Dinge des Sommers
Kleine Badefreuden, große Wasserschlachten
Die Dinge des Sommers Unsere Redakteure verraten, auf was sie in der heißen Jahreszeit nicht verzichten wollen. Heute: Planschbecken
Von Mathias Bury
Kleine Kinder kleine Sorgen, große Kinder große Sorgen, sagt der Volksmund. Ähnliches gilt für die Ansprüche des Nachwuchses. Und für Planschbecken, die im Lauf der Jahre angeschafft werden und den Weg alles Irdischen gehen.
Auch wenn die Kinder heute in Sekundenbruchteilen in den Protest-Modus schalten, wenn der Papa mal wieder einen seiner regelmäßig auftretenden Nostalgie-Anfälle bekommt, bleibt es doch wahr: Wie schön war’s, als sie noch klein waren. Vor allem im Sommer. Ein Sonnenschirm, ein kleines Planschbecken auf dem Handtuch von einem Rasen, ein paar Plastiktiere, ein Eimerchen und kühle Getränke mit bunten Trinkhalmen für alle Anwesenden: Das Kind strahlt im Glück – und die Eltern auch. Familienidylle pur. Der Aufwand fürs Aufpumpen des bunten Erfrischungsvehikels ist überschaubar, die nötige Wassermenge auch, die unter der Sonne lechzenden Pflanzen drumherum freuen sich schon aufs Gießen.
Nur wenige Jahre später, ein anderes Bild: Großzügige Terrasse mit weitem Blick auf die wunderbare Hügellandschaft der italienischen Marken, Hinterland. In hellem, strahlendem Blau wie das des Himmels über dem schönen Landstrich: ein Planschbecken, das eher den Namen Pool verdient. Allerdings: Die Freude am Badespaß ist beim Kind mit der Größe dieses rechteckigen Bassins nicht proportional gestiegen. Das Aufpumpen und Befüllen verlangt Ausdauer. Richtig Freude an dem Ding, das schon nach kurzer Zeit aus einer der zwei großen Kammern Luft abgibt und nicht wieder in einen Zustand praller Fülle zu bringen ist, haben schließlich vor allem die Stechmücken, die es umschwirren mitsamt dem Kind.
Das letzte Kapitel der familiären Planschbecken-Historie dann wieder daheim. Der jüngste Kunststoff-Pool ist wieder ein Stück mitgewachsen mit den Kindern, allerdings nicht im Umfang – der begrenzten Rasengröße sei Dank! –, aber in der Höhe. Schon beim Befüllen die ersten Zweifel an der Sinnhaftigkeit der Anschaffung. Die nötige Wassermenge ist derart groß, dass es gleich mehrere Tage zum Gießen reicht. Dabei wird dieses hochgewachsene Bassin nicht einmal mehr so rege genutzt wie in früheren Jahren. Als schon nach kurzer Zeit auf der Badebrühe Gräser und Blätter schwimmen, ist die lärmende Kinderkarawane längst weitergezogen.
Und je länger es steht, desto mehr leidet der vom Vater mit Liebe gehegte Rasen darunter und ist schließlich platt und gelb. Bei schnellem Ablassen des Wassers als einem Mittel gegen die Leiden des Grüns wird dann gleich noch die Terrasse geflutet.
Während einer Wasserschlacht mit prall gefüllten Ballons, die sich mit Vorliebe auf dem bekleideten Körper des väterlichen Bademeisters entladen – der dies in dem Wissen erduldete, dass er danach, allen Beteuerungen der Kinder zum Trotz, auch noch die kümmerlichen Überreste dieser bunten Wasserbombenballons wird aufsammeln müssen –, dann die Einsicht: Die schöne Zeit der kleinen Wasserfreuden geht zu Ende. Tempi passati. Mit ein bisschen Wehmut. Bei den Eltern, nicht bei den Kindern. Hatte die Zeit der Planschbecken-Vergnügungen doch so schön angefangen.