Im Pflegeheim in Allmersbach sind die Ponys los
Im Alexander-Stift in Allmersbach im Tal haben am Dienstagnachmittag tierische Gäste vorbeigeschaut. Vier Ponys aus Großerlach haben sich von den Heimbewohnern bereitwillig füttern und streicheln lassen.

© Alexander Becher
Von diesem Besuch profitieren beide Seiten: Ein Heimbewohner füttert das Pony Happy mit Karottenstückchen. Foto: Alexander Becher
Von Carolin Aichholz
Allmersbach im Tal. Auf dem Vorplatz des Pflegeheims Alexander-Stift war am Dienstag besonders viel Betrieb. Die Ponys der Familie Bürkle aus Großerlach besuchen zum ersten Mal die Bewohner in Allmersbach im Tal. Und die sind ganz begeistert von ihren zotteligen Gästen.
Regina Bürkle ist stellvertretende Geschäftsführerin des Alexander-Stifts und sehr glücklich darüber, dass sie ihren Bewohnern so eine Freude machen kann. Denn die vier Deutschen Classic-Ponys stammen vom Hof ihrer Familie aus Großerlach. Drei von ihnen sind bereits ausgewachsen und hören auf die Namen Happy, Jako und Jurino. Jakos jüngster Nachwuchs, der kleine Jekyll, ist ein erst drei Monate altes Fohlen und auch mit an Bord.
„Den hier hab ich noch nicht gestreichelt“, sagt eine Heimbewohnerin und kommt mit ihrem Rollator zielsicher zu Jurino gefahren. „Aber jetzt habe ich gar nichts mehr für dich“, sagt sie bedauernd, als der Schecke näherkommt. Die Pfleger der Ponys verteilen Karottenstückchen an die Senioren, die sie an ihre tierischen Gäste verfüttern können. Die Tiere greifen nur zu gern zu, beschnuppern die Menschen und lassen sich bereitwillig streicheln.
Freudige Aufregung bei den Heimbewohnern
Wer dem Braten nicht so recht traut, kann das Geschehen aus sicherer Entfernung vom Balkon herunter beobachten. Die meisten Heimbewohner reagieren auf die Ponys jedoch erfreut bis begeistert. „Als wir heute Mittag angekündigt haben, dass die Ponys kommen, waren alle ganz aufgeregt“, erzählt Pflegerin Sonja. „Und einer unserer Bewohner kommt eigentlich nie aus seinem Zimmer, weil ihm das immer zu viel Trubel ist. Aber heute wollte er extra für die Ponys unbedingt raus. Und jetzt sitzt er immer noch hier und ist voll dabei.“
Kein Wunder, denn den flauschigen Vierbeinern kann keiner widerstehen und die Ausdauer der Heimbewohner beim Füttern und Streicheln ist riesig. Immer wieder drehen die Tiere eine neue Runde, um sich mit Streicheleinheiten verwöhnen zu lassen. Auch die Bewohnerin Herta Stury hat überhaupt keine Berührungsängste. „Ich hätte nichts dagegen, wenn die Ponys jede Woche zu uns kommen“, schwärmt die 87-Jährige. „Meine Enkelin besucht mich manchmal mit ihrem kleinen Chihuahua, da freue ich mich auch immer sehr drauf.“
Heimleiter Arne Vogel ist sehr froh über diese Highlights im Alltag seiner Bewohner. „Kinder und Tiere begeistern die Menschen einfach immer“, sagt er. Einige Regeln gebe es bei diesen Besuchen natürlich einzuhalten, gerade was Hygiene- und Gesundheitsstandards betrifft. Und jedes Pony hat natürlich einen Begleiter dabei, der es führt und aufpasst, dass nichts passiert. „Und wir müssen auch darauf achten, dass die Tiere keine Hindernisse darstellen, wir haben ja viele Bewohner, die mit einem Rollator oder im Rollstuhl unterwegs sind.“
Besuchstiere sind stets willkommen
Auf die Bewohner eines anderen Heims des Alexander-Stifts in Weissach im Tal wartet morgen auch ein tierisches Event: Dort werden Alpakas vorbeischauen, sagt Arne Vogel. „Und wir freuen uns auch immer, wenn Angehörige ihre Lieben mit den Haustieren besuchen kommen“, sagt der Heimleiter. „Man merkt, wie die Leute aufblühen, wenn sie sich mit Tieren beschäftigen.“
Auch ausgebildete Therapiehunde kommen gelegentlich zu Besuch und viele Heime haben sogar eigene Katzen, mit denen sich die Bewohner beschäftigen können. Das gibt es in Allmersbach nicht, aber in Einzelfällen könne man auch prüfen, ob der Bewohner sein Haustier mitbringen darf. „Dann muss aber klar sein, wer sich darum kümmert. Das kann das Pflegepersonal nicht leisten“, stellt Arne Vogel klar. „Und in den meisten Fällen sind unsere Bewohner eben doch auf viel Hilfe angewiesen, dann kommt das nicht mehr infrage.“
Dass die Tiere einen positiven Einfluss auf die Heimbewohner haben, kann Regina Bürkle an solchen Tagen sehr gut beobachten. „Viele von ihnen kennen große Pferde noch aus ihrer Kindheit und hatten viel mit ihnen zu tun, da kehren dann wieder viele Erinnerungen zurück.“
Nicht alle Ponys sind geeignet
Und diese Besuche sind nicht nur für die Pflegebedürftigen, sondern auch für die Ponys sehr aufregend. Schließlich kommen sie auch an einen neuen Ort mit vielen unbekannten Leuten. Für Jurino und Jekyll ist es der erste „Außeneinsatz“. Nicht alle Ponys seien für diese Ausflüge geeignet, sagt Regine Bürkle, da gebe es auch große charakterliche Unterschiede bei den Vierbeinern. „Die Classic-Ponys sind zwar nicht so stur wie Shetland-Ponys. Aber wir können trotzdem nicht alle mitnehmen, weil manche im Umgang mit den Menschen nicht so unproblematisch sind“, sagt die stellvertretende Heimleiterin. Damit es auch für die Ponys nicht zu viel wird, finden oft auch nur zwei bis drei Ausflüge dieser Art im Jahr statt. Wenn die Ponys eine Pause von den Menschen brauchen, wandern sie zum angrenzenden Grünstreifen und bedienen sich am frischen Gras.
Irgendwann kommen dann auch ein paar Schulkinder auf ihrem Nachhauseweg vorbei, wollen ebenfalls die Ponys streicheln und löchern ihre Begleiter mit vielen Fragen über die flauschigen Vierbeiner. Doch nach etwas über zwei Stunden Besuchszeit ist die Energie der Ponys dann aufgebraucht. Vor allem das kleine Fohlen Jekyll muss jetzt dringend zurück in seinen Stall.