Klimaneutrale Wärmeversorgung als Ziel
Backnang will bei der Wärmeplanung die Kommunen der vereinbarten Verwaltungsgemeinschaft „im Konvoi“ mitnehmen. Kirchberg an der Murr und Burgstetten sind schon dabei, bei den anderen Kommunen stehen die Abstimmungen in den Gemeinderäten noch an.

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Durch eine kommunale Wärmeplanung sollen die Kommunen in Baden-Württemberg einen Fahrplan für eine klimaneutrale Wärmeversorgung erarbeiten. Foto Adobe Stock/momius
Von Ingrid Knack
Backnang/Kirchberg an der Murr. Die Stadt Backnang hat bei den Kommunen der vereinbarten Verwaltungsgemeinschaft (vVG) nachgefragt, ob sie sich an einem sogenannten interkommunalen Planungskonvoi für eine freiwillige Wärmeplanung beteiligen wollen. Kirchberg an der Murr möchte gerne mitmachen, die entsprechende Abstimmung im Gemeinderat fiel einstimmig aus. Bisher haben sechs Gemeinden aus der vVG Backnang ihr Interesse an einem Planungskonvoi bekundet, lässt Backnangs Pressesprecher Christian Nathan auf Anfrage wissen. Neben Kirchberg habe sich der Gemeinderat in Burgstetten bereits zur Teilnahme entschlossen. Alle weiteren Kommunen seien gerade noch in der internen Abstimmung oder befänden sich in der Vorbereitung des Themas im Gemeinderat.
Nathan: „Wir gehen davon aus, dass die notwendigen drei Konvoikommunen aus der vVG Backnang zusammenkommen.“ Denn im Rahmen des Förderprogramms wird über einen Planungskonvoi, einen Zusammenschluss aus mindestens drei Kommunen, ein freiwilliger interkommunaler Wärmeplan erarbeitet. „Um die Wärmewende auf interkommunaler Ebene gemeinsam voranzubringen, ist es wünschenswert, dass sich die Gemeinden der vVG Backnang an einem interkommunalen Planungskonvoi beteiligen“, so Christian Nathan. Vergleichen lasse sich die kommunale Wärmeplanung mit einem energetischen Quartierskonzept, nur eine Planungsebene höher. „Anstatt ein Quartier steht hier die gesamte Stadt im Fokus und identifiziert Handlungsspielräume zum Umsetzen der Wärmewende.“ Etwas präziser gesagt heißt dies: „Wird beispielsweise durch die kommunale Wärmeplanung ein Quartier mit einem sehr hohen Wärmeverbrauch identifiziert und dessen Wärmeversorgung basiert bisher auf rein fossilen Brennstoffen, so kann dort beispielsweise durch Sanierungen der Wärmeverbrauch reduziert und die Wärme durch ein Nahwärmenetz bereitgestellt werden. Hier sind immer die besonderen Faktoren jedes einzelnen Quartiers zu berücksichtigen.“
Nach Aussagen des Kirchberger Bürgermeisters Frank Hornek hat sich die Landesregierung das Ziel gesetzt, dass bis Ende 2026 für mehr als 50 Prozent der Gemeinden im Ländle ein kommunaler Wärmeplan vorliegt und dafür ein Förderprogramm aufgelegt wird. Bei der freiwilligen Erstellung eines Konzepts bei kleineren Kommunen betrage die Förderquote 80 Prozent. Bei Kommunen, die weniger als 5000 Einwohner haben, müssen die Planungen allerdings in einem sogenannten Konvoi erfolgen. Das heißt, sie hängen sich einfach an eine Große Kreisstadt oder einen Stadtkreis an, die einen kommunalen Wärmeplan erarbeiten müssen – Backnang gehört dazu.
Treibhausgasemissionen sollen hierauf null heruntergefahren werden
Ziel ist es, dass durch die Wärmeversorgung spätestens bis zum Jahr 2040 keine Treibhausgasemissionen mehr verursacht werden dürfen. Die Wärmewende ist eine zentrale Säule im Klimaschutz. Um eine klimafreundliche Wärmeversorgung im Land zügig voranzubringen, hatte das Land Baden-Württemberg mit der Novelle des Klimaschutzgesetzes (KSG) vom 14. Oktober 2020 die Grundlage geschaffen.
Nach den Ausführungen Nathans hat die Stadt Backnang das Bieterkonsortium B.A.U.M. Consult GmbH und Klima und Energieeffizienz Agentur (KEEA) GmbH beauftragt, ein Konzept zur kommunalen Wärmeplanung zu erarbeiten. Bisher befinde sich diese in der Phase der Bestandsaufnahme, die sehr umfangreich sei. Des Weiteren sei der erste sogenannte Wärmetisch in Backnang abgehalten worden. Dabei handelt es sich um ein Gremium aus Vertreterinnen und Vertretern von Stadtwerken, Baugenossenschaften, Handwerkern, Hausverwaltungen und Energieunternehmen. Im Vorfeld hatte Oberbürgermeister Maximilian Friedrich zu diesem Thema geäußert, dass die kommunale Wärmeplanung zwar einerseits Pflichtaufgabe sei, andererseits aber wolle man das Thema „noch größer denken“ in Richtung eines interkommunalen Ansatzes. Nichts anderes ist der gemeinsame Planungskonvoi mit Vorteilen wie diesen:
Strategien und Planungen können interkommunal entwickelt werden und ermöglichen die gemeinsame Projektumsetzung im Bereich der klimaneutralen Wärmeversorgung.
Potenziale für den Ausbau erneuerbarer Energien können interkommunal verfügbar und nutzbar gemacht werden und tragen somit zur Effizienzsteigerung bei.
Die Gemeinden profitieren von den bisherigen Erfahrungswerten der Stadt Backnang, welche bereits mit der Erarbeitung begonnen hat, sowie von einem bereits aufgebauten Akteursnetzwerk.
Für die Umsetzung wurde in der Stadt Backnang eine koordinierende Stelle im Stadtplanungsamt eingerichtet. Dort werde mit bisheriger Grundlagenarbeit und Erfahrung in der Bearbeitung unterstützt und der Prozess der Konvoiplanung begleitet, gibt Backnangs Pressesprecher Auskunft.
Zudem hebt Christian Nathan hervor: „Bei der kommunalen Wärmeplanung handelt es sich nicht um einfache Grundlagenarbeiten, sondern um ein Instrument des Klimaschutzes, welches die Stadt Backnang dauerhaft begleiten wird. Aus diesem Grund sieht das Klimaschutzgesetz Baden-Württemberg vor, die kommunale Wärmeplanung alle sieben Jahre vorzuschreiben.“ Gelingen könne die Wärmewende dank der kommunalen Wärmeplanung, da hier eine Planungsgrundlage und ein Instrument geschaffen würden, die auswertbare Maßnahmen definieren und eine stetige CO2-Bilanzierung im Wärmesektor ermöglichen.