In Oberösterreich haben sie sich das Jawort gegeben

Das Ehepaar Sara-Maria und Johann Seiler aus Althütte feiert am heutigen Donnerstag diamantene Hochzeit.

Johann und Sara-Maria Seiler feiern diamantene Hochzeit. Foto und Repro: A. Becher

© Alexander Becher

Johann und Sara-Maria Seiler feiern diamantene Hochzeit. Foto und Repro: A. Becher

Von Simone Schneider-Seebeck

Althütte. Unzählige Kartons mit Puzzles sind im Wohnzimmer aufgestapelt, im Schrank verstecken sich noch mehr. Ganz verschiedene Motive sind es, die schönsten hängen an den Wänden. Eines sticht besonders hervor. Sara-Maria und ihr Mann Johann lächeln dem Betrachter entgegen. Und das machen die beiden auch jetzt noch viel und gern – lächeln. Dabei hatten sie es nicht immer leicht im Leben.

Aufgewachsen sind die beiden in Siebenbürgen im heutigen Rumänien. Schon dort kannten sie sich, man wusste voneinander. Nach dem Krieg waren die elterlichen Höfe enteignet worden, doch noch hielt es die beiden in der Heimat. 1959 jedoch entschied sich die damals 23-Jährige dazu, nach Österreich auszusiedeln. Hier hatte ihr Bruder, den sie 17 Jahre lang nicht mehr gesehen hatte, nach dem Krieg eine neue Heimat gefunden. Ein Jahr später verließ auch Johann Seiler die Schaßburger Gegend; er folgte seinem Vater nach.

Sie kannten sich seit der Jugend und trafen in Österreich wieder aufeinander

Sara-Maria Seiler erinnert sich: „Man sucht seine Landsleute im Ausland.“ Und sie strahlt ihren Mann an: „Da hat er mich gesucht und gefunden.“ Sein Zusammengehörigkeitsgefühl hatte sie sehr beeindruckt. Und am Karsamstag 1962 war es dann so weit. In Schwanenstadt gaben sie sich am 21. April das Jawort.

In Österreich hielt es die beiden jedoch nicht lange. Bei der Stuttgarter Südzucker fand Johann Seiler eine Stelle; bald holte er seine Familie, mittlerweile war der erste Sohn geboren worden, ins Ländle. Von Stuttgart aus ging es, nun zu viert, nach Urbach. 30 Jahre lang lebte die Familie dort. Bis zur Rente arbeitete Seiler für die Baufirma Wilhelm Weidler. Bis heute noch steht er mit seiner Firma in Kontakt: „Wenn sie mich brauchen, dann holen sie mich“, sagt er stolz. Sara-Maria Seiler fand eine Beschäftigung als Zuschneiderin bei der Firma Bleyle in Ludwigsburg; später arbeitete sie bei der Urbacher Fima Kübler als Näherin.

Getraut wurden die beiden in Österreich.

© Alexander Becher

Getraut wurden die beiden in Österreich.

Mittlerweile ist das Ehepaar seit 30 Jahren in Althütte heimisch. Dort gefällt es ihnen sehr gut. Und langweilig ist es ihnen auch nicht. Viel haben sie sich um die vier Enkel gekümmert; nun ist noch ein Urenkel dazugekommen. Bewegung gehörte für die beiden ebenfalls immer dazu. Sara-Maria Seiler hat gern Gymnastik gemacht und getanzt, auch im Frauenkreis war sie aktiv. Johann Seiler ist bis vor zwei Jahren, mit über 80, noch Marathon gelaufen. Zahlreiche Pokale zeugen davon. Und sein Holz macht er natürlich immer noch selbst.

Der 13. Juli 2020 veränderte viel im Leben der Seilers. Von einem Tag auf den anderen hörte die Seniorin nichts mehr. Die Verständigung erfolgt seither vor allem schriftlich. Doch sie geht gelassen damit um: „Wenn es mir passiert wäre, als die Kinder klein waren, wäre es eine Katastrophe gewesen. Jetzt ist es mir egal.“ Kreuzworträtsel lösen, puzzeln, Solitär spielen, das geht auch so. Operieren lassen möchte sie sich nicht. Und dann lacht sie und sagt: „Wenn sich mein Mann streitet, höre ich es gar nicht.“

Ein gutes Team sind die beiden, und der Humor kommt auch nicht zu kurz. Dass die beiden Mitte 80 sind, sieht man ihnen nicht an. Und selbst wenn sie im Laufe der vergangenen sechs Jahrzehnte einmal gestritten haben, dann waren sie dennoch nie böse aufeinander. „Ich kann das nicht“, erklärt sie.

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Erstellt:
21. April 2022, 16:00 Uhr

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