Kein Urlaub wegen der Haustiere?
Während der Urlaubssaison füllen sich die Tierheime im Rems-Murr-Kreis – Aussetzungen sind kaum nachweisbar
Für viele Haustierbesitzer kommt ein gemeinsamer Urlaub mit ihren Haustieren nicht infrage. Um trotzdem in den Urlaub gehen zu können, setzten manche ihre Tiere aus. Dabei gibt es bessere Optionen für die Tiere und ihre Besitzer.

Jährlich häufen sich die Fälle an ausgesetzten Haustieren zu Beginn der Urlaubssaison. Foto: Fotolia
Von Philip Kearney
BACKNANG. Für ein paar Tage kein Wuffwuff oder Miau zu hören, für viele Haustierbesitzer und Tierliebhaber unvorstellbar. Einige Ausnahmen gibt es trotzdem. Manche Haustierbesitzer scheinen auf ihre Haustiere, zumindest während der Urlaubszeit, verzichten zu können. Denn immer wieder werden Haustiere vor Urlaubsantritt ihrer Besitzer von diesen in der Wildnis ausgesetzt. Und das, obwohl dem Besitzer bei einem solchen Vergehen eine Strafe von bis zu 25000 Euro droht. Denn gemäß Paragraf 3 des Tierschutzgesetzes ist das Aussetzen von Haustieren verboten. Dies gilt auch für den Fall, dass das Haustier vor Reiseantritt mit Nahrung und Trinken versorgt wird, sich während der Urlaubszeit aber keine Person regelmäßig um das Wohlbefinden des Tieres kümmert.
Dabei gibt es, was die vorübergehende Unterbringung der Haustiere betrifft, mehrere Alternativen. Die Leiterin des Erlacher Tierheims, Marion Bentrup vom Tierschutzverein Backnang und Umgebung, rät dazu, die Unterbringung der Haustiere in die Urlaubsplanung miteinzubeziehen. Dabei gelte es auch, den finanziellen Aspekt einer möglichen Unterbringung der Haustiere zu berücksichtigen. Je nach Tieren, Transportmittel und Urlaubsziel sollte sorgfältig und möglichst zeitig entschieden werden, ob ein gemeinsamer Urlaub mit den Haustieren oder deren Unterbringung in einer Tierpension für das Tierwohl besser ist.
„Die Suche nach Pensionen für Haustiere stellt sich bei manchen Tierarten als äußerst schwierig heraus“, sagt die Leiterin des Tierheims. Deshalb rät sie den Besitzern dazu, sich rechtzeitig um die Unterbringung der Haustiere zu kümmern. Vor allem wenn es sich bei den Haustieren nicht gerade um Hunde oder Katzen handelt, herrscht oft starker Mangel an Pensionsplätzen in der Region. Bentrup verweist darauf, dass Besitzer allerdings stets versuchen sollten, so viel wie möglich ihrer Urlaubszeit mit ihren tierischen Familienmitgliedern zu verbringen.
Laut Bentrup und dem Landestierschutzverband Baden-Württemberg seien genaue Aussetzungszahlen nicht vorhanden und kaum ermittelbar, da die Aussetzungen der Tiere in den meisten Fällen nicht nachweisbar seien. Das Erlacher Tierheim sei dabei im Gegensatz zu den Ludwigsburger und Stuttgarter Tierheimen weniger stark von der Abgabe von Haustieren in der Sommerzeit betroffen, da es über keinen Autobahnzubringer verfüge. Zurzeit sind mehr als 40 Katzen, 20 Hunde sowie 10 Kleintiere im Tierheim in Großerlach untergebracht.
„Bei vielen Haustierbesitzern ist das Verantwortungsbewusstsein stärker geworden“, sagt die Leiterin des Erlacher Tierheims erfreut. So sei beispielsweise die Zahl an Pensionsanfragen in letzter Zeit gestiegen, was das steigende Verantwortungsbewusstsein vieler Besitzer gegenüber ihren Haustieren zeigt. „Allerdings wird es auch immer Verantwortungslose geben“, fügt Bentrup hinzu.
In den Anfangsmonaten des Sommers verzeichnet das Erlacher Tierheim in der Regel am meisten Neuankömmlinge. Trotz der Möglichkeit, auf der Webseite des Tierheimes www.tierschutzverein-backnang.de vermisste und gefundene Tiere zu melden, „sind fast keine Rückvermittlungen im Kleintierbereich möglich“, sagt Bentrup. Bei Katzen und Hunden funktioniere die Rückvermittlung der Tiere dagegen deutlich öfter und sei auch erfolgreicher.
Eine vergleichsweise hohe Zahl an Vermisstenmeldungen gäbe es oft zum Ende des Sommers hin zu beklagen, wenn viele Besitzer aus ihrem Urlaub zurückkehren. Häufig wird sich nicht, wie mit den Besitzern vereinbart, um die Tiere gekümmert, sodass sich diese auf die Suche nach einer neuen Heimat begeben. Laut Bentrup werden die meisten Tiere am Ende der Sommerferien aus dem Tierheim geholt, wobei man dies pauschal nicht sagen könne.
Zu den häufigsten Aussetzungsfällen gehört das Zurücklassen der Haustiere beim Umzug der Besitzer. Laut Bentrup komme es auch vor, dass landwirtschaftliche Betriebe Besuch von Tieren erhalten, die ihnen nicht gehören. Dass diese ausgesetzt wurden, lasse sich aber in den meisten Fällen aufgrund fehlender Kennzeichnung lediglich vermuten.