In manchen Pfarrhäusern im Raum Backnang geht das Licht aus
Bei der Frühjahrssynode des evangelischen Kirchenbezirks Backnang wird die Umsetzung des Pfarrplans 2030 beschlossen. Unter anderem sollen die fünf selbstständigen Kirchengemeinden in Backnang zu einer fusionieren.
Von Uta Rohrmann
Backnang. Gesellschaftliche Entwicklungen wie Individualisierung, der Rückgang der Geburtenrate und immer mehr Kirchenaustritte sowie weniger Kirchensteuereinnahmen und weniger Pfarrer – all das sind Veränderungen, die den Pfarrplan 2030 notwendig gemacht haben. Verwaltungstechnisch gesprochen handle es sich dabei um eine „Strukturmaßnahme“, so Dekan Rainer Köpf bei der Frühjahrssynode des evangelischen Kirchenbezirks Backnang. Der nüchterne Begriff könne aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es schmerzlich sei, wenn in manchen Pfarrhäusern das Licht ausgehe. Ziel des Plans sei es, die Kirche arbeitsfähig zu halten.
Die Zahl der Pfarrstellen, die in der württembergischen Landeskirche eingespart werden müssen, ist regional unterschiedlich – zwischen 15 und 41 Prozent. Im Kirchenbezirk Backnang sind es 27,5 Prozent, die wegfallen – leicht über dem landesweiten Schnitt von 25 Prozent. In absoluten Zahlen ausgedrückt sind das 6,25 Stellen weniger als bisher. Es gibt dann noch 16,5 Pfarrstellen im Kirchenbezirk. Der Prozess soll bis 2030 abgeschlossen sein.
Weitere Gemeindefusionen in Murrhardt und Auenwald
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Wie die Vorgaben umgesetzt werden und die Verteilung aussehen könnte, darüber hatte sich ein Vordenkgremium Gedanken gemacht und das Ergebnis auf der Herbstsynode 2023 vorgestellt. Eine Reihe von Gesprächen und Beratungen in den Kirchengemeinderäten vor Ort und in den Distrikten folgte. Dekan Köpf stellte das bisherige Ergebnis vor: Die Gesamtkirchengemeinde Backnang mit momentan fünf selbstständigen Kirchengemeinden beginnt einen Fusionsprozess zu einer Kirchengemeinde, aufgeteilt in vier neue Parochien mit insgesamt vier Stellen. Im mittleren Murrtal unterstützen Burgstetten und Oppenweiler personell die bereits fusionierte Kirchengemeinde Aspach – insgesamt stehen hier drei Pfarrstellen zur Verfügung. Für die fünf Gemeinden im oberen Murrtal (Fornsbach-Kirchenkirnberg, Murrhardt-Klosterhof, Murrhardt-Riesberg, Sulzbach-Spiegelberg, Großerlach-Grab), die einen Zusammenschluss mit noch offener Rechtsform planen, sind dreieinhalb Pfarrstellen vorgesehen. Im Weissacher Tal (3,5 Pfarrstellen) werden die Kirchengemeinden Oberbrüden-Unterbrüden mit Lippoldsweiler zu einer Kirchengemeinde Auenwald fusionieren. Über die künftige Zusammenarbeit von Allmersbach, Althütte, Auenwald und Weissach im Tal wird noch weiter beraten. Mit 59 Jastimmen, sechs Gegenstimmen und drei Enthaltungen nahm die Synode den Pfarrplan 2030 an.
Geistliche werden bei der Verwaltungsarbeit entlastet
Zur Entlastung soll eine Verwaltungsreform bereits zum 1. Januar 2025 dienen. Zudem wird geplant, so schnell wie möglich eine Transformationsstelle auszuschreiben, um distriktübergreifend für den ganzen Kirchenbezirk ein Projekt (zum Beispiel Familienarbeit oder Arbeit mit jungen Erwachsenen) zu begleiten, Ehrenamtliche zu koordinieren und geistlich-theologisch zu emanzipieren. Außerdem haben Kirchengemeinden die Möglichkeit, eine etwaige Kindergartenträgerschaft auf den Kirchenbezirk zu übertragen – was Pfarrerinnen und Pfarrer zeitaufwendige administrative Aufgaben abnimmt. Das geistliche Betreuungsrecht bleibt bei den Kirchengemeinden, auch an den Arbeitsverträgen ändert sich nichts, wie die Backnanger Kirchenpflegerin Andrea Schreiber erläuterte.
In ihrem Bericht thematisierte Schuldekanin Silvia Trautwein die Bedeutung biblisch begründeter Hoffnung und die zahlreichen Möglichkeiten, diese an junge Menschen zu vermitteln. Mit dem Rechtsanspruch auf schulische Ganztagesbetreuung ab 2026/27 gewinne die Kooperation zwischen kirchlicher Jugendarbeit und Schule an Bedeutung. Möglich seien etwa eine Jungschar-AG, ein Schulfrühstück mit kleiner Andacht, Schulseelsorge oder Hausaufgabenbetreuung. Eine hohe Bedeutung für die religiöse Sozialisation habe nach wie vor der Konfirmanden- und Religionsunterricht. Der Reliunterricht, an dem auch viele nicht evangelische Kinder teilnehmen, sei für viele die erste Begegnung mit dem christlichen Glauben.