Neue ZdK-Präsidentin Stetter-Karp: Reformstau überwinden
dpa Berlin. Die katholische Kirche steckt in der Krise. Doch ihre wichtigste Laienorganisation gibt sie noch nicht verloren. Noch könne man Glaubwürdigkeit zurückgewinnen, sagt die neue Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken.
Die Sozialwissenschaftlerin Irme Stetter-Karp wird neue Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK). Die 65-Jährige empfahl sich am Freitag auf der ZdK-Vollversammlung als Reformerin mit Energie, Leidenschaft und langem Atem. Sie wurde mit großer Mehrheit gewählt. „Das nehme ich als Rückenwind für alles, was ansteht“, sagte Stetter-Karp. Sie sehe die Kirche in der Krise, aber nicht im freien Fall. Noch blieben Chancen, Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen.
Die aus Baden-Württemberg stammende Vizepräsidentin des Deutschen Caritasverbands wird Nachfolgerin von Thomas Sternberg, der nach sechs Jahren nicht mehr antrat. Er äußerte zum Abschied Sorge über den geringen Einfluss der Katholiken in gesellschaftlichen Debatten gerade während der Pandemie. Die bisherigen Reformbemühungen in der Kirche verteidigte er.
Der Führungswechsel beim wichtigsten Verband katholischer Laien kommt zu einer kritischen Zeit. Das ZdK organisiert gemeinsam mit der Deutschen Bischofskonferenz den Reformprozess Synodaler Weg. Er soll helfen, den Mitgliederschwund zu bremsen und Vertrauensverlust nach Skandalen um sexuellen Missbrauch durch Priester zu überwinden. Die Bischofskonferenz gratulierte Stetter-Karp zur Wahl.
Die neue Präsidentin wirkte schon bisher als Delegierte und Co-Moderatorin der Versammlung des Synodalen Wegs. Sie war jahrzehntelang im Dienst der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Dort leitete sie die Hauptabteilung Caritas, bis sie Ende September 2020 in den Ruhestand ging. Die Mutter zweier erwachsener Kinder ist Diplom-Sozialarbeiterin, Diplom-Pädagogin und promovierte Sozialwissenschaftlerin.
In ihrer Bewerbungsrede warb sie dafür, den jahrzehntelangen Reformstau in der Kirche zu überwinden. Sie kritisierte die „männerbündische Beharrlichkeit“. Bei einer Pressekonferenz sagte sie auf eine Frage zur Weihe von Frauen, die „Exklusion“ sei nicht hinnehmbar. Frauen würden in den Gemeinden gebraucht. „Auch da wär es gut, die Welt bewegt sich weiter“, sagte die neue ZdK-Präsidentin.
Aus ihrer Herkunft aus einer kinderreichen Familie zog sie den Schluss, sie habe gelernt zu teilen und zu arbeiten. Sie habe viel Energie. „Ich schufte gerne“, sagte sie. Zu ihrer Motivation sagte sie: „Ehrlich gesagt, kann ich Ihnen das gar nicht richtig erklären.“ Sie habe viel Energie. Ihr vollständiger Vorname Irmgard bedeute „Hüterin des Feuers“: „Ich hab's einfach, vielen Dank, lieber Herrgott“.
Um die Präsidentschaft beworben hatte sich auch Ulrich Hemel, Präsident des Bundes Katholischer Unternehmer. Für Stetter-Karp stimmten 149 von 190 Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Vollversammlung, für Hemel 41. Das Zentralkomitee ist der Zusammenschluss von Vertretern der Diözesanräte sowie anderer Vertretungen und Persönlichkeiten. Die Geschäftsstelle zieht demnächst von Bonn nach Berlin.
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