Konzertierter Klimaschutz im Rems-Murr-Kreis
Das vierte Handlungsprogramm sieht eine noch stärkere Vernetzung des Landratsamts mit den Kommunen, Unternehmen und Bürgern vor.

Im Rems-Murr-Kreis wird am vierten Handlungsprogramm für den Klimaschutz gearbeitet. Die Beteiligung der verschiedenen Akteure und Institutionen ist dabei ein Grundpfeiler. Symbolfoto: Bernhard Romanowski
Von Bernhard Romanowski
Rems-Murr. Der Name ist noch bloß ein Arbeitstitel. Kurz und prägnant soll er sofort vermitteln, dass wir alle zusammen etwas tun müssen, um dem Klimawandel vernünftig zu begegnen, und zwar nicht erst morgen oder übermorgen. „Miteinander. Handeln.Jetzt.“ lautet denn auch der vorläufige Name des sogenannten Klimaschutzhandlungsprogramms, dessen inzwischen vierte Auflage im Rems-Murr-Kreis für die Jahre 2023 bis 2026 gerade vorbereitet wird.
„Hierbei verfolgt der Landkreis das Ziel, den erfolgreichen Weg fortzusetzen und den Klimaschutz weiter in die Fläche zu bringen und möglichst viele Akteure einzubinden und zu aktivieren“, so ein Satz dazu aus dem Waiblinger Landratsamt. Besondere Bedeutung soll demnach auf eine noch stärkere Kooperation mit den Kommunen und eine breite Information und Beteiligungsmöglichkeiten auch für Bürgerinnen und Bürgern sowie von Jugendlichen gelegt werden.
Rems-Murr-Kreis erhielt Bundespreis
Nach der Auftaktklausur und ersten Beratungen für das vierte Programm findet demzufolge zurzeit ein intensiver Informationsprozess mit Beteiligungsmöglichkeiten wie beispielsweise Workshops und Gesprächen für die Kommunen und die Öffentlichkeit statt. Auch das nunmehr vierte Programm soll sich wieder an vier Zielgruppen richten: an das Landratsamt und seine Tochtergesellschaften des Kreises wie die Kliniken, die Kreisbaugruppe und die Abfallwirtschaftsgesellschaft AWRM, an die kreisangehörigen Städte und Gemeinden, an die Bürgerinnen und Bürger und ebenso an die Unternehmen im Kreisgebiet. „Der Rems-Murr-Kreis betreibt seit vielen Jahren erfolgreich Klimaschutz. Mit seinem dritten Handlungsprogramm ,Klimaschutz zum Mitmachen‘ hat der Landkreis gezeigt, dass es möglich ist, auch die Bürgerinnen und Bürger und die Unternehmen beim Klimaschutz mitzunehmen. Dieser Ansatz der Beteiligung wurde unter anderem auch mit dem Bundespreis ,Klimaaktive Kommune‘ ausgezeichnet“, teilt die Kreisverwaltung weiter mit. Das Landratsamt und seine Tochtergesellschaften haben sich das Ziel einer klimaneutralen Landkreisverwaltung bis zum Jahr 2030 gesetzt. Die hierfür erforderlichen Schritte sind fester Bestandteil des neuen Handlungsprogramms.
Bessere Verzahnung und Synergieeffekte werden angestrebt
Auch der Ausbau der regenerativen Energien im Kreisgebiet und bei den Tochtergesellschaften des Kreises wird ein Element sein. Hier werden eine noch bessere Verzahnung der Tochterunternehmen des Landkreises und eine Nutzung von Synergieeffekten angestrebt, wie sie in der Gesamtimmobilienkonzeption und auch in der neuen Abfallwirtschaftskonzeption bereits mehrfach in den Kreisgremien vorgestellt wurden (wir berichteten).
Mit den Städten und Gemeinden wird eine noch intensivere partnerschaftliche Kooperation in Sachen Klimaschutz verfolgt. Dazu gehört auch eine strukturelle und inhaltliche Neuausrichtung der Energieagentur Rems-Murr gGmbH, wie die Kreisverwaltung es formuliert. Die Inhalte werden mit den Städten und Gemeinden in mehreren Workshops erarbeitet. Ein Schwerpunkt wird dabei zukünftig die gemeinsame Kampagnenarbeit der Stabsstelle Klimaschutz und der Energieagentur Rems-Murr sein, um die Kommunen zu klimaschutzrelevanten Themen zu beraten und die Bürgerschaft anzusprechen und einzubinden. „Die Zeit mit weniger coronabedingten Einschränkungen macht dies möglich und wird genutzt“, betont das Landratsamt. Unterstützt wird die Stabsstelle Klimaschutz hierbei von einem externen Beratungsbüro, der Teamwerk AG aus Mannheim.
Im Juni gab es schon drei Workshops
Für das Landratsamt und die Tochtergesellschaften des Rems-Murr-Kreises haben bereits im April und im Juni Gespräche mit AWRM, der Energieagentur Rems-Murr, der Kreisbaugruppe und den Rems-Murr-Kliniken stattgefunden. Ziel dieser Gespräche war es, den Status quo zu erfassen, Synergiepotenziale aufzuzeigen, die Vorgehensweisen der einzelnen Akteure noch besser miteinander zu verzahnen und einen Informationsaustausch zu etablieren sowie neue Vorschläge zu entwickeln.
Für die Zielgruppe der Städte und Gemeinden wurden im Juni drei Workshops durchgeführt. Hier stand die Leitfrage im Mittelpunkt, wo die Kommunen und der Landkreis klimaschutztechnisch im Jahr 2030 stehen werden. Im Einzelnen ging es dann zum Beispiel um die Fragen, welche konkreten Herausforderungen es mit Blick auf die Zielmarke 2030 gibt, welche Art der Unterstützung die Energieagentur des Kreises den Kommunen und dem Landkreis bieten kann und in welcher Form der Informationsaustausch untereinander nachhaltig verbessert werden kann.
Junge Generation wird zu separatem Dialog eingeladen
Für die Unternehmen und die Bürgerschaft werden weitere Gespräche stattfinden. In einem separaten Dialog wird die junge Generation eingeladen, ihre Projektideen und Wünsche zur künftigen Einbindung in den Klimaschutz einzubringen. Wie Felicia Wurster von der Kreisverwaltung im zuständigen Ausschuss den Kreispolitikern erklärte, wurde von den Kommunen der Wunsch geäußert, eine Online-Plattform zum Austausch der Bürgermeister einzurichten, die Projektkoordination der Energieagentur zu überantworten und Veranstaltungen mit vorbildhaften Beispielen zum Klimaschutz durchzuführen.
„Windkraftausbau wird gewaltiger Hindernislauf“
Wolfgang Kölz (Gruppe Wilhelm/Klinghoffer) kritisierte die Energieagentur, sie tue zu wenig, außerdem seien nur 18 Kommunen im Rems-Murr-Kreis Mitglied der Agentur. Ronald Borkowski (Die Linke) mahnte bei kleinen Kommunen wenig Einsicht zu der Notwendigkeit an, dass mehr im Klimaschutz passieren muss. Dies sei aufgrund des geringeren Personals allerdings auch verständlich.
Klaus Riedl (SPD) lobte den „Prozess mit Beteiligungsstufen“ der Kreisverwaltung, gab aber auch zu bedenken: „Bei der Windkraft werden wir einen gewaltigen Hindernislauf absolvieren müssen.“ Lob für den Vorlauf des vierten Handlungsprogramms kam auch von Astrid Fleischer (Bündnis 90/ Die Grünen): „Jetzt fehlen nur noch die konkreten Projekte, die wir als Kreisräte beschließen können.“
Beteiligungsgespräche mitUnternehmen und Bürgern
sind geplant.
Ausschüsse Das neue Handlungsprogramm soll den Kreisgremien im Herbst 2022 vorgestellt werden, so zum Beispiel am 19. September im Ausschuss für Umwelt und Verkehr und am 26. September im Ausschuss für Verwaltung, Schule und Kultur.
Beschluss Für den 14. November ist dann die Beschlussfassung des Kreistags avisiert.