Internationale Baustelle mitten im hintersten Wald

Das neue zentrale Trinkwasserreservoir im Sulzbacher Teilort Schleißweiler soll im Oktober in Betrieb gehen

Die Holzverkleidung des Wasserwerks fügt sich harmonisch in die Landschaft ein. Foto: U. Gruber

Die Holzverkleidung des Wasserwerks fügt sich harmonisch in die Landschaft ein. Foto: U. Gruber

Von Ute Gruber

SULZBACH AN DER MURR.„Wie eine Feldscheuer am Waldesrand“ sollte das neue zentrale Trinkwasserreservoir in Schleißweiler daherkommen, so hatte es Hans-David Riker beim Spatenstich vor zehn Monaten angekündigt. Der mit der Planung betraute Bauingenieur hat recht behalten: Die Holzverkleidung des Gebäudes fügt sich harmonisch in die Landschaft ein, wenn es auch – zumal von der Talseite her betrachtet – kein Scheuerle, sondern eine „Allmachtsscheuer“ ist.

Auch im geräumigen Inneren steht das meiste schon, der gewaltige Speicherbehälter aus Edelstahl, die beiden Rohwassertanks, Treppen und Leitungen. Draußen vor der Tür knattert ein Notstromaggregat, am elektrischen Schaltschrank in Inneren tüftelt ein Elektriker aus dem Schwarzwald. „Die Leitungen sind gelegt, aber angeschlossen ist der Strom noch nicht.“ In der anderen Ecke brütet über den Plänen des Wasserwerks ein Installateur aus Berlin für die Firma WAT-membratec aus Nordrhein-Westfalen.

Die kroatische Baumannschaft der Firma Fritz Müller aus Backnang war trotz der großen Hitze im Juni/Juli dank WM-Erfolg in guter Stimmung, der Edelstahltank wurde von Luxemburgern montiert und von Franzosen lebensmitteltauglich gemacht. Eine internationale Baustelle mitten im hintersten Wald, „dabei hatten wir die Gewerke nur national ausgeschrieben“, wundert sich Beate Jakob vom Bauamt der Gemeinde, die das Ganze unter ihren Fittichen hat. Hier wird die zunehmende Mobilität auf dem Arbeitssektor ganz offensichtlich. Überhaupt Baufirmen zu bekommen, gleicht derzeit offenbar einem Glücksspiel: „Manchmal bekommt man auf eine Ausschreibung überhaupt kein Gebot.“

Inzwischen sind die vorgesehenen Quellen diesseits der Murr – die Grauquellen und die Küblersquelle – alle angeschlossen und beprobt: „Alles keimfrei und druckdicht.“ Wenn alles nach Plan läuft, soll am 28. September ein inoffizieller Probelauf starten. Man hofft auf eine baldige Freigabe durch das Landratsamt im Anschluss, sodass man im Oktober die neue Wasserversorgung in Betrieb nehmen kann.

Dann soll hier im künftig zentralen Hochbehälter der Gemeinde Sulzbach, dem Herzstück der Trinkwasserkonzeption, das Wasser zahlreicher umliegender Quellen gesammelt, gereinigt und desinfiziert werden. Ohne Chemie (sprich Chlor) werden in modernster Mikrofiltrationstechnik Trübstoffe, Bakterien und andere Keime aus dem Quellwasser gefiltert. Allein durch die erhöhte Lage des Behälters werden alle Tallagen von Sulzbach ohne Energieaufwand beliefert. Das Ganze wird neben den regulären Vorortkontrollen kontinuierlich fernüberwacht.

Fehlende Wassermengen werden wie seither gebührenpflichtig aus den Leitungen der Nord-Ost-Wasserversorgung ergänzt. Eine dritte Entnahmestelle für die Gemeinde wird derzeit neben der Murrbrücke in Schleißweiler gebaut. „Das verbessert die Versorgungssicherheit“, erklärt Beate Jakob, „dann kann an anderer Stelle auch problemlos mal montiert werden.“ Die Schüttung der hiesigen Quellen sei aber trotz der Trockenheit sehr stabil.

Auch unten im Ort sieht man Licht am Ende des Tunnels: Nachdem die Hauptleitung verlegt ist, sind die Gräben wieder zu und die Straßen mehr oder weniger befahrbar. Respekt vor dem Langmut der Bewohner von Schleißweiler, die diese langwierige Baustelle im Dienste des Allgemeinwohls ertragen haben. Drei Hausanschlüsse habe sie noch zu legen, erklärt die Bauleiterin der Firma J. Mayer Frästechnik.

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Erstellt:
14. September 2018, 06:00 Uhr

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