Kreissparkasse wandelt 13 Filialen um
In den betroffenen Geschäftsstellen wird es keinen persönlichen Kundenkontakt mehr geben, sondern nur noch Selbstbedienungsautomaten, teilte die Kreissparkasse mit. Der Vorsitzende des Vorstands ging zudem auf die aktuelle Lage der Bank und ihrer Kunden ein.
Rems-Murr. In 13 Filialen im Rems-Murr-Kreis hat die Kreissparkasse in den vergangenen Monaten eine durchschnittliche Kundenfrequenz von gerade einmal zwei Personen pro Stunde gemessen, sagte Vorstandsmitglied Vincenzo Giuliano gestern bei einem Pressegespräch. Diese werden deshalb zum 1. Oktober dieses Jahres von Geschäftsstellen mit persönlichem Kundenkontakt zu Filialen mit Selbstbedienungsautomaten umgewandelt. Für die seltene, aber treue und meist ältere „Laufkundschaft“ wird es Hilfestellungen geben.
Betroffen sind die nach Aussage von Giuliano die kleinen Geschäftsstellen in:
Allmersbach im Tal
Althütte
Auenwald, Unterbrüden
Backnang, Stuttgarter Straße
Backnang, Sulzbacher Straße
Berglen, Oppelsbohm
Fellbach, Hintere Straße
Fellbach, Oeffingen
Kirchberg an der Murr
Oppenweiler
Schorndorf, Mittlere Brücke
Waiblingen, Korber Höhe
Weinstadt, Großheppach
„Wir bleiben kreisweit erreichbar, müssen uns aber daran orientieren, was die Menschen brauchen und nachfragen, und unsere Ressourcen entsprechend organisieren“, sagte Giuliano. In den Filialen würden Serviceleistungen, für die ein Mitarbeiter benötigt wird, kaum noch nachgefragt. 90 Prozent der Kundschaft nutzten stattdessen die Online- und Selbstbedienungsangebote der Kreissparkasse. Und auch beim mobilen Bezahlen per Handy gebe es enorme Zuwächse. An der Supermarktkasse werde aber nicht nur in 70 Prozent der Fälle die Ware mit Karte oder Handy bezahlt, sondern auch immer öfter Geld abgehoben.
Der Wandel in der Abwicklung von Zahlungsverkehren laufe zwar unter der Überschrift Digitalisierung, den Menschen gehe es aber vor allem um Bequemlichkeit, Einfachheit und Schnelligkeit. Bereits mehr als 60000 von rund 200000 Kundinnen und Kunden insgesamt nutzten die Sparkassen-App. „Sie tragen ihr Werkzeug, um Bankgeschäfte zu tätigen, quasi in der Hosentasche mit sich und machen Kontostandabrufe und Überweisungen mit wenigen Klicks“, so Giuliano.
Hilfestellungen für nicht technikaffine Kundinnen und Kunden
Älteren Kundinnen und Kunden, die nicht so technikaffin seien, biete die Kreissparkasse selbstverständlich ihre Unterstützung an. „Wir wollen die treuen, gerade älteren Kundinnen und Kunden nicht verlieren. Wir sind sehr dankbar für ihre langjährige Loyalität“, sagte Giuliano.
Deshalb werde es individuelle Hilfestellungen geben, sich an die Selbstbedienungsinfrastruktur zu gewöhnen. An den Automaten sind nicht nur Aus- und Einzahlungen sowie Kontostandsinfos und -ausdrucke, sondern auch Überweisungen und Daueraufträge möglich. Zudem bestehe weiterhin die Möglichkeit, per Telefon Zahlungen anzuweisen. Auch verschicke die Kreissparkasse bei Bedarf frankierte Rückumschläge, um Überweisungen postalisch einreichen zu können.
Nicht zuletzt sei die nächste Filiale mit persönlichem Kundenkontakt im Falle von acht der 13 betroffenen Geschäftsstellen nicht weiter als zwei bis zweieinhalb Kilometer entfernt. „Die Beraterinnen und Berater werden sich um ihre Kundinnen und Kunden vom nächstgelegenen Beratungscenter weiter kümmern“, sagte Giuliano.
Bei der Streichung handelt sich um 12,5 Vollzeitstellen. Entlassen wird aber niemand
Die Mitarbeiterschaft sei im Zuge einer Hausmitteilung am vergangenen Freitag informiert worden. Bei der Streichung handelt sich um 12,5 Vollzeitstellen. Entlassen werde aber niemand. „Ganz im Gegenteil. Wir sind gerade über jeden qualifizierten Mitarbeiter dankbar. Alle arbeiten halt dann an anderen Einsatzorten“, erklärte Giuliano. Gerade jüngere Kollegen freuten sich darüber, jetzt in einem größeren Team zu arbeiten und nun mehr direkte persönliche Kontakte während der Arbeit zu haben. „Für manche ist das aber jetzt natürlich eine Umstellung, wenn sie vor Ort wohnen und bislang nur eine Wegzeit von fünf Minuten zur Arbeit hatten.“
Des Weiteren ging Ralph Walter, der Vorsitzende des Vorstands der Kreissparkasse Waiblingen, am Montag auf die aktuelle Lage der Kreissparkasse und ihrer Kundinnen und Kunden ein. Der Ukrainekrieg, die Inflation, der drohende Lieferstopp von russischem Erdgas, steigende Energiekosten und Kreditzinsen, die von der rigorosen Null-Covid-Strategie des chinesischen Regimes ins Stottern geratenen Warenwirtschaftsketten und der um sich greifende Personalmangel sorgen Walter zufolge für große Unsicherheit auch bei den Firmen- und Privatkunden der Kreissparkasse. Das alles mindere die Fähigkeit und Bereitschaft zu sparen und zu investieren.
Angesichts der angespannten Weltlage agieren viele Firmen zurückhaltender
Was die wirtschaftliche Lage der Kreissparkasse Waiblingen angehe, so sei man zwar mit Schwung aus der Coronakrise herausgekommen. Im Kundenkreditgeschäft der Kreissparkasse Waiblingen setzte sich der Aufwärtstrend aus 2021 in den ersten sechs Monaten fort. „Mit einem Wachstum um 330 Millionen Euro auf rund acht Milliarden Euro können wir zufrieden sein“, so Ralph Walter. Besonders im Firmenkundengeschäft sei die Nachfrage nach Krediten weiter deutlich gestiegen.
Das erste Halbjahr 2022 sei „sehr, sehr gut“ gewesen, nun agierten die Firmen allerdings angesichts der angespannten Weltlage zurückhaltender. Im Bereich Baufinanzierung verzeichnete die Kreissparkasse im ersten Halbjahr eine wachsende Nachfrage, weil viele Kundinnen und Kunden sich noch die niedrigen Zinsen sichern wollten. „Jetzt stellen sich viele Kundinnen und Kunden die Frage, ob sie sich den Traum der eigenen Immobilien noch leisten können.“
Die Beratungskompetenz in puncto Energieeffizienz auszubauen stehe im Bereich Baufinanzierung ganz oben auf der Agenda der Kreissparkasse, sagte Vorstandsmitglied Vincenzo Giuliano. Die Kreissparkasse sei bereits dabei, die Beraterkapazitäten auf über 60 Mitarbeiter zu erhöhen sowie durch Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen zusätzliche Kompetenzen aufzubauen und diese in einem neuen Kompetenzzentrum bündeln, so Giuliano.
Die Zeit von Negativzinsen und Verwahrentgelten für hohe Spareinlagen ist bald vorbei. Die EZB hat angekündigt, den Leitzins zu erhöhen. „Leider nur in kleinen Schritten“, so Walter. „Ich würde mir wünschen, dass größere Schritte gegangen würden. Ich halte es sogar für zwingend notwendig, dass die EZB mehr tut zur längerfristigen Geldstabilisierung.“ Ein Entgelt für hohe Einlagen einzuführen, sei für die Kreissparkasse ein schwieriger, aber unumgänglicher Schritt. „Alle Maßnahmen der EZB werden wir an unsere Kundinnen und Kunden weitergeben und das Verwahrentgelt entsprechend auslaufen lassen.“ (ngr)