Im Schwarzwald springt der Funke über
Hildegard und Gerhard Weller aus Großerlach-Grab begehen am heutigen Donnerstag das Fest der diamantenen Hochzeit. Die beiden Jubilare haben sich bei der Arbeit in einem Hotel kennen- und lieben gelernt.

Führten 31 Jahre lang ihr Gasthaus Löwen in Grab: Gerhard und Hildegard Weller.
Von Simone Schneider-Seebeck
Großerlach. Im schönen Schwarzwald ist der Funke übergesprungen. 1960 war das, als die Jubilarin in jungen Jahren dort ihren künftigen Ehemann kennengelernt hat. Von Norddeutschland, aus der Umgebung von Kiel, hatte es die junge Frau damals nach Breitnau in ein Hotel verschlagen, dort arbeitete sie als Hotelfachkraft. Das sei fast ein Kulturschock gewesen, erinnert sich die heute 81-Jährige schmunzelnd. Das Essen, die Sprache, alles ungewohnt. Ihr zukünftiger Mann Gerhard war als Koch beschäftigt und begleitete sie öfter von der Arbeitsstelle nach Hause. Der Weg führte an einem Friedhof vorbei – wie beruhigend da ein furchtloser Begleiter doch war. Der sich auch gern mal das Motorrad eines Freundes ausborgte, um mit seiner Herzensdame den Schwarzwald zu erkunden. An diese schöne Zeit denken beide sehr gern zurück.
Dennoch zog es sie in den Norden zurück, bei Heiligenhafen fand die junge Frau eine Anstellung, zunächst in einem Restaurant, dann auf einer Fähre. Und dort machte sie dem Küchenchef klar, dass ihr süddeutscher Freund eine zwingende Bereicherung der Küchenmannschaft sein würde. Gerhard Weller folgte ihr nach, insgesamt drei Jahre verbrachten die beiden oben im Norden. Dort heirateten sie am 3. März 1962, auch die Tochter wurde dort geboren.
Gerhard Weller war zuvor schon in Deutschland herumgekommen. Aufgewachsen in Grab, lernte er sein Handwerk als Koch zunächst in Stuttgart, bevor er in Bayreuth arbeitete und dann in den Schwarzwald kam. Auch heute noch werden seine Soßen sehr geschätzt, die Nachbarskinder kommen immer wieder gern zu „Nudeln mit Soß“ vorbei. Doch bevor er mit seiner Familie zu seinen Wurzeln zurückkehrte, lebten die Wellers nach ihrer Zeit an der Ostsee zunächst zwölf Jahre in Stuttgart-Feuerbach. Nach zehn Jahren in einem bayerischen Lokal und zwei Jahren als Küchenchef einer Firmenkantine entschied sich das Paar, sich selbstständig zu machen, und kehrte zurück nach Großerlach-Grab.
31 Jahre lang führten die beiden ihr Gasthaus Löwen mit Pension, bis sie aus gesundheitlichen Gründen Ende 2003 aufhören mussten. Gern denkt Gerhard Weller an diese Zeit zurück, vor allem an den Stammtisch, der sich jeden Sonntag getroffen hat. „Selbst heute kommt man noch zusammen“, sagt er, auch wenn die Gruppe im Laufe der Zeit etwas geschrumpft ist. Hildegard Weller hat in den drei Jahrzehnten viel für die Gaststätte gebacken, ihr Käsekuchen war über die Kreisgrenzen hinaus bekannt. Nachdem das Paar sich aus dem Geschäftsleben zurückgezogen hatte, reisten sie viel, sie entdeckten vor allem Busreisen für sich. Zudem gab es noch einen Garten, der versorgt werden wollte. Mittlerweile lassen sie es etwas ruhiger angehen. Doch wenn ihre Unterstützung gefragt ist, helfen sie gern, beispielsweise wenn der Nachbarshund kurzfristig eine Bleibe braucht.
Die Tochter wohnt nicht weit weg, der Sohn lebt mit seiner Familie im Taunus. Mittlerweile gehören fünf Enkelkinder und drei Urenkel zur Familie. Über die gemeinsamen Jahrzehnte sagt Hildegard Weller: „Es gab Höhen und Tiefen“, doch die haben sie erfolgreich zusammen gemeistert. Und ihr Mann Gerhard ergänzt: „Zusammenhalten – alles andere hat keinen Wert.“

1962 gaben sich die Jubilare hoch im Norden das Jawort. Foto/Repro: S. Schneider-Seebeck