Hängepartie um Brandruine
Durch ein Feuer ist das Gebäude Sulzbacher Straße 13 vor zwei Jahren zerstört worden. Weil auch die Nachbargebäude in schlechtem Zustand sind, würde die Stadt gerne die gesamte Häuserzeile neu gestalten. Doch die Eigentümer haben andere Pläne.
Von Kornelius Fritz
Backnang. Der Gehweg am Beginn der Sulzbacher Straße ist momentan offiziell gesperrt, auch wenn viele Passanten sich nicht daran halten. Die Stadt hat dort Absperrungen und Verbotsschilder aufstellen lassen, weil sie befürchtet, dass an windigen Tagen Teile vom Dachstuhl herunterfallen könnten. Denn im Dach des Gebäudes mit der Hausnummer 13 klafft seit über zwei Jahren ein großes Loch. Damals, am 27. Februar 2020, war in dem dreistöckigen Wohn- und Geschäftshaus ein Feuer ausgebrochen. Verletzt wurde zum Glück niemand, aber das Gebäude wurde schwer beschädigt und steht seitdem leer.
Dass nach über zwei Jahren noch immer nicht klar ist, wie es mit der Brandruine weitergeht, liegt daran, dass die Stadt und der Eigentümer des Gebäudes unterschiedliche Vorstellungen haben. Ginge es nach ihm, sagt Hausbesitzer Farhan Javid, wäre das Gebäude schon längst saniert und wieder bewohnt. Der Inhaber der Firma MB Telekom hat bis zu dem Brand einen Laden für Handy- und Computerreparaturen im Erdgeschoss des Hauses betrieben, damals noch als Mieter. Nach dem Brand kaufte er zusammen mit seinem Bruder die Ruine, um sie so schnell wie möglich wieder aufzubauen und mit seinem Geschäft an den alten Standort zurückzukehren.
Hausbesitzer fühlt sich blockiert
Sein Plan sei es, das Haus bis auf das Erdgeschoss abzubrechen und anschließend neu aufzubauen. Das neue Gebäude soll ein Stockwerk höher werden als das ausgebrannte, der Bebauungsplan lässt das zu. Die Pläne des Architekten seien bereits fix und fertig, die Baufirmen stünden parat: „Wir warten nur noch auf die Genehmigung, aber die Stadt Backnang stellt sich quer“, beklagt der Eigentümer.
Tobias Großmann, der Leiter des Stadtplanungsamts, räumt ein, dass er mit den Plänen des Hausbesitzers nicht glücklich ist. Denn das ausgebrannte Gebäude ist Teil einer Häuserzeile, die insgesamt in keinem guten Zustand ist. Alle vier Häuser sind mehr als 100 Jahre alt und laut Großmann wurde in der Vergangenheit nur wenig in ihren Erhalt investiert. Das Haus links neben der Brandruine steht ebenfalls schon seit vielen Jahren leer. „Wir sollten deshalb ausloten, wie wir an dieser Ecke insgesamt eine Aufwertung hinbekommen“, erklärt Großmann. Schließlich befinden sich die Häuser an exponierter Stelle, quasi am Eingangstor zur Innenstadt.
Statt das ausgebrannte Haus an derselben Stelle wiederaufzubauen, wäre es aus Sicht des Stadtplaners sinnvoller, ein oder mehrere Nachbargebäude mit abzureißen und auf der frei werdenden Fläche etwas Neues zu entwickeln. Das hätte aus Großmanns Sicht auch den Vorteil, dass man dann im Erdgeschoss größere Ladenflächen schaffen könnte, die für Einzelhandel oder Gastronomie attraktiver wären. „Im Moment haben wir dort wahnsinnig enge Grundstücksverhältnisse. Da ist es schwierig, dauerhaft eine gute Nutzung hinzubekommen“, sagt der Amtsleiter.
Stadt plant Gespräche mit Eigentümern
Um eine solche große Lösung hinzubekommen, müssten allerdings mehrere Eigentümer an einem Strang ziehen, und das scheint nicht der Fall zu sein. Farhan Javid sagt, er sei auch für ein größeres Projekt zu haben, aber er wisse vom Besitzer des leer stehenden Nachbarhauses, dass dieser weder investieren noch verkaufen wolle. Und der Nachbar auf der anderen Seite hat nach eigenen Angaben erst kürzlich eine größere Summe in sein Haus gesteckt.
Bei der Stadt will man die Hoffnung aber noch nicht aufgeben. Tobias Großmann erklärt, er wolle noch einmal das Gespräch mit den Immobilienbesitzern suchen: „Wir bieten ihnen unsere Moderation und Begleitung an.“ Als Anreiz könnte man den Eigentümern auch in Aussicht stellen, die Häuserzeile in das Sanierungsgebiet „Innenstadt III“ aufzunehmen. Dann könnten sie Fördergelder bekommen, zum Beispiel für den Abbruch alter Gebäude. Grundsätzlich wäre auch denkbar, dass die Stadt selbst Häuser erwirbt und saniert, so wie sie es zurzeit in der unteren Marktstraße vorhat. Dies sei aber erfahrungsgemäß ein langwieriger Prozess, sagt Großmann.
Farhan Javid will aber nicht mehr warten. Dass er nicht loslegen kann, weil seine Nachbarn nicht mitziehen, versteht er nicht. Und noch mehr ärgert ihn, dass das Baurechtsamt jetzt auch noch ein statisches Gutachten zur Standsicherheit der Brandruine von ihm verlangt. Denn ginge es nach ihm, wäre das Haus längst abgerissen.