Kläranlage in Zwingelhausen wird aufgegeben

Der Ortsteil soll an die Kläranlage Eichbachtal angeschlossen werden. Das habe sich laut Verwaltung als wirtschaftlichste Lösung herausgestellt.

Die Kläranlage in Kirchberg. Archivfoto: Andrea Wahl

Die Kläranlage in Kirchberg. Archivfoto: Andrea Wahl

Von Kristin Doberer

Kirchberg an der Murr. Die Kläranlage in Zwingelhausen hat mittlerweile über 40 Jahre auf dem Buckel. Die Technik ist nicht mehr auf dem neuesten Stand, die Bausubstanz lässt zu wünschen übrig. Deshalb beschäftigt sich der Kirchberger Gemeinderat schon länger damit, wie es für die Kläranlage weitergehen soll. Zwei Optionen gab es: Entweder wird die Kläranlage saniert oder der Ortsteil Zwingelhausen wird an die Zweckverbandskläranlage Eichbachtal angeschlossen. Schon vor etwas über einem Jahr hat sich der Gemeinderat aus wirtschaftlichen Gründen für letztere Option ausgesprochen (wir berichteten), nun wurden in der jüngsten Sitzung die konkreten Pläne für den Anschluss vorgestellt.

Zum einen soll auf dem Gelände der Kläranlage in Zwingelhausen ein Pumpwerk gebaut werden. Von hier aus soll in Zukunft das Abwasser über eine sogenannte pneumatische Abwasserförderung – also über Druckluft – in den Hauptort transportiert werden. „Wir haben damit gute Erfahrungen gemacht, das ist wirtschaftlich und effektiv“, erklärt Christine Strähle vom Ingenieurbüro Frank. Der Vorteil dieses Verfahrens sei, dass es durch den Nachblasvorgang auch auf langen Strecken keine Fäulnis- oder Sulfidprobleme gebe. Das Pumpwerk soll nach aktuellem Planungsstand vier auf 5,5 Meter groß werden. Die Kosten für den Bau des Pumpwerks schätzt das Ingenieurbüro auf rund 350000 Euro.

Deutlich teurer wird die Leitungsverlegung von Zwingelhausen nach Kirchberg an der Murr. Die Kostenschätzung liegt hier bei etwa 1,3 Millionen Euro. Insgesamt wird die Leitung etwa 1,7 Kilometer lang sein. Sie soll von der Kläranlage Zwingelhausen nach Westen die Großaspacher Straße queren und dann über Feldwege bis zur Zwingelhäuser Straße führen. Von dort geht es dann Richtung Hochwasserbehälter entlang der Zwingelhäuser Straße bis in den Hauptort. Angeschlossen werden soll die Leitung letztlich in der Danziger Straße.

Obertorhöfe müssen noch mal gesondert betrachtet werden

Ein Großteil der Strecke soll im Spülbohrverfahren, also in geschlossener Bauweise, gebaut werden. „Das ist aber nicht überall möglich“, gibt Strähle zu bedenken. Gebaut werden kann allerdings nur außerhalb der Vegetationszeiten, dadurch ist die artenschutzfachliche Übersichtsbegehung, die bereits im September vergangenen Jahres durchgeführt wurde, ausreichend. Außerdem müssen potenzielle Fortpflanzungs- und Ruhestätten von Zauneidechsen vor der Spülbohrung kontrolliert werden. Gebhard Kunzi von der Unabhängigen Bürgerschaft Kirchberg (UBK) fragt bei den Planern nach, ob auf der Strecke noch weitere Leitungen angeschlossen werden können. „Das geht technisch nicht“, sagt Ulrich Zwink vom Ingenieurbüro Frank. Bei der Druckrohrleitung könne man keine weiteren anschließen. „Die Obertorhöfe müssen wir extra betrachten“, sagt Zwink. Da es sich hier aber um noch mal deutlich weniger Einwohner handle, gebe es hier einfache Lösungen.

Was mit den Gebäuden der Kläranlage passiert, sobald diese nicht mehr in Betrieb ist, will Martin Wolf von der Freien Liste Kirchberg wissen. „Das muss man sich überlegen“, meint Zwick. Man brauche die Gebäude eigentlich nicht mehr; da sie nicht viel Platz bieten und sich auch nicht mehr im besten Zustand befinden, sei eine Umnutzung vermutlich nicht optimal. „Erfahrungsgemäß endet so was eher als Materiallager für Vereine“, gibt Zwick zu bedenken.

Ein weiteres Thema, das mehrere Gemeinderäte beschäftigte, war der Anschluss in der Danziger Straße. Ob hier mit Geräusch- oder Geruchsbelästigung zu rechnen sei, will Carola Maier von der Liste Gesundes Gemeinwesen Kirchberg wissen. Beides sei nicht der Fall, versichert Zwink. Ein Übergangsschacht werde dafür sorgen, dass man wenn überhaupt leise Wasser platschen hört, durch das pneumatische Transportverfahren werde es in der Leitung keine Rückstände geben, die zu einer Geruchsbelästigung werden könnten.

Auch Umbauarbeiten am Regenüberlaufbecken nötig

Auch die Kapazität der Leitungen in der Danziger Straße wurde hinterfragt. Das sei aber kein Problem, versichern die Planer. Denn auch das Regenüberlaufbecken auf der Kläranlage Zwingelhausen wird umgebaut. Ein neuer Steuer- und Messschacht soll die abgegebene Wassermenge regeln, hierbei handelt es sich um rund sechs Liter pro Sekunde, die dann durch die Druckleitung bis zum Anschluss in die Danziger Straße geleitet werden. Nachdem alle Fragen der Gemeinderäte geklärt waren, stimmten sie dem Entwurf des Ingenieurbüros einstimmig zu.

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Erstellt:
26. Juni 2023, 16:00 Uhr

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