Interview mit Vorsitzendem des Gewerbevereins Backnang
Turmgespräche Stefan Hopp ist der neue Vorsitzende des BdS-Gewerbevereins Backnang. Im Interview auf dem Stadtturm verrät er, warum ihm die Arbeit im Familienbetrieb lieber ist als ein geregelter Job als Angestellter.
Als neuer Vorsitzender des BdS-Gewerbevereins haben Sie am Mittwoch Ihren ersten großen Auftritt bei den Backnanger Wirtschaftsgesprächen. Sind Sie schon nervös?
Ja, das ist schon was Besonderes, so viele Gäste zu begrüßen. Wir rechnen wieder mit rund 700 Teilnehmern, es wird also ein volles Haus geben. Wobei es bei dieser Veranstaltung ja weniger um die offiziellen Ansprachen geht als um das Netzwerken und die Gespräche im Nachgang.
Sie sind in Backnang aufgewachsen und zur Schule gegangen. Was macht das Leben in dieser Stadt für Sie aus?
Durch mein Studium habe ich auch andere Städte kennengelernt, habe lange in Bretten und Heilbronn gewohnt. Ich bin dann aber auch aus Überzeugung wieder nach Backnang zurückgekehrt. Backnang ist zwar eine Stadt, aber doch auch ländlich. Es ist mir wichtig, dass man die Leute persönlich kennt und kurze Wege hat.
Sie stammen aus einer Unternehmerfamilie. Als Ihr Vater 1989 die Firma „Küche und Design“ gegründet hat, waren Sie noch ein Kleinkind. Inwieweit hat das Ihre Persönlichkeit geprägt?
Das Unternehmen war natürlich immer präsent und es wurde bei uns zu Hause auch viel über die Firma gesprochen. Da wurde beim Mittagessen auch mal über eine offene Rechnung diskutiert. Am Anfang war sogar das Lager in unserer Garage. Da haben wir Kinder dann auch manchmal die Warenannahme übernommen. Aber es war nie so, dass meine Schwester oder ich in die Firma reingedrängt worden wären. Der Wunsch, selbstständig zu sein und die Firma zu übernehmen, kam von mir selbst. Meine Eltern haben da keinen Druck ausgeübt.
Sie haben Betriebswirtschaft und Unternehmensführung studiert. Das klingt so, als ob Ihr Fokus schon damals auf der Übernahme des Familienbetriebs lag. Oder gab es auch mal die Überlegung, etwas ganz anderes zu machen?
Nein, für mich war eigentlich schon immer klar, dass ich später einmal zurück in den Familienbetrieb gehe. Nach dem Studium habe ich allerdings erst mal bei einer Unternehmensberatung gearbeitet und wollte da eigentlich auch länger bleiben, um noch tiefere Einblicke zu bekommen. Meine Eltern hatten damals aber schon drei Küchenstudios und mein Vater war an der Grenze des Machbaren. Dann wollte auch noch sein Mitgesellschafter aussteigen. Da habe ich zu meinem Vater gesagt: „Komm, ich helfe mit. Wir machen das gemeinsam.“
Ist Ihr Vater Ihr berufliches Vorbild?
Das kann man so sagen. Ich habe schon als Kind sehr viel Zeit mit meinem Vater verbracht. Er war auch viele Jahre mein Jugendtrainer beim Fußball und ich habe ihn auch manchmal zu beruflichen Terminen begleitet. Und wir haben auch heute noch ganz, ganz viele Gemeinsamkeiten. Wir müssen über vieles gar nicht sprechen. Wenn ich sage: „Ich habe da eine Idee“, sagt er oft „die hatte ich auch schon. Das machen wir so.“ Und von seiner Erfahrung und seinem Auftreten lerne ich täglich.
Haben Sie denn klar definiert, wann sich Ihr Vater aus der Firma zurückziehen wird?
Die Nachfolge ist geregelt. Ich bin bereits Teil der Geschäftsführung und auch Gesellschafter. Mein Vater wird nun noch so lange mitarbeiten, wie er das möchte, und kümmert sich zum Beispiel um das Marketing. Aber er hat nicht mehr viele operative Aufgaben. Mit dieser Lösung fühlen wir uns beide sehr wohl. Ich bin froh, dass ich noch auf seine Erfahrung und sein Netzwerk zurückgreifen kann.
Besteht aber nicht die Gefahr, dass Sie für Ihre Mitarbeiter und Kunden der ewige Junior bleiben, solange Ihr Vater noch da ist?
Vielleicht. Ich denke aber, ich habe mir die Anerkennung und den Respekt inzwischen selbst erarbeitet. Ich habe diesen Beruf ja von der Pike auf gelernt und früher selbst Küchen montiert. Und ich denke, mittlerweile trägt das Unternehmen in Teilen auch meine Handschrift.
Wo zum Beispiel?
Digitalisierung ist auch bei uns ein Riesenthema. Wir nutzen jetzt zum Beispiel eine Software, sodass unsere Monteure ohne Papier zum Kunden gehen. Das war schon ein Meilenstein, weil der administrative Aufwand, um eine Küche aus mehr als 60 Einzelteilen zu kommissionieren, früher sehr hoch war. Das war mir wichtig. Wenn ich merke, dass etwas umständlich ist, dann möchte ich das gerne schnell umstellen.
Was gefällt Ihnen an der Selbstständigkeit?
Was mir wichtig ist – das habe ich auch bei meinen früheren Jobs gemerkt – ist die Entscheidungsfreiheit und die Entscheidungsschnelligkeit. Ich bin ein relativ ungeduldiger Mensch, der sich gerne schnell informiert und dann auch schnell entscheidet. Da ist man als Arbeitnehmer natürlich etwas eingeschränkt. Deshalb macht es mir viel Spaß, dass ich als Selbstständiger das Tempo selbst bestimmen kann.
Ein geregelter Job hat aber auch seine Vorteile. Sehnen Sie sich nicht manchmal nach festen Arbeitszeiten, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und
30 Tagen Urlaub?
Ich glaube, jeder Selbstständige kommt immer mal wieder an diesen Punkt. Zum Beispiel nach unangenehmen Terminen oder wenn man Forderungen hinterherlaufen muss. Arbeitnehmer legen diese Fälle ihrem Chef auf den Tisch und sagen: „Kümmere du dich darum.“ Diese Möglichkeit habe ich nicht. Auch der Feierabend ist bei mir meistens unregelmäßig und nicht wirklich planbar. Dafür hat man aber auch mehr Freiheiten, wenn man mal Zeit für die Familie braucht. Also, es gibt diese Momente, wo man denkt, es könnte auch geregelter gehen. Aber relativ schnell kommt bei mir dann auch wieder die Erkenntnis, dass ich das eigentlich doch nicht möchte.
Was macht für Sie einen guten Unternehmer aus?
Es braucht Verlässlichkeit, Ehrlichkeit und auch ein Stück weit Mut, dass man sagt: Komm, das probieren wir jetzt einfach mal. Und, was ich auch erst lernen musste, ist, Dinge bewusst abzugeben und nicht alles selber machen zu wollen. Sonst wäre das Wachstum, das unsere Firma in den vergangenen Jahren erreicht hat, gar nicht möglich gewesen.
Als Unternehmer hat man in der Regel genug zu tun. Was treibt Sie an, sich daneben auch noch ehrenamtlich im Gewerbeverein zu engagieren?
Ich bin vor zwei Jahren von Lothar Buchfink gefragt worden, ob ich nicht die Arbeit des Gewerbevereins mitgestalten will. In einer ruhigen Minute habe mir dann gedacht: Mensch, mein Vater hatte früher auch wenig Zeit, hat eine Firma gegründet und aufgebaut und war trotzdem immer im Ehrenamt in verschiedenen Vereinen engagiert. Jetzt finde ich, es ist auch für meine Generation ein Stück weit gesellschaftliche Verantwortung, die Dinge mitzuentwickeln. Deshalb bin ich froh, dass ich auch meinen Freund Felix Weiss als Stellvertreter gewinnen konnte und er mich zusammen mit den anderen Mitgliedern von Vorstand und Ausschuss unterstützt.
Wer eine eigene Firma hat, muss seine Entscheidungen letztlich alleine treffen. Welchen Vorteil hat da die Mitgliedschaft in einem Zusammenschluss wie dem Gewerbeverein?
Es sind ja oft die gleichen Themen, die Unternehmer beschäftigen. Im Dialog mit anderen Gewerbetreibenden kann man deshalb viel auf sich und sein Unternehmen übertragen. Ich glaube, so ein Erfahrungsaustausch ist wichtig, gerade für Jungunternehmer. Und wenn man Teil einer solchen Gemeinschaft ist, fällt es auch leichter, mal zum Hörer zu greifen und einen guten Partner zu fragen: Kannst du mir da helfen?
Was sollten Oberbürgermeister und Stadtverwaltung tun, um die Unternehmen in Backnang zu unterstützen?
Sie können die Rahmenbedingungen für Gewerbetreibende immer weiter verbessern. Ich muss sagen: Die Bürokratie ist da schon enorm. Prozesse sollten schneller werden, etwa bei Bauvorhaben. Das würde Unternehmen in einer Wachstumsphase sehr helfen. Vielleicht können wir da als Gewerbeverein auch Impulse setzen.
Das Gespräch führte Kornelius Fritz.
Schulzeit Für Stefan Hopp ist der Besuch auf dem Stadtturm keine Premiere. „Freunde von uns haben hier oben geheiratet“, erzählt der 34-Jährige. Sein Blick geht zunächst hinüber zum Max-Born-Gymnasium, wo er mal Schülersprecher war. „Ich war nicht der beste Schüler, aber immer engagiert“, erinnert er sich. Nach der zehnten Klasse ist er dann aufs Berufskolleg gewechselt, erst nach Waiblingen, dann nach Schorndorf. Nach der Fachhochschulreife studierte Stefan Hopp Betriebswirtschaft an der Hochschule Heilbronn.
Freizeit Das Murrtalviadukt am Horizont erinnert Stefan Hopp an seine Zeit als Fußballer bei der TSG Backnang. Von den Bambini bis zu den Aktiven hat er dort gespielt, ehe ihn eine Knieverletzung zum Aufhören zwang. Mit den „Roten“ ist er als Fan und Sponsor aber bis heute verbunden, sein Vater Georg Hopp saß auch lange im Vorstand der TSG. In seiner Freizeit fährt Stefan Hopp außerdem gerne Motorrad und Ski. Der Vater von zwei Töchtern lebt mit seiner Familie mittlerweile in Auenwald.