„Ich hatte Respekt vor der Rolle“: Gespräch mit dem neuen Bize-Realschulrektor
Christian Zeller leitet seit diesem Schuljahr die Realschule am Bildungszentrum Weissacher Tal. Seit 2012 ist er an der Schule. Bevor sein Vorgänger Jürgen Wörner in den Ruhestand wechselte, war Zeller Konrektor.
Von Melanie Maier
Weissach im Tal. Ein paar Tage habe es gedauert, bis er sich an den neuen Arbeitsplatz gewöhnt habe, sagt Christian Zeller. Anfangs sei er aus Gewohnheit noch in sein altes Büro direkt nebenan gegangen. Aber so langsam ist er angekommen, der neue Leiter der Realschule des Bildungszentrums Weissacher Tal (Bize). Seit dem Schuljahr 2012/2013 ist Zeller am Bize. Er nennt den Wechsel an die Schule „eine der besten Entscheidungen, die ich je treffen konnte“. „Das Bize ist riesengroß. Es gibt allein zwei Sporthallen, ein Stadion und Außenplätze – das ist der Traum eines jeden Sportlehrers“, sagt Zeller, der selbst Sport unterrichtet. Durch die enge Zusammenarbeit mit dem Gymnasium und der Gemeinschaftsschule verfüge das Bize über Möglichkeiten, die die meisten Schulen nicht hätten, fügt er an. „Dazu bin ich vom ersten Tag an mit offenen Armen von den Kolleginnen und Kollegen empfangen worden. Bessere Voraussetzungen kann ich mir nicht vorstellen.“
Zeller kam als Konrektor der Realschule ans Bize. Seitdem sein Vorgänger Jürgen Wörner sich zum Ende des vergangenen Schuljahres in den Ruhestand verabschiedet hat, leitet er die Schule. Den Karrieresprung hat Zeller aber nicht leichtfertig getan. „Ich hatte Respekt vor der Rolle“, betont er. Vor einigen Jahren sei ihm eine Stelle als Rektor an einer anderen Schule angeboten worden. Zeller lehnte ab. „Ich habe mir gesagt: Wenn ich in die Schulleitung gehe, dann nur hier am Bize“, berichtet er. Mit den Jahren sei der Mut dafür gewachsen – auch, weil die anderen Schulleiter am Bize und Wörner, den Zeller als seinen Mentor bezeichnet, ihm sagten: „Wir sehen dich in der Rolle.“ Als klar war, dass er der nächste Bize-Realschulleiter werden würde, freute er sich darauf. Dennoch sagt er: „Es ist ein Wagnis. Man erfährt erst in der Rolle, ob man ihr gewachsen ist.“ Der Start sei aber dank des Kollegiums und seiner neuen Konrektorin Kerstin Roth, die auch zuvor schon Lehrerin am Bize war, sehr gut gelungen.
Zeller ist auch Sprecher des gesamten Bildungszentrums
Bereits als Konrektor hatte Zeller viel mit der Schulorganisation zu tun. Zudem war er für die Digitalisierung zuständig. Der größte Unterschied zur alten Stelle? „Ich bin jetzt der Ansprechpartner für alle“, erklärt Zeller. „Mit dem Wechsel bin ich wieder sehr viel stärker in eine beratende und Entscheiderrolle gerutscht.“ Darüber hinaus habe er nun deutlich mehr Termine. „Dafür muss man erst einmal eine Routine finden. Ich hätte gerne ein paar Stunden mehr zur Verfügung“, sagt Zeller und schmunzelt. Von seinem Vorgänger hat er außerdem die Rolle des Sprechers des gesamten Bizes vererbt bekommen. „Ich sammle alle Anfragen und Sorgen“, sagt er.
Dass er Lehrer werden würde, diese Vermutung lag bei dem inzwischen 49-Jährigen schon im frühen Teenageralter nahe. Als Jugendgruppenleiter im Sportverein und bei Jugendfreizeiten im Sommer erkannte er bald, dass er beruflich gerne einmal etwas mit Kindern und mit Sport machen wollte. Das Vorhaben verfestigte sich in seiner Zeit als Jugendreiseleiter nach dem Studium. „Nach dem Examen wollte ich noch mal raus, bevor der Ernst des Lebens anfängt“, erinnert er sich. „Danach wusste ich: An der Schule kann mich eigentlich gar nichts mehr schocken.“
Seine erste Stelle war an der Kastell-Realschule in Welzheim
Nach dem Referendariat in Ellwangen trat Zeller zum Schuljahr 2002/2003 seine erste Stelle als Lehrer an der Kastell-Realschule in Welzheim an. Er unterrichtete die Fächer, die er studiert hatte. „Das Thema Informatik kam zufällig zu mir“, berichtet er. „Der damalige IT-Spezialist war in Welzheim nicht mehr da, so wurde ich gleich Netzwerkberater.“ Das Wissen habe er sich fachfremd angeeignet.
Obwohl er nun Rektor ist, steht Zeller nach wie vor mehrere Stunden pro Woche vor Schulklassen. So unterrichtet er etwa die 7er-Klassen im Fach Informatik, „damit mich alle Schülerinnen und Schüler mal zu Gesicht bekommen“. Sein Steckenpferd sei jedoch AES (Alltagskultur, Ernährung und Soziales – früher HTW, siehe Infokasten). „Das ist ein ganz tolles Fach, weil es um konkrete Alltagsprobleme geht“, schwärmt Zeller. Die Praxisnähe ist auch der Grund dafür, warum er sich für die Realschule als Wirkungsstätte entschieden hat und nicht etwa für das Gymnasium.
Für seine Jahre als Rektor hat Zeller sich vorgenommen, die gute Stimmung und die gegenseitige Wertschätzung im Kollegium, für die bereits Jürgen Wörner gesorgt hatte, weiter zu fördern. „Das Amt des Rektors ist in der heutigen Zeit immer ein bisschen Mangelverwaltung“, sagt er. „Wenn dann auch noch das Kollegium nicht stimmt, wird’s schwierig.“ Zeller hat sich vorgenommen, seinem Kollegium bestmögliche Arbeitsbedingungen zu verschaffen. „Wenn es meinen Lehrern gut geht, geht’s auch meinen Kindern gut“, ist er sich sicher.
Privat ist Zeller gerne sportlich aktiv. Da er wegen einer Schulterverletzung aktuell nicht mehr Volleyball spielen kann, hat er das Mountainbiken für sich entdeckt. Am liebsten verbringt er aber Zeit mit Freunden und mit seiner Familie. „Von ihnen“, sagt er, „bekomme ich den Rückhalt, den ich für die Stelle brauche.“
Werdegang Christian Zeller wurde 1972 geboren. Er wuchs in Rommelshausen und in Fellbach auf. Am Fellbacher Friedrich-Schiller-Gymnasium absolvierte er 1992 sein
Abitur. Nach seinem Zivildienst in Fellbach studierte er Sport, Technik und HTW (Handarbeiten und Technisches Werken) auf Lehramt in Heidelberg. Danach arbeitete er zwei Jahre lang als Jugendreiseleiter, bevor er sein Referendariat in Ellwangen absolvierte.
Karriere Seine erste Stelle trat Zeller an der Kastell-Realschule in Welzheim an. Dort war er zehn Jahre lang Lehrer. Zum Schuljahr 2012/13 fing er als Konrektor und Lehrer an der Realschule im Bize an. Seit Beginn
dieses Schuljahrs leitet Zeller die Schule.
Privatleben Mit seiner Frau Carmen Zeller und den gemeinsamen Töchtern Maraj (13) und Nika (7) wohnt Zeller in Remshalden.