Konfetti, Kamellen und Kostüme
Rund 70 Gruppen mit insgesamt 2300 Narren zogen beim Faschingsumzug durch Erbstetten
Das Jahr hat kaum begonnen, da geht das bunte Fasnets-Treiben auf den Straßen in der Region auch wieder los. Ihren Start machten die Narren gestern beim Umzug in Erbstetten.

© Jörg Fiedler
Die Hofener Scillamännle verbreiteten gute Laune, tanzten durch die Straßen Erbstettens und waren auch einem Selfie am Straßenrand nicht abgeneigt.Fotos: J. Fiedler
Von Sarah Schwellinger
BURGSTETTEN. Bunt und laut ist der Umzug des Faschingsvereins Burgstetten, der längst zur Tradition geworden ist. Typische Vertreter des rheinischen Karnevals mit Garden, Elferräten und Prinzenpaaren gesellten sich zur uralten Tradition der schwäbisch-alemannischen Fasnet mit ihren schaurig-schönen Masken. Untermalt wurde der Umzug von zahlreichen Guggenmusiken.
Kurz nach zwölf: Traditionsgemäß beginnt der Zunftmeisterempfang und es werden die Präsidenten, Prinzenpaare und Zunftmeister in der Gemeindehalle Erbstetten durch die Bürgermeisterin Irmtraud Wiedersatz sowie dem Zunftmeister der Murrtalspatzen, Richard Sailer, dem Präsidenten Marcel Clerici und der Vizepräsidentin Daniela Schäfer begrüßt. Rekordverdächtig: 73 Gruppen, insgesamt um die 2300 Narren präsentieren ihre Vereine und Zünfte in Erbstetten.
14.11 Uhr – Der Umzug beginnt: Die Narren bahnen sich über die Gartenstraße auf die Burgstaller- und die Hauptstraße ihren Weg bis zum Narrendorf. Neben Vereinen aus dem Rems-Murr Kreis sind auch Vereine dabei, die einen langen Weg auf sich nehmen, um in Erbstetten dabei zu sein. So sind Narren aus den Tiefen des Schwarzwaldes vertreten, ebenso Vereine aus Hohenzollern und von der Schwäbischen Alb. Das Narrendorf leert sich so langsam, es geht los. Das winterlich-kalte Wetter sorgt zwar für kalte Füße, eine Tasse Glühwein kann die Zuschauer aber bei Laune halten – ein Pluspunkt: Es regnet heute nicht.
Kostüme: Schon beim Vorbeiziehen der zweiten Gruppe, den Reichenberger Burghexen Oppenweiler, verziehen sich die ersten Kindergesichter in Verzweiflung – und das, obwohl die vergleichsweise noch einen freundlichen Gesichtsausdruck haben. Die Narren und Hexen verleihen mit ihrem jeweiligen Häs ihrer Tradition Ausdruck und präsentieren Brauchtum und Mythen ihrer Region. Bei den Leicha Hexa aus Gerbersheim, den schwarzen Daemonen Herrenberg oder auch den Dämonen der freien Narrenzunft Ehningen wird es schon gruseliger: Ihre Masken verdecken auch die Augen, die Gesichter sind zu Fratzen verzogen, die spitze Zähne zeigen.
Kinderfreundlich: So lustig, gruselig oder nett die Narren aussehen – kinderlieb sind sie, das kann man ihnen nicht absprechen. Gleich die Jüngsten des Faschingsvereins Burgstetten führen den Umzug an. Und mittendrin sieht man den Nachwuchs: Sie hängen gemütlich im Tragetuch, werden im Kinderwagen geschoben, im Leiterwagen gezogen oder laufen im Häs mit und treiben schon genauso Schabernack.
Damit die Kinder am Straßenrand nicht in Tränen ausbrechen müssen, verteilen Hexen und Narren eifrig Süßigkeiten und zeigen für einen kurzen Moment, dass unter der Maske auch nur ein Mensch steckt.
Aufgepasst, Konfetti!: Was wäre ein Faschingsumzug ohne Konfetti, Sägespäne oder Kamellen? In Erbstetten enttäuschten die Narren jedenfalls nicht. Die Faschingsfreunde am Straßenrand können manchmal gar nicht so schnell schauen, da regnet es schon massenhaft weißes Konfetti. ›Der Unterweissacher Carnevals-Club richtet seine Konfettikanone auf alles und jeden, aber am besten direkt in die Menschenmenge und schießt. Die Zuschauer gehen in Deckung, aber es gibt kein Entkommen.
Sondereinlage: Manch eine Truppe hat mehr in petto als ihr Häs: Während die Feuerteufel Gerhausen eine Pyramide zum Besten geben, kommen beispielsweise die Waiblinger Salathengste und die Kloster-Deifel mit Karbatschen peitschend daher. „Die stinken, die Hexen“, sagt der siebenjährige Marc. Und damit hat er recht, denn die Sumpf-Hexa haben aus Sindelfingen grüne Rauchbomben mitgebracht, die Erbstettens Straßen in grünen Qualm hüllen. Für sportliche Leistungen sollte einer der Wannweiler Esel ausgezeichnet werden. Er steigt mit in den Floss-Dance ein, zu den ein Jungen ihn auffordert – und kann’s schneller und hält länger durch.
Hier spielt die Musik: Guggenmusik geht in die Beine und sorgt schlagartig für gute Laune. In Erbstetten gaben die Guggenmusiker einen mitwippbaren Querschnitt aus Schlager, Pop und Rock zum Besten: vom Donaulied bis zu den Toten Hosen. Für Abwechslung sorgten manche Vereine, die die Boxen laut aufdrehten: Schlager zum Mitsingen.
Wo sich Einhorn und Spiderman treffen: Neles Nase zieren Schnurrhaare, auf ihrem Kopf recken zwei kleine Öhrchen in die Luft: „Eine Katze“, sagt sie schüchtern, schmust sich noch enger an Papas Arm. Die Vierjährige hat noch etwas Angst, deshalb sammelt ihre Oma Renate die Lollis und Bonbons, die da geworfen werden. Tim ist als Spiderman verkleidet. „Das ist der coolste Superheld“, findet er. Und auch der Siebenjährige ist mutig, ärgert er hin und wieder die Narren mit lauten Rufen. Doch die wissen sich zu wehren, haben sie genug Konfetti im Gepäck.
Mehr farbenfröhliche Fotos zum Umzug in Burgstetten gibt’s auf unserer Homepage www.bkz-online.de

© Jörg Fiedler
Bonbons für die Kinder: Früh übt sich, wer eine echte Kornwestheimer Krähen-Hexe sein will.

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Die Feuerteufel Gerhausen legten sich akrobatisch ins Zeug.

© Jörg Fiedler
Grüner Qualm und ein Zuschauer verkehrt herum Huckepack: Die Narren in Erbstetten lassen keine Gelegenheit aus, Schabernack zu treiben.