Jürgen Beerkircher übergibt bei der Volksbank das Steuerrad
Der Vorstandsvorsitzende der Volksbank Backnang geht zum Jahresende in den Ruhestand. Sechs Jahre lang hat er die regionale Bank geleitet. Bei der Verabschiedung würdigen Wegbegleiter seine Verdienste: Der 65-Jährige hinterlasse ein gut bestelltes Haus.
Von Kornelius Fritz
Backnang. Es waren stürmische Zeiten, in denen Jürgen Beerkircher die Volksbank Backnang auf Kurs halten musste. Die Coronapandemie, die Inflation und zuletzt der rapide Zinsanstieg gehörten zu den Herausforderungen, die er in seinen sechs Jahren als Vorstandsvorsitzender meistern musste. Das ist ihm offenbar gut gelungen, denn bei seiner Verabschiedung bescheinigten ihm sowohl der Aufsichtsratsvorsitzende Nils Söhnle als auch sein Nachfolger Jürgen Schwab, ein gut bestelltes Haus zu hinterlassen. Und so konnte Beerkircher gestern auch guten Gewissens das Steuerrad übergeben – und das nicht nur im übertragenen Sinne. Beerkircher hatte zur Feierstunde ein hölzernes Rad sowie zwei Ruder mitgebracht, die er symbolisch an seine Nachfolger weiterreichte.
Schon die Anfänge machte er bei der Volksbank
Mit dem Eintritt in den Ruhestand endet eine Karriere, die Jürgen Beerkircher zwar an verschiedene Orte, aber nie weg von den Genossenschaftsbanken geführt hat. Angefangen hat der Diplom-Betriebswirt vor 40 Jahren bei der Volksbank-Raiffeisenbank Deggingen, unweit seines Geburtsorts Geislingen. Über Böblingen führte ihn der Weg 1996 als Vorstand zur Raiffeisenbank Murr-Lauter in Murrhardt und drei Jahre später zur Volksbank Winnenden, die zunächst in der Volksbank Rems und schließlich in der Volksbank Stuttgart aufging.
In Backnang wurde Jürgen Beerkircher 2011 in den Vorstand berufen, nach dem Ausscheiden von Werner Schmidgall übernahm er Anfang 2018 den Vorsitz. Weggefährten der verschiedenen beruflichen Stationen waren gestern auch bei Beerkirchers Abschiedsfeier mit dabei.
Die Bank zum genossenschaftlichen Dienstleister gemacht
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Nils Söhnle dankte dem scheidenden Vorstandschef für sein Engagement in schwierigen Zeiten. „Sie waren kein reiner Krisenmanager, sondern haben immer an der Zukunft der Volksbank Backnang gefeilt“, erklärte der Vorsitzende des Aufsichtsrats. Dabei habe Beerkircher auch den Mut gehabt, neue und unbekannte Wege zu gehen, etwa bei der fortschreitenden Digitalisierung der Bankdienstleistungen. Beerkirchers Nachfolger Jürgen Schwab kann das bestätigen: „Du hast die Volksbank zukunftsfähig gemacht und innovative Ideen gefördert.“ Als Beispiel nannte er die Online-Plattform www.vrnzt.de, über die lokale Unternehmen ihre Waren und Dienstleistungen anbieten und sich miteinander vernetzen können. Durch solche Angebote sei die Volksbank Backnang zu einem „genossenschaftlichen Dienstleister“ über das klassische Bankgeschäft hinaus geworden. Schwab lobte zudem den Führungsstil seines bisherigen Chefs: Auch bei wichtigen strategischen Entscheidungen sei es Beerkircher immer wichtig gewesen, die Beschäftigten mit einzubinden.
Rund 1500 Abend- und Wochenendtermine in 13 Jahren
Auch Beerkircher selbst zog zum Ende seiner Amtszeit ein positives Fazit: „Wir können heute stolz sein auf unsere Ertragslage und unsere sehr gute Produktivität“, sagte der 65-Jährige. Das sei eine solide Basis für die „sicher nicht einfacher werdenden kommenden Jahre“. Sein Dank ging an die zahlreich erschienenen Kollegen und Weggefährten. Auch seine Sekretärinnen vergaß er dabei nicht: „Jetzt muss ich meinen Tagesablauf selber organisieren und an meine Termine denken. Hoffentlich bin ich dabei so zuverlässig wie sie.“
Seiner Frau Ingrid und seiner Tochter Lena dankte Jürgen Beerkircher für ihre Unterstützung und ihr Verständnis, denn die Familie habe oft auf ihn verzichten müssen. Beerkircher hat ausgerechnet, dass er in seinen 13 Jahren als Vorstandsmitglied der Volksbank Backnang rund 1500 Abend- und Wochenendtermine hatte.
Langweilig dürfte es Jürgen Beerkircher aber auch in Zukunft nicht werden. Als Rentner wird er noch in Teilzeit für die Backnanger Bau-Geno arbeiten. Außerdem engagiert sich der 65-Jährige in verschiedenen Ehrenämtern, unter anderem bei der Backnanger Bürgerstiftung und als Aufsichtsratsvorsitzender des Fußball-Oberligisten SG Sonnenhof Großaspach. Dort ist er jetzt übrigens formal der Vorgesetzte des Vorstandssprechers Hans-Rudolf Zeisl, der einst sein Chef bei der Volksbank Rems war. „Das ist für mich ein innerer Vorbeimarsch“, sagte Beerkircher unter dem Gelächter seiner Gäste.
Vorsitzender Durch das Ausscheiden von Jürgen Beerkircher reduziert sich der Vorstand der Volksbank Backnang zum 1. Januar 2024 wieder von vier auf drei Personen. Geleitet wird dieser künftig von Jürgen Schwab. Der 56-Jährige ist bereits seit seiner Ausbildung bei der Volksbank Backnang tätig. Seit 2016 ist er Mitglied des Vorstands.
Führungsteam Unterstützt wird Schwab von Wolfgang Matt (56), der 2018 im Zuge der Fusion mit der Raiffeisenbank Oberstenfeld in den Vorstand der Volksbank kam. Seit 1. Oktober 2023 komplettiert Miroslav Starcevic (48) das Führungsteam.