Hilfstrupp für Ukraine plant mehr Aktionen

Vergangene Woche bat Sebastian Bauer aus Weissach im Tal um Sachspenden in Cottenweiler. Mit elf weiteren Helfern fuhr er diese nun am Wochenende nach Polen, nahe der ukrainischen Grenze. Nach Hause brachte das Team bedrückende Bilder und Pläne für weitere Hilfsaktionen.

Einige polnische Feuerwehrmänner (rechts, in Uniform) helfen den Männern aus Weissach im Tal und näherer Umgebung (links, mit der Weissacher Flagge) beim Ausladen der Spenden. Die Weissacher Helfer (von links nach rechts): Stefan Hübner, Rene Peter, Jochen Stein, Gerd Müller, Matthias Anhorn, Steffano Mencarelli, Markus Braun, Axel Schmid, Stefan Speider und Sebastian Bauer; eine Person fehlt auf dem Foto.Fotos: privat

Einige polnische Feuerwehrmänner (rechts, in Uniform) helfen den Männern aus Weissach im Tal und näherer Umgebung (links, mit der Weissacher Flagge) beim Ausladen der Spenden. Die Weissacher Helfer (von links nach rechts): Stefan Hübner, Rene Peter, Jochen Stein, Gerd Müller, Matthias Anhorn, Steffano Mencarelli, Markus Braun, Axel Schmid, Stefan Speider und Sebastian Bauer; eine Person fehlt auf dem Foto.Fotos: privat

Von Anja La Roche

Weissach im Tal/Lublin. Schockiert von den TV-Bildern aus der Ukraine und den flüchtenden Menschen hat sich ein zwölfköpfiges Team um Sebastian Bauer gebildet. Der in Weissach im Tal wohnende Krankenpfleger ist am Wochenende mit den anderen Freiwilligen aus der Gemeinde und näheren Umgebung in die polnische Stadt Lublin gefahren. Dorthin brachten sie die vorher in Cottenweiler gesammelten Sachgüter (wir berichteten). Die Gruppe kehrte wie geplant vergangenen Sonntag aus Polen zurück. Nun sind sie voller Tatendrang, weitere Hilfsaktionen anzugehen.

Freitagnachts ging die Fahrt los. Wie geplant kam das Weissacher Team am Samstag um kurz vor 15 Uhr in der polnischen Stadt Lublin an, die relativ nah an der ukrainischen Grenze liegt. Sebastian Bauer ist die Aufregung der vergangenen Stunden noch anzuhören. „Ich bin noch total kaputt“, sagt er. Die dort gesammelten Eindrücke müsse er erst einmal verarbeiten. Massen an geflüchteten Menschen seien in der polnischen Stadt unterwegs; dabei handele es sich fast ausschließlich um Frauen und Kinder, erzählt Bauer, die in Bussen und Autos transportiert würden oder sich um Mitfahrgelegenheiten bemühen. Auch auf der Weissacher Hilfstrupp seien viele der ukrainischen Flüchtlinge zugekommen, um eine Mitfahrgelegenheit zu ergattern. „Das konnten wir nicht machen, das funktioniert so nicht“, sagt Bauer. Denn freie Sitzplätze mit Sicherheitsgurten hatten die Weissacher nicht zu bieten.

In Lublin ist das Weissacher Team direkt auf den Umschlagplatz der Caritas gefahren. Das dortige Sicherheitspersonal lotste sie zur entsprechenden Sammelstelle. Dort habe Bauer nach dem Caritasmitarbeiter gesucht, mit welchem er in Kontakt stehe. Bis die Weissacher ihre Hilfsgüter ausladen konnten, mussten sie allerdings etwa anderthalb Stunden warten. Denn die Helfer vor Ort seien damit beschäftigt gewesen, vier unangekündigte Fahrzeuge mit Hilfslieferungen auszuladen. „Die Lage war recht chaotisch“, sagt Bauer. Allerdings habe sich der Weissacher Hilfstrupp im Zelt der Caritas mit Gulasch, Brot, Wurst und Tee stärken können.

Schließlich ergriff das Team selbst Initiative: „Wir haben gesagt: Gebt uns die Paletten und wir laden es selbst aus“, erzählt Bauer. Ihre 5,5 Tonnen Sachspenden konnten sie so in nur zehn Minuten aus den Fahrzeugen laden. Unterstützung bekamen sie dabei spontan von der polnischen Feuerwehr sowie von weiteren Helfern. Diese seien angereist, um Spenden vorbeizubringen –genauso wie die Weissacher auch. Beispielsweise hätten die Weissacher von aus Esslingen angereisten Helfern Unterstützung bekommen.

Die Organisatoren der Caritas-Sammelstelle hätten sich sogar für das Chaos entschuldigt, berichtet Bauer weiter. Und den Helfern Schlafplätze in dem als Flüchtlingsunterkunft umfunktionierten Kloster in Lublin angeboten, oder, falls gewünscht, in einem Hotel. Das lehnten die zwölf Weissacher allerdings ab. „Wir wollten nicht so nah an der ukrainischen Grenze bleiben“, so Bauer. Möglichst schnell wollten sie wieder mehr Abstand zu dem Krieg in der Ukraine gewinnen. Auf ihrer Rückfahrt stoppten die Weissacher dann allerdings in einem polnischen Hotel, drei Stunden von Lublin entfernt, um sich vor der Weiterfahrt auszuruhen.

Die ortsansässige Caritas kann weitere Sachspenden brauchen

Das sich spontan gebildete Team um Sebastian Bauer plant weitere Aktionen zur Hilfe für ukrainische Flüchtlinge. „Die Bereitschaft ist bei allen im Team da, wieder runterzufahren“, so Bauer. Kritisiert wurden in den Medien kürzlich allerdings auch uneffiziente Sachspenden von hilfswilligen Deutschen. Auch das Deutsche Rote Kreuz (DRK) bittet laut der Tageszeitung FAZ inzwischen um Geld- statt Sachspenden zur Unterstützung der von den Russen angegriffenen Ukrainer. Der Einsatz der Geldspenden sei zielgenauer möglich. Dazu sagt Sebastian Bauer: „Das kommt vermutlich auf den Einsatzort an. Wie das beim DRK ist, kann ich nicht sagen. Wo wir hingefahren sind (Caritas Lublin), werden ganz massiv weitere Sachspenden benötigt.“ Er habe mit dem Organisator gesprochen: Die Supermärkte vor Ort seien komplett leergefegt, Lebensmittel und Hygieneartikel würden dringender benötigt als Geld. Denn logistisch sei es zurzeit schwierig die benötigten Materialien heranzuschaffen – auch mit Geld.

Caritas Lublin Die Caritas in der polnischen Stadt Lublin leistet derzeit sowohl Hilfe für Flüchtlinge als auch Hilfe in der umkämpften Ukraine selbst. Bei Fragen zur Flüchtlingshilfe kann man sich an die E-Mail-Adresse ukraina.caritas.lublin@gmail.com richten. Weitere Informationen unter www.lublin.caritas.pl.
An der Sammelstelle der Caritas in Lublin kommen täglich viele Tonnen Sachspenden an.

An der Sammelstelle der Caritas in Lublin kommen täglich viele Tonnen Sachspenden an.

Zum Artikel

Erstellt:
8. März 2022, 16:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen