Kitastreik: Auch in Backnang sind Kitas geschlossen

Tarifverhandlungen im Sozial- und Erziehungsdienst sind bisher ergebnislos. Vom morgigen Warnstreik sind sechs Kitas in Backnang betroffen.

Viele Kitas bleiben morgen wegen des Streiks leer. Symbolbild: Adobe Stock/Robert Kneschke

© Robert Kneschke - stock.adobe.com

Viele Kitas bleiben morgen wegen des Streiks leer. Symbolbild: Adobe Stock/Robert Kneschke

Von Melanie Maier

Rems-Murr. Morgen können viele Eltern im Rems-Murr-Kreis ihre Kinder nicht wie gewohnt in der Kindertageseinrichtung (Kita) abgeben. Grund dafür ist ein Warnstreik der Tarifbeschäftigten. Schon gestern hat die Gewerkschaft Verdi die Kitamitarbeiter zur Arbeitsniederlegung in den kommunalen Kitas in Geislingen an der Steige und in Esslingen aufgerufen. Am Dienstag wird neben dem Rems-Murr-Kreis auch in Einrichtungen in Stuttgart und dem Landkreis Ludwigsburg gestreikt.

Sechs Backnanger Kitas sind ebenfalls von dem ganztägigen Streik betroffen: Die städtischen Kitas Bregenzer Straße, Am Sommerrain, Ob der Ekertsklinge, Waldheim und Heininger Weg sind nach Angaben von Regine Wüllenweber, Leiterin des Amts für Familie, Jugend und Bildung, komplett geschlossen. In der Waldkita schließe zudem eine Gruppe. „Aufgrund der aktuellen coronabedingten Einschränkungen, personellen Engpässen und der Kurzfristigkeit des Streiks können wir bedauerlicherweise keine Notgruppen anbieten“, teilt Regine Wüllenweber mit. Die Eltern seien jeweils von den Schließungen informiert worden, sobald die Stadt Backnang Kenntnis von den Streikaktionen hatte.

Die Tarifverhandlungen zwischen der Gewerkschaft Verdi und der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) haben bereits am 25. Februar begonnen. Bisher konnte keine Einigung erzielt werden. Laut Verdi wurden einige Forderungen durch die VKA schon im ersten Termin abgelehnt, darunter die Verbesserung der Eingruppierung bei Erzieherinnen, Erziehern, Kinderpflegerinnen und Kinderpflegern. Dabei seien gerade die Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst nicht nur in den vergangenen Monaten durch die Coronapandemie mit besonderen Herausforderungen konfrontiert worden. „Trotz der vielfach beschworenen Anerkennung und Wertschätzung der Arbeit gibt es noch keine Bereitschaft zu grundlegenden Verbesserungen bei den Arbeitsbedingungen im Sozial- und Erziehungsdienst“, heißt es im Streikaufruf der Gewerkschaft. „Daher müssen wir – trotz der weiterhin schwierigen Rahmenbedingungen – den Arbeitgebern deutlich machen, dass unsere Forderungen wichtig und richtig sind!“

Von den Arbeitgebern fordert Verdi eine Verbesserungen der Arbeitsbedingungen, Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel sowie eine finanzielle Anerkennung der geleisteten Arbeit für die bundesweit rund 330000 Tarifbeschäftigten, von denen etwa 50000 in baden-württembergischen Kitas arbeiten. Bei den kommunalen Arbeitgebern stoßen die Aktionen auf Kritik. Nach Ansicht des VKA ist der Bereich für die Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst bereits in den Tarifrunden 2009 und 2015 erheblich aufgewertet worden.

In Backnang haben viele Eltern Verständnis für die Streikenden. Die Beschäftigten würden „völlig zu Recht“ streiken, schreibt etwa eine Mutter zweier Kitakinder, deren Kitas heute bestreikt werden, in einer E-Mail an unsere Zeitung. „Die Stadt Backnang hat immer noch deutlich zu wenig Kitapersonal und Teilschließungen aufgrund mangelnder Krankheitsvertretungen sind in den vergangenen Monaten leider häufig Realität gewesen“, führt sie aus. Die aktuelle Kitaplanung sei „spitz auf Knopf gerechnet“ und könne „leider weder von Erzieherinnen noch Eltern für voll genommen werden“: „Wir haben nicht das Gefühl, dass sich die Stadt ernsthaft, spürbar und nachhaltig um den Fachkräftemangel in diesem Bereich kümmert.“

Die Verhandlungen zwischen Verdi und der VKA sollen am 21. und 22. März sowie am 16. und 17. Mai in Potsdam weitergeführt werden. Regine Wüllenweber hofft, dass es „zu keinen weiteren Schließungen kommen wird“.

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Erstellt:
7. März 2022, 18:29 Uhr

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