In einem Hotel in Basel traf sie Amors Pfeil

Von Simone Schneider-Seebeck

Sulzbach an der Murr. Dass eine Sulzbacherin und ein Recklinghäuser ausgerechnet im Baseler Hotel Astoria zueinanderfinden, das kommt sicher nicht allzu häufig vor. Reinhold Büttner war im Ruhrgebiet als Elektriker unter Tage beschäftigt, Erinnerungen an seine beruflichen Anfänge hängen an den heimischen vier Wänden. Doch wirklich glücklich war er dort nicht, ständig der Kohlenstaub, der sich überall ablagerte und sich irgendwie nie recht abwaschen ließ. Daher beschloss der junge Mann: „Jetzt lernst du was, damit man aus dem Dreck rauskommt!“ Und so kam er in den Süden, nach Weil am Rhein, wo er eine Schule besuchte, um sich fortzubilden. Seine Kameraden dort machten ihn auf die Tanzabende im Hotel Astoria in Basel aufmerksam. „Mittwochs war immer Damenwahl“, so erinnert er sich.

Renate Büttner hatte es eher zufällig in die Stadt am Rhein verschlagen. Eine Schulfreundin, die sie von der gemeinsamen Schulzeit in Stuttgart her kannte, hatte dort eine Stelle in einem Haushalt angenommen, musste jedoch wieder heimkehren. Die Freundin empfahl die Stelle und „so kam ich hin“, sagt Renate Büttner. In Basel habe der Chef ihr geraten: „Im Hotel Astoria ist mittwochs immer Tanz, da müssen Sie hin!“ Gesagt, getan. Der junge Recklinghäuser hatte es der Sulzbacherin angetan; sie nutzte die Damenwahl weidlich aus. Ende der 1950er-Jahre war das gewesen.

Nach seinem Schulabschluss kehrte Reinhold Büttner zunächst nach Recklinghausen zurück; auch seine Zukünftige zog mit nach Nordrhein-Westfalen. Doch dort blieben sie nicht lange. Seine Bewerbung bei Daimler in Untertürkheim war erfolgreich, und so ging es für die beiden wieder zurück in den Süden. Reinhold Büttner nahm sich ein eigenes Zimmer in Sulzbach an der Murr. 1960 folgte die Verlobung und am 27. April 1962 schließlich gab sich das Paar auf dem Standesamt das Jawort. Die kirchliche Hochzeit fand einen Tag später statt; gefeiert wurde in der Sulzbacher Adlerbrauerei.

Nach über zehn Jahren bei Daimler wechselte der Jubilar zur ANT, „wegen der Fahrerei“. Seine Frau fand zunächst in Sulzbach eine Anstellung bei der Taschenfabrik Kölbl, später wechselte sie zum Kaufhaus Max Mayer in Backnang. Über 25 Jahre war sie dort an der Information. „Ich werde immer noch erkannt“, sagt sie lächelnd. Die beiden sind immer gern gereist. Ibiza, Italien, Österreich, Zypern, Griechenland – vor allem mit Athen verbinden die beiden ein besonderes Erlebnis. Sie waren mit dem Auto unterwegs: „Da kommen Sie nicht mehr raus.“ Die Schilder waren damals ausschließlich auf Griechisch. Ein Taxifahrer lotste sie schließlich aus der Stadt. Von der griechischen Freundlichkeit und Gastfreundschaft sind sie noch heute begeistert. Mittlerweile lassen es die beiden etwas ruhiger angehen: „Wir haben früher viel gemacht, deshalb sind wir heute auch so zufrieden.“ Seit über zehn Jahren haben sie einen festen Wohnwagenstellplatz am Breitenauer See. Nur eine kurze Fahrstrecke und schon ist man raus aus dem Alltag und drin in der Erholung. Reinhold Büttner hat sich zudem über 30 Jahre lang bei der Freiwilligen Feuerwehr im Ort engagiert; er war stellvertretender Kommandant.

Ihr Geheimnis für 60 gemeinsame Jahre? „Man muss Vertrauen haben“, sagt er. „Man streitet sich auch. Aber wenn die Sonne untergeht, dann soll man wieder miteinander reden“, sagt sie und fügt hinzu: „So hat es uns der Pfarrer geraten.“ Und das habe fast immer geklappt. Immer füreinander da zu sein gehöre unbedingt dazu. Was die beiden sehr schätzen, ist ihr Freundeskreis: „Es ist wertvoll, dass man Freunde hat.“