Kommentar: Die Kunden brechen mit VW-Traditionen
Kommentar: Die Kunden brechen mit VW-Traditionen
Von Klaus Köster
Als Oliver Blume vor zwei Jahren zum VW-Chef ernannt wurde, war die Erleichterung unter den Arbeitnehmervertretern groß. Blume gilt als Teamspieler, während sein Vorgänger Herbert Diess mit seiner Äußerung über 30 000 Beschäftigte, die überzählig seien, die Belegschaft gegen sich aufbrachte. Wer aber erwartet hatte, Blume agiere auch in der Sache geschmeidiger, sieht sich heute eines Besseren belehrt. Die Kündigung der jahrzehntelangen Jobgarantie und die Ankündigung von Werksschließungen brechen mit lang gehegten Tabus.
Während über eine Lohnerhöhung von sieben Prozent verhandelt wird, fordert der Vorstand nun Kürzungen von zehn Prozent und ein Moratorium für zwei Jahre. Allerdings ist der Handlungsbedarf dramatisch. Immer deutlicher zeigt sich, dass vor allem die Marke Volkswagen sich im internationalen Wettbewerb nicht mehr behaupten kann. Schon zu den heutigen Preisen schrammt sie haarscharf an den roten Zahlen vorbei.
Noch spielen chinesische Autos hierzulande kaum eine Rolle, was dazu beiträgt, den Wettbewerb zu unterschätzen. Doch schon heute erobern Chinesen Exportmärkte vor allem von VW – den wichtigsten davon, China selbst, haben sie sich bereits gesichert. Viel Zeit für Schaukämpfe bleibt in dieser dramatischen Lage nicht. Je träger VW auf die tektonischen Verschiebungen reagiert, desto schwieriger wird es, die Erosion der wirtschaftlichen Basis aufzuhalten.