Kreissparkasse Backnang plant Neubau am Obstmarkt
Um ihre Klimaziele zu erreichen, will die regionale Bank in den kommenden Jahren in ihre Gebäude investieren. Gute Geschäftszahlen aus dem vergangenen Jahr geben dabei Rückenwind.
Von Kornelius Fritz
Waiblingen/Backnang. Die Frage, wie man Energie sparen und den CO2-Ausstoß reduzieren kann, beschäftigt zurzeit nicht nur die Politik, sondern auch viele Unternehmen. Die Kreissparkasse Waiblingen hat sich das Ziel gesetzt, mit ihren Gebäuden bis 2030 klimaneutral zu werden. Dafür will sie in den nächsten Jahren kräftig investieren, unter anderem in Backnang. Das Beratungscenter am Obstmarkt, in dem rund 55 Angestellte der Kreissparkasse ihren Arbeitsplatz haben, soll abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. Das kündigte der neue Vorstandsvorsitzende Uwe Burkert gestern bei der Bilanzpressekonferenz in Waiblingen an.
Das Gebäude, das 1967 gebaut und 1994 erweitert wurde, ist energetisch in einem schlechten Zustand und außerdem ziemlich verwinkelt, auch die Tiefgarage ist zu eng. Deshalb wolle man statt einer Sanierung lieber neu bauen, erklärte Burkert, der zum 1. Januar den Vorstandsvorsitz von Ralph Walter übernommen hat. Wann es so weit sein wird, steht allerdings noch nicht fest. Man wolle noch abwarten, bis sich die zuletzt stark schwankenden Baupreise wieder stabilisiert haben, erklärte der Vorstandsvorsitzende: „Wir brauchen etwas mehr Klarheit bei den Kosten. Wenn wir die haben, werden wir loslegen.“
Auch im vergangenen Jahr liefen die Geschäfte gut
Die Kreissparkasse Waiblingen kann sich ein solches Millionenprojekt leisten, denn auch im vergangenen Jahr liefen die Geschäfte gut. Trotz einiger Unsicherheiten durch Coronapandemie, Ukrainekrieg und Inflation ist das regionale Kreditinstitut auch 2022 weiter gewachsen. Kundeneinlagen (plus 1,7 Prozent) und Kredite (plus 5,7 Prozent) sind gestiegen, die Bilanzsumme überschritt erstmals die Marke von 10 Milliarden Euro. „Damit gehören wir zu den Top 5 unter den Sparkassen in Baden-Württemberg“, erklärte Uwe Burkert.
Auch das Betriebsergebnis stieg um 7,4 Millionen auf 74,3 Millionen Euro. Die Bank profitiert dabei vom Anstieg der Zinsen: Nach Jahren mit null oder sogar negativen Zinsen hatte die Europäische Zentralbank als Antwort auf die steigende Inflation den Leitzins zuletzt auf drei Prozent erhöht. Für Sparer ist das eine gute Nachricht: Die Kreissparkasse bietet laut Vincenzo Giuliano, der im Vorstand das Privatkundengeschäft verantwortet, bereits wieder Festgeldanlagen mit 2,1 Prozent Zinsen an. Fast keine Zinsen gibt es allerdings nach wie vor auf dem Tagesgeldkonto. „Das ist Teil unserer Philosophie“, erklärte Giuliano. Man wolle nicht, dass die Kunden ihre Ersparnisse auf dem Tagesgeldkonto liegen lassen, sondern sie sollten gemeinsam mit ihrem Berater eine individuelle Anlagestrategie entwickeln. Dazu gehören für Giuliano auch weiterhin Wertpapiere, obwohl 2022 für Aktienbesitzer kein gutes Jahr war. Das spiegelt sich auch in der Bilanz der Kreissparkasse wider: Die Umsätze im Wertpapiergeschäft sind im vergangenen Jahr um mehr als 22 Prozent zurückgegangen.
Ausgebaut hat die Kreissparkasse dafür das Versicherungsgeschäft: Wurden die Leistungen der SV Versicherung bisher in Kooperation mit den örtlichen Generalagenturen angeboten, hat die Sparkasse dafür nun ein eigenes Team mit 18 Expertinnen und Experten aufgebaut.
Unerfreulich ist die Zinsentwicklung für alle, die einen Kredit benötigen, zum Beispiel Häuslesbauer. Mancher Traum von den eigenen vier Wänden ist deshalb im vergangenen Jahr geplatzt. Im zweiten Halbjahr 2022 habe es bei den Baufinanzierungen „starke Bremseffekte“ gegeben, bestätigte Giuliano. Trotzdem sei ein Immobilienkauf bei entsprechender Planung und mit Unterstützung eines fachkundigen Beraters weiterhin möglich. Nur müssten sich die Käufer eben genauer überlegen, was sie sich leisten können, und sich ihren Wohntraum vielleicht auch schrittweise erfüllen.
Die Unternehmen im Rems-Murr-Kreis stecken Preis- und Zinsanstieg bis jetzt erstaunlich gut weg. „Wir hatten ein schwieriges Jahr erwartet, es ist aber viel glimpflicher gelaufen“, berichtete Olaf Kordian, der seit Januar als Vorstand für das Firmenkundengeschäft zuständig ist. So habe es keinen nennenswerten Anstieg bei Insolvenzen und Kreditausfällen gegeben. Kordian stellt allerdings fest, dass das Thema Nachhaltigkeit wegen der gestiegenen Energiekosten bei den Firmen an Bedeutung gewinnt. Die Kreissparkasse hat deshalb Mitarbeiter zu zertifizierten Nachhaltigkeitsberatern fortgebildet, damit sie die Betriebe auf diesem Weg unterstützen.
Weitere Filialschließungen sind aktuell nicht geplant
Für Aufsehen hatte die Kreissparkasse im vergangenen Jahr mit der Entscheidung gesorgt, aus 13 Filialen das Personal abzuziehen und dort nur noch Automatenservice anzubieten. Auch die Briefkästen wurden damals abmontiert, was vor allem die ältere Kundschaft verärgerte (wir berichteten). Weitere Filialschließungen seien aktuell aber nicht geplant, versicherte der Vorstand gestern. Man wolle auch weiterhin im gesamten Landkreis vertreten sein. Allerdings sei man im Gespräch mit den Volksbanken über Kooperationsmöglichkeiten, sagte Vincenzo Giuliano. Es könnte also sein, dass es in kleineren Gemeinden künftig nur noch einen Geldautomaten gibt, den die beiden Konkurrenten gemeinsam betreiben.
Das Geschäftsjahr 2022 in Zahlen Bilanz20222021in % Bilanzsumme10545 Mio. Euro9973 Mio. Euro+5,7 Kredite8051 Mio. Euro7617 Mio. Euro+5,7 Kundeneinlagen7359 Mio. Euro7233 Mio. Euro+1,7 Wertpapierumsatz847 Mio. Euro1091 Mio. Euro–22,4 Betriebsergebnis74,3 Mio. Euro66,9 Mio Euro+11,1 Mitarbeiterzahl12391243–0,3 Jahresabschluss zum 31. Dezember 2022