Kommentar: Söders Ego bleibt ein Risiko für Merz
Kommentar: Söders Ego bleibt ein Risiko für Merz
Von Tobias Peter
Berlin - Franz Josef Strauß hat einmal den bemerkenswerten Satz gesagt: „Ich glaube, es ist reizvoller, in Alaska eine Ananasfarm aufzubauen, als in Deutschland das Bundeskanzleramt zu übernehmen.“ Markus Söder hat oft betont, dass sein Platz in Bayern sei. Ehrlich waren beide nicht. Söder hat CDU-Chef Friedrich Merz bei der Kanzlerkandidatur notgedrungen den Vortritt gelassen. Das Verhalten des CSU-Chefs in den kommenden Monaten bleibt eines der größeren Risiken für Merz. Das gilt auch, wenn es beim CSU-Parteitag in Augsburg gelingen sollte, ein Signal der Harmonie auszusenden.
Söder dürfte in den kommenden Monaten immer mal wieder Lust verspüren, Merz’ Performance als Kanzlerkandidat so zu kommentieren, wie Rentner es am Rand des Dorffußballplatzes mit dem Spiel der Jugendmannschaft tun. Denn – wie die alten Herren, die angeblich noch nie einen Ball verstolpert oder einen Elfmeter verschossen haben – ist Söder fest überzeugt: Er könnte es besser als jeder andere auf dem Spielfeld.
Das Einzige, was Söder wirklich disziplinieren kann, ist der Eigennutz. Die bayerischen Interessen lassen sich wirkungsvoller vertreten, wenn die CSU im Bund mitregiert. Söder muss also darauf achten, die gemeinsamen Wahlaussichten von CDU und CSU nicht so zu beschädigen, dass ihm die eigene Partei das übel nimmt. Sonst findet er womöglich keinen anderen Job mehr als den, in Alaska eine Ananasfarm aufzubauen.