Kommentar: Der Kanzler und die „normalen Leute“

Kommentar: Der Kanzler und die „normalen Leute“

Von Tobias Peter

Die Bundestagswahl 2021 hat Olaf Scholz auch deshalb gewonnen, weil er Respekt eingefordert hat. Dieser Respekt sollte insbesondere auch für Menschen gelten, die für überschaubares Geld jeden Tag zur Arbeit gehen. Scholz‘ aktueller Begriff im Wahlkampf ist der von den „ganz normalen Leuten“. Die Interessen dieser Menschen würden von keiner Partei so vertreten wie von der SPD. Der Kanzler setzt also auf ähnliche Kernbotschaften wie im Jahr 2021.

Scholz kann die Interessen dieser Menschen gut umreißen: Sie machten sich Sorgen über gestiegene Preise, um ihre Arbeitsplätze. Und: Sie wollten eine erfolgreiche Wirtschaft. „Die ganz normalen Leute mit Herz und mit gesundem Menschenverstand – die lassen sich nicht für dumm verkaufen“, sagt Scholz. Das Problem: Viele fühlen sich tatsächlich von ihm für dumm verkauft.

Das Leben der Busfahrerin oder des Krankenpflegers ist in den vergangenen drei Jahren nicht leichter geworden. Die Ampel wirkte aber so, als streite sie sich lieber untereinander als Probleme zu lösen. Daran hat die Marke Scholz schweren Schaden genommen. Hinzu kommt, dass der Kanzler zu spät ernstgenommen hat, wie schlecht die Wirtschaftslage in Deutschland ist. Das alles macht es der Union bislang leicht, mit einem Programm durchzukommen, das einen realistischen Rechentest nicht besteht. Aus einer schlechteren Ausgangslage als die SPD kann man in einen Wahlkampf kaum starten.

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Erstellt:
12. Januar 2025, 22:08 Uhr
Aktualisiert:
13. Januar 2025, 21:56 Uhr

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