Kirchberger Altbürgermeister Erhard Häußermann gestorben

Erhard Häußermann war 16 Jahre lang Rathauschef in Kirchberg an der Murr. Als er 1994 nach nur zwei Amtsperioden erklärte, sich beruflich neu orientieren zu wollen, glich dies einem Paukenschlag. Am Montag ist er nun im Alter von 73 Jahren einer schweren Krankheit erlegen.

Erhard Häußermann konnte auf zwei Karrieren zurückblicken. Er war nicht nur Kämmerer und Bürgermeister, sondern auch erfolgreicher Unternehmensberater. Foto: Alexander Becher

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Erhard Häußermann konnte auf zwei Karrieren zurückblicken. Er war nicht nur Kämmerer und Bürgermeister, sondern auch erfolgreicher Unternehmensberater. Foto: Alexander Becher

Von Matthias Nothstein

Kirchberg an der Murr/Backnang. Der frühere Bürgermeister von Kirchberg an der Murr, Erhard Häußermann, ist am Montag nach langer Krankheit im Alter von 73 Jahren gestorben. Häußermann war von 1978 bis 1994 Rathauschef in Kirchberg und es glich einem wahren Paukenschlag, als er nach zwei Amtsperioden mit nur 43 Jahren erklärte, er werde nicht erneut als Bürgermeister von Kirchberg kandidieren. Als Industrieberater glückte dem Mann vom Heidenhof eine zweite Karriere in der freien Wirtschaft, in der er noch viele Jahre sehr erfolgreich war. Mit dem Rückzug aus dem Rathaus hatte sich Häußermann aber nicht gänzlich von der Politik verabschiedet. Stolze 40 Jahre lang saß er für die CDU im Kreistag, erst 2019 schied er aus.

Der Gemeinde Kirchberg, wo er in 16 Jahren sehr viel bewegte, blieb Häußermann auch nach seinem Amtsende viele Jahre lang treu. Erst vor knapp vier Jahren zog er von seinem Einfamilienhaus mit einem sehr pflegeintensiven Garten in eine Wohnung nach Backnang um. Ursprünglich hatte er geplant, dies mit seiner Frau tun zu können, doch diese starb ein Jahr vor dem Umzug nach langer Krankheit.

Sechs Jahre lang war Häußermann Kämmerer in Weissach im Tal

Häußermann war im Heidenhof aufgewachsen. Er heiratete 1973 und zog nach Burgstall, wo seine Frau bei Bürgermeister Erich Schneider, dem späteren Landtagspräsidenten, im Rathaus angestellt war. Von 1972 bis 1978 arbeitete Häußermann in Weissach im Tal als Kämmerer. Eine schwierige Zeit für den Berufseinsteiger, schließlich war die Gemeinde erst 1971 im Zuge der Gemeindeverwaltungsreform aus vier Dörfern gebildet worden.

Dann erklomm Häußermann den Amtssessel in Kirchberg. 1978 wurde er gewählt, blutjung, mit gerade einmal 28 Jahren. Einfach war auch diese Aufgabe nicht, zumal Kirchberg, das sich heute als schuldenfrei feiert, finanziell keinesfalls auf Rosen gebettet war. Der junge Schultes krempelte trotzdem die Ärmel hoch und ging mit Elan an die Arbeit. Das Sanierungsgebiet rund ums Rathaus wurde durchgezogen, obwohl die Situation lange Zeit festgefahren schien. Später wurde es sogar erweitert. Im Gegensatz zu vielen Kollegen konnte Häußermann zu dieser Zeit nicht mit sichtbaren Projekten glänzen, sondern war genötigt, sich um die Abwasserkanäle und Wasser-, Gas- und Telefonleitungen des Orts zu kümmern. Diese Aufgaben waren undankbar. Häußermann sagte einmal darüber: „Ich musste viel Geld im Boden vergraben, aber diese Errungenschaften sieht man nicht. Mein erster Hochbau war 1984, und das war die Leichenhalle. Zum Schluss dann noch 1992 das Feuerwehrgerätehaus.“ Dass ihm der Bürgermeisterjob trotzdem Spaß gemacht hat, lag vor allem an der guten Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat: „Wenn ich in all den Jahren fünf Beschlüsse hatte, die nicht einstimmig gefasst wurden, dann ist das viel.“

Die glanzlosen Pflichtaufgaben zeigten über die Jahre hinweg Wirkung. Häußermann strebte nach größeren Aufgaben und schielte schon früh in Richtung freie Wirtschaft, die ihn schon immer gereizt hatte. Als Vorteil im Gegensatz zur Kommunalverwaltung bezeichnete er die Tatsache, dass er kein Gremium mehr zu fragen habe.

Rückzug vom Bürgermeisteramtkam selbst für Vertraute überraschend

Im Jahr 1994 war es dann so weit: Selbst für seine Vertrauten völlig überraschend kündigte der Macher in einer Gemeinderatssitzung an, er werde nicht mehr als Bürgermeister kandidieren. Und das, obwohl ihm der Bürgermeisterjob viel Freude bereitet hat. Trotzdem hatte der schaffige Bürgermeister schon frühzeitig intensive Kontakte zur Wirtschaft gepflegt, vor allem zur Kawag und zum Steinbruchunternehmen Klöpfer, für das er dann viele Jahre lang mit viel Freude und Erfolg als Industrieberater tätig war. So hat er alleine im Remstal etwa 20 Baulandumlegungen abgewickelt und dabei alle Verhandlungen mit den Kommunen und den Grundstückseigentümern übernommen und bis zur Umlegungsvertragsreife geführt.

Neubau von Kindergarten und Gerätehaus fällt in die Amtszeit

Zu Häußermanns Nachfolger wurde 1994 Frank Hornek gewählt. Er ist bis heute im Amt und damit einer der dienstältesten Bürgermeister im Rems-Murr-Kreis. Hornek würdigte gestern die Verdienste seines Vorgängers, der ihm vor bald 30 Jahren ein geordnetes Feld überlassen habe. Auch er betonte, dass sein Vorgänger sehr viel im Tiefbau erreicht habe. So sei es unter anderem dem Verhandlungsgeschick des Verstorbenen zu verdanken, dass die Stadtwerke Backnang ein Gasnetz in Kirchberg geschaffen haben. Frank Hornek erinnerte ferner daran, dass unter Erhard Häußermanns Amtszeit der Kindergarten Pfarrgartenstraße und das neue Feuerwehrgerätehaus entstanden sind.

Erhard Häußermann hinterlässt zwei Töchter und vier Enkel.

Beerdigung Die Trauerfeier zur Feuerbestattung findet am kommenden Dienstag, 21. November, um 13.30 Uhr auf dem Friedhof in Kirchberg an der Murr statt.

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Erstellt:
17. November 2023, 06:00 Uhr

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