorsorge teuer zu stehen. Grenke finanziert vielen Klein- und Mittelständlern unter anderem deren Ausstattung für Büros und Geschäftsräume und bietet ihnen auch die Vorfinanzierung von Forderungen an, das sogenannte Factoring.

© dpa-infocom, dpa:210430-99-412853/3

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Erstellt:
30. April 2021, 07:51 Uhr

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