Jazz Open werden noch größer: Programm ist jetzt komplett
Für Kraftwerk, Kylie Minogue und Lionel Richie gibt es keine Karten mehr. Die Jazz Open erwarten einen neuen Besucherrekord – so gut läuft der Vorverkauf. Erstmals wird der Wolfgang-Dauner-Award verliehen.
Von Uwe Bogen
Stuttgart - Wenn das keine Liebe ist! „Wär’ Stuttgart eine Frau, ich würd’ sie heiraten“, jubelte Electroswing-Hero Parov Stelar im vergangenen Sommer auf dem Schlossplatz, als die Jazz Open ihren 30. Geburtstag feierten und der Österreicher mit seiner energiegeladenen Band das Publikum in Ekstase versetzte. Mit 57 000 Besucherinnen und Besuchern konnte Promoter Jürgen Schlensog 2024 einen Publikumsrekord vermelden. 2023 waren noch 45 000 Fans gekommen. In diesem Jahr zeigt die Verkaufskurve noch weiter nach oben: Über 60 000 zahlende Gäste werden erwartet!
Der Erfolgskurs wird also fortgesetzt. Dass ein weiteres Plus möglich wird (die Auslastung betrug 2024 bereits 97 Prozent), liegt daran, dass es diesmal einen Spieltag mehr auf dem Schlossplatz gibt. Aber auch abseits des Ehrenhofs kommen noch mehr Konzerte hinzu, obendrein feiert die Verleihung des Wolfgang-Dauner-Awards am 6. Juli Premiere. Zudem werden das Dorotheen-Quartier und die Stadtbibliothek zu neuen Veranstaltungsstätten der kostenlosen Konzerte. Die Festivalstimmung greift also noch weiter in der Stadt um sich.
„Programmatisch könnte das Festival nicht farbiger sein“, sagt Promoter Jürgen Schlensog am Donnerstagnachmittag vor der Presse im SpardaWelt-Eventcenter beim Hauptbahnhof und freut sich „auf drei Generationen auf den Bühnen und im Publikum“. Jetzt ist das Line-up für 60 Konzerte vom 2. bis zum 13. Juli komplett. Von Ezra Collective bis Gregory Porter – im Hof des Alten Schlosses locken traditioneller und neuer Jazz.
Seit Wolfgang Dauners Tod im Januar 2020 hält seine Witwe Randi Bubat die Erinnerung an Stuttgarts großen Jazzer hoch. So stieß Jürgen Schlensog mit seiner Idee, einen Wolfgang-Dauner-Award ins Leben zu rufen und ihn zum festen Programmpunkt der Jazz Open zu machen, auf offene Ohren. Der Preis wird nun jährlich an eine Persönlichkeit des europäischen Jazz vergeben, die nicht älter als 40 Jahre sein soll. Der Award ist mit 15 000 Euro dotiert und wird von der Péter-Horváth-Stiftung unterstützt. Erster Dauner-Preisträger ist der israelische Pianist Shai Maestro. Die Verleihung findet am 6. Juli an einem geschichtsträchtigen Ort statt: im Haus der Musik im Fruchtkasten am Schillerplatz. Der 37-jährige Vertreter des Modern Jazz gibt bei einer Matinee ein 75-minütiges Solokonzert.
Nachdem die Tickets für die Schlossplatz-Show seit Ende Oktober gebucht werden können (drei Konzerte sind bereits ausverkauft), hat am Donnerstag, 18 Uhr, der Vorverkauf begonnen für die Konzerte im Alten Schloss sowie auf den Clubbühnen im SpardaWelt-Eventcenter und im Jazzclub Bix, wo es in diesem Jahr vier zusätzliche kostenfreie Late-Night-Shows geben wird.
Die kostenfreien Open-Stages-Konzerte sind nicht nur bei einem jungen Publikum beliebt. Dank der finanziellen Hilfe der Stadt Stuttgart und der Premiumsponsoren Mastercard und Sparda-Bank wird das Angebot für etwa 10 000 Menschen noch weiter ausgebaut. Erstmals werden das Dorotheen-Quartier (5. und 12. Juli) und die Stadtbibliothek (12. Juli) bespielt. Die bisherigen Bühnen sind weiter dabei: Allein im Stadtpalais (3. bis 13. Juli) finden elf Konzerte statt. Der Musikpavillon am Schlossplatz (2. bis 5. Juli) wird an vier Tagen zur Bühne. Im Kunstmuseum und in der Domkirche St. Eberhard ist jeweils ein Konzert for free geplant.
An den fünf Abenden im Arkadenhof des Alten Schlosses ist die Vielfalt des Jazz zu hören. Zum Festivalauftakt am 2. Juli präsentiert sich die Londoner Formation Ezra Collective mit ihrer unvergleichlichen Mischung aus Jazz, Hip-Hop, Salsa und Dub. Die Band teilt sich den Abend mit dem Pianisten Jesus Molina aus Kolumbien.
Am 3. Juli folgt mit Marcus Miller ein alter Jazz-Open-Bekannter. Diesmal kommt der Bassist außerdem mit dem afrikanischen Kora-Musiker Chérif Soumano, um sein berühmtes Stück „Gorée“ zu spielen. Der 4. Juli gehört großen Jazz-Stimmen: Dianne Reeves teilt sich den Abend mit China Moses, der Tochter von Dee Dee Bridgewater.
Am 5. Juli folgt der Auftritt von Herbie Hancock. Den Abend eröffnet Lokalmatador Jakob Manz aus Bad Urach mit seinem Project Extended und den Gästen Emma Rawicz, Robinson Khoury und daoud. Am 6. Juli gibt sich mal wieder Gregory Porter die Ehre. Die German Jazz Trophy geht diesmal an die 68-jährige Jazzsängerin Dianne Reeves, die als Artist in Residence aus den USA anreist und für ihr Lebenswerk geehrt wird.
Das Programm auf dem Schlossplatz sieht so aus: Den 7. Juli teilen sich Grammy-Gewinner Jacob Collier und die britische Sängerin Raye. Ralf Hütter und seine Techno-Legenden von Kraftwerk folgen am 8. Juli. Pop-Ikone Kylie Minogue präsentiert am 9. Juli die Show ihrer Welttournee. Der 10. Juli gehört den großen Blues-Gitarristen Joe Bonamassa und Kenny Wayne Shepherd.
Am 11. Juli steht Electro-Legende Jean-Michel Jarre auf der Bühne. Am 12. Juli spielt Zucchero. Zum Abschluss des Festivals wird Mega-Star Lionel Richie am 13. Juli erwartet. Wer wohl diesmal Stuttgart heiraten will?