Immer füreinander da gewesen
Das Ehepaar Verena und Fritz Hüttner aus Backnang begeht am heutigen Donnerstag das Fest der diamantenen Hochzeit. Über Freunde haben sie sich vor sechs Jahrzehnten kennengelernt, mit 18 und 20 Jahren.

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Verena und Fritz Hüttner sind seit 60 Jahren verheiratet. Das Jawort gaben sie sich im Stuttgarter Rathaus. Foto: Alexander Becher
Von Simone Schneider-Seebeck
Backnang. Das Leben hat sie zusammengeschweißt. Viel haben die beiden im Laufe der Jahre durchgestanden, viel Arbeit und auch so manche Enttäuschung haben sie erlebt. Doch alles in allem blicken Verena und Fritz Hüttner sehr zufrieden und auch stolz auf ihr gemeinsames Leben zurück. Denn durch ihren jahrzehntelangen Fleiß haben sie sich so einiges erarbeitet. „Wir haben alles mit Arbeit erschaffen“, bemerkt Verena Hüttner.
Beide stammen aus Stuttgart, sie aus Gablenberg, er aus dem Osten. Über Freunde haben sie sich damals kennengelernt, mit 18 und 20 Jahren. Doch die Kennenlernzeit war recht kurz gewesen, denn Fritz Hüttner lag bereits der Einberufungsbefehl in die Bundeswehr vor. Noch stand in den Sternen, wie es mit der jungen Liebe weitergehen würde. „Bei der Grundausbildung hat man erst Ausgang bekommen, wenn man militärisch grüßen konnte“, erinnert sich Fritz Hüttner schmunzelnd an damals. Seinen ersten Urlaub hat er gleich für einen Besuch bei seiner Freundin genutzt. „Plötzlich stand er vor der Tür, in voller Uniform“, sagt Verena Hüttner. Und sie sei gar nicht zu Hause gewesen an diesem Tag, sondern habe die Zeit mit einer Freundin im Kino verbracht. Doch er hat auf sie gewartet. Und die Mutter hatte gleich eine gute Idee. Denn da der junge Mann mit dem Auto gekommen war und der Geburtstagsbesuch beim Großvater anstand, könnte man doch prima beides verbinden – die Feier besuchen und etwas Zeit zusammen verbringen.
„Meine Verwandten haben ihn gleich aufgenommen, als ob er schon zur Familie gehört“, erinnert sich die Seniorin. Kein Wunder, dass sie sich nach einem Jahr dafür entschieden, ihr Leben gemeinsam weiterzugehen. Am 8. Juni 1962 war es dann so weit, im Stuttgarter Rathaus gaben sie sich das Jawort. Für die kirchliche Trauung am folgenden Tag hatte sich die gelernte Damenschneiderin selbst das Brautkleid entworfen und geschneidert. Obwohl verheiratet, verbrachte das junge Paar die ersten Monate vor allem getrennt, denn Fritz Hüttner hatte noch den restlichen Wehrdienst abzuleisten. Nur an den Wochenenden konnten sie sich sehen.
Über einen Kameraden fand der gelernte Fliesenleger dann eine Stelle und sogar eine Wohnung in Altensteig, die er zunächst jedoch allein bezog, Verena Hüttner und ihre Mutter folgten nach der Geburt des ersten Kindes, einer Tochter, nach. Schon damals war Verena Hüttners Mutter jedoch schwer krank, nach einiger Zeit ging es für die Familie daher wieder zurück nach Stuttgart.
Hüttners Vater kaufte während dieser Zeit ein Haus in Schöntal, und drei Jahre lang unterstützte der junge Familienvater seine Eltern beim Um- und Ausbau. Jedes Wochenende, jeden Urlaub verbrachte er auf der Baustelle. Eine harte Zeit für alle, besonders da zwischenzeitlich noch ein Sohn dazugekommen war. Nach der Umbauzeit zog die Familie gemeinsam mit Hüttners Eltern und Bruder nach Schöntal, einige Jahre später stand dann der Umzug ins eigene Haus an, ebenfalls in Schöntal. Mittlerweile hat das Paar seinen Wohnsitz in Backnang, das großzügige Haus mit grüner Oase haben sie gemeinsam mit Tochter und Schwiegersohn gebaut, beide Familien leben darin. Gearbeitet haben sie immer viel, zwischendurch sogar in der gleichen Firma. Lange Jahre arbeitete Verena Hüttner als Verkäuferin, zwischendurch bei einer Sandstrahlerei in Esslingen, doch im Büro war es ihr zu einsam. „Ich muss unter Leute“, erzählt sie bestimmt. Fritz Hüttner leitete lange eine Filiale der Sandstrahlerei in Ludwigsburg. Nebenher verdienten sie noch als Heimarbeiter dazu, so nähte sie Gardinen und Schlüsselmäppchen, stattete Gürtel mit Ziernähten aus. Sie waren und sind auch heute noch immer gern unterwegs. Acht Jahre lang besaß das Paar ein Segelboot im Mittelmeer, sie kreuzten viel vor Kroatien, Italien, Griechenland, der Türkei, bis Verena Hüttner feststellte: „Jetzt habe ich vom Wasser genug.“ Dann ging es mit dem Wohnwagen Richtung Norden, bis zum Nordkap.
Am Bodensee haben sie seit 45 Jahren einen Stellplatz. „Das, was man Liebe nennt, ist das, was wir jetzt haben. Füreinander da zu sein in guten wie in schlechten Tagen“, resümiert Verena Hüttner. Sie sind davon überzeugt: „Je länger man beieinander ist, desto stärker wächst der Zusammenhalt.“

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Das Jawort gaben sie sich im Stuttgarter Rathaus. Repro: Alexander Becher