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Krätze im Pflegeheim

Mehr als 20 Bewohner und einzelne Mitarbeiter des Murrhardter Hauses Hohenstein betroffen

Im Seniorenhaus Hohenstein in Murrhardt sind mehrere Fälle von Krätze aufgetreten. Wie die Pressestelle des Landratsamts Rems-Murr bestätigt, waren Bewohner und einzelne Mitarbeiter des Murrhardter Alten- und Pflegeheims betroffen.

Von Christine Schick

MURRHARDT.Bei Krätze handelt es sich um eine ansteckende Hautkrankheit. Verursacht wird sie durch Milben, die vor allem durch länger dauernden direkten Hautkontakt übertragen werden. „Die Krätze ist ein Problem, das in den letzten Jahren wieder zunehmend ins Bewusstsein zurückgekehrt ist und auch in anderen Gemeinschaftseinrichtungen auftritt. Es ist also nicht nur das Seniorenhaus Hohenstein betroffen“, so das Landratsamt.

Das Auftreten dort wurde dem Gesundheitsamt am 5. Oktober bekannt, laut Landratsamt handelte es sich um über 20 Bewohner und einzelne Mitarbeiter der Einrichtung, die zu den Betroffenen gehörten.

Es war medizinisch notwendig, zum Management des Ausbruchs innerhalb der Einrichtung die behandelten Bewohner von den nicht Behandelten zu trennen, um eine erneute Übertragung zu verhindern. Einem Besucher musste der Zugang zur Einrichtung zeitweise untersagt werden, da der Verdacht bestand, dass er selbst erkrankt war. Das Betretungsverbot war durch die Heimleitung in Absprache mit der Heimaufsicht im Landratsamt ausgesprochen worden.

Im Vorfeld hatte die Heimleitung Bewohner und Angehörige beziehungsweise Besucher persönlich, wie auch über Aushänge umfassend über den Milbenbefall und mögliche Schutzmaßnahmen informiert und aufgerufen, bis zum Behandlungserfolg engen Körperkontakt mit den Bewohnern zu vermeiden. Die Behandlung hat die zuständige Haut-Fachärztin nach Absprache mit dem Gesundheitsamt durchgeführt, wie das Landratsamt weiter informiert.

Derzeit gibt es keine Besuchsbeschränkungen mehr. Angehörige oder andere Besucher sollten allerdings selbst beim Auftreten von stark juckenden Hautirritationen zu einem Hautarzt gehen, um einen Krätzmilbenbefall auszuschließen, damit die Krankheit nicht auf diesem Wege erneut ins Pflegeheim eingeschleppt wird, rät das Landratsamt. Zur Einordnung lässt es zudem wissen: Auch in anderen Gemeinschaftseinrichtungen des Rems-Murr-Kreises sind Krätzefälle aufgetreten.

Ein Punkt, den auch Markus Fleschmann, Geschäftsführer des Seniorenhauses Hohenstein, betont. Krätze sei insgesamt wieder vermehrt anzutreffen, sozusagen auf dem Vormarsch. Zudem werde sie von Hausärzten beziehungsweise Allgemeinmedizinern nicht immer so leicht erkannt. Die Murrhardter Heimleitung habe in Kooperation mit dem Gesundheitsamt nach Bekanntwerden des Befalls alle nötigen Schritte eingeleitet. Neben einem Wechseln der Wäsche habe dazu gehört, dass alle entsprechende Medikamente – Tabletten – eingenommen hätten.

Es besteht nun keine Ansteckungsgefahr mehr

Nach einer Kontrolluntersuchung eine Woche später durch die Mediziner gebe es nun keine Betroffene und auch keine Ansteckungsgefahr mehr. Als Verantwortlicher habe er große Bedenken, dass durch ein breites Bekanntwerden Unsicherheit und Angst geschürt würden. Eine Ansteckungsgefahr sei beispielsweise bei einem einfachen Kontakt wie Händeschütteln gar nicht gegeben, was aber viele nicht wüssten. Auch schwinge für ihn unterschwellig der Vorwurf mit, die Einrichtung gehe mit dem Hygienethema nicht anständig um. Eine Ansteckung mit Krätze habe aber mit Hygiene gar nichts zu tun.

Vor rund zwei Jahren war das Murrhardter Alten- und Pflegeheim mit Salmonelleninfektionen von Bewohnern und Mitarbeitern konfrontiert.

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Bei Behandlung sind Betroffene nach 24 Stunden nicht mehr ansteckend
Krankheit: Die Krätze, medizinisch als Skabies bezeichnet, ist eine durch die Skabiesmilbe verursachte ansteckende Hautkrankheit des Menschen. Die Milben sind nur 0,3 bis 0,5 Millimeter groß und damit kaum mit bloßem Auge sichtbar. Sie graben sich in die obere Hautschicht des Menschen ein, wo die Weibchen über ihre Lebenszeit von etwa vier bis acht Wochen täglich mehrere Eier legen. Die Reaktion auf Milbenausscheidungen verursacht nach einiger Zeit Hautreaktionen. Besonders dort, wo Menschen auf engem Raum zusammenleben, können sich Skabiesmilben verbreiten. Daher kommt es gelegentlich zu Krankheitshäufungen, vor allem in Gemeinschafts- oder Pflegeeinrichtungen. Übertragung: Skabiesmilben verbreiten sich von Mensch zu Mensch vor allem bei länger andauerndem Hautkontakt (länger als fünf bis zehn Minuten), zum Beispiel beim gemeinsamen Spielen, beim Kuscheln, bei Hilfe bei der Körperpflege, Schlafen in einem Bett oder beim Geschlechtsverkehr. Kurzes Händeschütteln oder eine kurze Umarmung führen in der Regel nicht zu einer Übertragung. Symptome: Brennen der Haut und Juckreiz, der bei Bettwärme besonders stark ausgeprägt ist, sind häufig erste Anzeichen der Skabies. (...) Die Haut reagiert nach einiger Zeit mit stecknadelgroßen Bläschen, geröteten erhabenen Knötchen oder Pusteln. Zusätzlich können sich infolge des durch Juckreiz erfolgten Kratzens verletzte Hautstellen eitrig entzünden. Bei längerem Befall kann sich als Reaktion auf die Ausscheidungen der Milbe ein großflächiger allergischer Hautausschlag entwickeln. Verlauf: Bei einer ersten Ansteckung treten die Beschwerden erst nach zwei bis fünf Wochen, bei einer Wiederansteckung bereits nach ein bis vier Tagen auf. Skabies ist also ansteckend, schon bevor Betroffene Krankheitszeichen haben und so lange, wie sich Skabiesmilben auf der Haut befinden. Gefährdung: Skabies kommt weltweit vor und betrifft Menschen jedes Alters. Kinder, pflegebedürftige Senioren und abwehrgeschwächte Menschen sind in Mitteleuropa häufiger betroffen. Erkrankungen häufen sich typischerweise in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten oder Pflegeheimen. Hier sind insbesondere auch Betreuungs- und Pflegepersonal ansteckungsgefährdet. Behandlung: Für die Behandlung stehen wirksame Medikamente, sogenannte Skabizide, zur Verfügung. Sie werden in der Regel als Cremes, Sprays oder Salben auf der Haut aufgetragen. Auch eine Behandlung mit Tabletten zum Einnehmen ist in bestimmten Fällen möglich. (...) Nach einer äußerlichen Behandlung beziehungsweise 24 Stunden nach Einnahme der Tabletten sind Erkrankte in der Regel nicht mehr ansteckend. Empfehlung bei Erkrankung: Wechseln der Kleidung, Unterwäsche sowie Handtücher und Bettwäsche von Erkrankten einmal täglich und waschen dieser bei mindestens 60 Grad. Gegenstände mit längerem Körperkontakt wie Schuhe oder Plüschtiere, die nicht gewaschen oder gereinigt werden können, sollten für mindestens drei Tage bei über 21 Grad in verschlossenen Plastiksäcken trocken gelagert werden. Polstermöbel können mit dem Staubsauger gereinigt werden oder für mindestens zwei Tage nicht benutzt werden. Weitere (Fach-)Informationen finden sich im Internet auf den Seiten des Robert-Koch-Instituts: www.rki.de/skabies. Quelle: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung

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Erstellt:
20. November 2018, 06:00 Uhr

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