Digitalisierung der Medizin
Grüne im Land wollen Telemedizin ausbauen
Mit dem Ausbau von Telemedizin wollen die Gründen im Land die medizinische Versorgung der Menschen in Baden-Württemberg verbessern. Zudem sollen sich künftig Arztpraxen und Kliniken vernetzen.
Von Bettina Hartmann
Das Gesundheitssystem in Deutschland steht vor riesigen Herausforderungen: eine alternde Gesellschaft, zunehmender Fachkräftemangel, schleppende Digitalisierung, Engpässe bei der Arzneimittelversorgung, um nur einige Bereiche zu nennen. In Baden-Württemberg fühlt sich laut einer AOK-Umfrage fast die Hälfte der Bürger schlechter versorgt, also noch vor einigen Jahren. Die Fraktion der Grünen im Landtag hat nun ein Konzept verabschiedet, mit dem sie die medizinische Versorgung im Land zukunftsfähig machen und verbessern will.
Grüne wollen Digitalisierung ausbauen
Das Motto lautet dabei: „Präventiv und digital vor ambulant vor stationär“. Eines der zentralen Ziele: die Digitalisierung zu stärken. „Schon jetzt sind wir in der Telemedizin Spitze in Deutschland“, sagte Andreas Schwarz, der Vorsitzender der Grünen-Fraktion im Landtag, unserer Zeitung. Diesen Vorsprung wolle man in diesem Jahr weiter ausbauen.
Mit der Plattform Docdirect habe man es geschafft, die virtuelle Sprechstunde nach Baden-Württemberg zu bringen. Ursprünglich war das 2018 gestartete Modellprojekt ein befristetes Angebot der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW). Die KVBW entschied sich aber dafür, die Plattform weiterzuführen. Sie ist montags bis freitags von 9 bis 19 Uhr unter der Nummer 116 117 oder über die App erreichbar.
Die Plattform entlaste das Gesundheitssystem, ist sich die KVBW sicher. Gut die Hälfte der Patienten, die Docdirekt in Anspruch nehmen, würden sonst die Notaufnahme aufsuchen, 20 Prozent eine Arztpraxis. „Wir setzen uns dafür ein, dass die Plattform noch bekannter und häufiger genutzt wird“, sagt Andreas Schwarz. Docdirekt ist für gesetzlich Krankenversicherte kostenfrei. Die Krankenkassen übernehmen das Honorar für den Arzt. Privatversicherte hingegen können den Service nicht nutzen.
Vernetzen Praxen und Kliniken
Ein weiterer Schritt zur personalisierten Medizin sei auch die Cloudplattform „Medi:cus“: „Sie vernetzt Krankenhäuser, Arztpraxen und Forschungseinrichtungen und ermöglicht einen schnellen und sicheren Austausch von Behandlungsdaten, Röntgenbildern und Laborwerten“, so Schwarz.
Der Gedanke dahinter: In Zukunft sollen Ärzte etwa Zugriff auf wichtige Befunde bekommen. Dadurch könnten sie schneller die passende Behandlung beginnen. Erste Basisdienste sollen ab diesem Jahr verfügbar sein. „Bis 2026 soll eine cloudbasierte Infrastruktur stehen“, heißt es in dem Positionspapier weiter.