Kreistag bekräftigt Planungen für beide Kliniken
Landrat Sigel: Wichtiges Signal in Richtung Sozialministerium – Erweiterungsbau in Winnenden und Funktionsneubau sowie Sanierungen in Schorndorf
An beiden Standorten der Rems-Murr-Kliniken stehen neue Bauprojekte an. In Winnenden soll um ein Gebäude erweitert, in Schorndorf der zentrale Funktionsbau als Herzstück der Klinik neu gebaut werden. Für beide Vorhaben hat der Kreistag jetzt grünes Licht gegeben – für Landrat Richard Sigel „ein wichtiges Signal in Richtung Sozialministerium“.
Von Armin Fechter
FELLBACH. Bereits bei einer Klausurtagung am 5. März, kurz vor Beginn des Corona-Lockdowns, haben sich der Aufsichtsrat der Rems-Murr-Kliniken und der Kreistag mit den Planungen befasst. Für Winnenden ist demnach ein Erweiterungsbau vorgesehen, der zweierlei ermöglichen soll: eine sektorenübergreifende Versorgung mit Kurzzeitpflege und ein medizinisches Versorgungszentrum.
Der Förderantrag für den Erweiterungsbau wurde bereits Ende November vergangenen Jahres – fristgerecht – beim Sozialministerium eingereicht. Aufgrund einer entsprechenden Entscheidung des Landeskrankenhausausschusses wurde das Vorhaben inzwischen auch in die Alternativliste des Jahreskrankenhausbauprogramms 2020 aufgenommen, und zwar mit beantragten Kosten von 28,5 Millionen Euro bei einem Gesamtinvestitionsvolumen von 34,1 Millionen Euro. Die Alternativliste ist dabei als eine Art Warteliste zu verstehen. Seitens des Landkreises wird ein Baubeginn im Frühjahr 2021 angestrebt, bei einer voraussichtlichen Bauzeit von zwei Jahren.
Den Anstoß zu den Erweiterungsplänen haben die wachsenden Patientenzahlen gegeben. Damit kommt die Klinik laut Kreisverwaltung an ihre Kapazitätsgrenzen, wie dies auch bereits in der Medizinkonzeption von 2017 prognostiziert worden war. Innerhalb der bestehenden Gebäude ließen sich der gestiegene Bedarf und die vom Land bereits genehmigte Bettenaufstockung aber nicht realisieren. Mit dem Erweiterungsbau könnten die Versorgungskapazitäten jedoch sinnvoll ausgeweitet werden. In direkter Nähe zu den Haupt- und Verwaltungsgebäuden ist dazu ein fünfstöckiges Gebäude geplant, das Raum für die notwendigen Betten schafft. Die Konzeption sieht dabei eine Erweiterung sowohl mit Normalbetten als auch mit – lukrativen – Wahlleistungsbetten vor.
Stationäre Angebote werden mit ambulanter Versorgung verzahnt
Gleichzeitig können dort im Sinne einer Campusentwicklung die stationären Versorgungsangebote mit ambulanten verzahnt werden, um Patienten auch vor und nach dem Krankenhausaufenthalt zu versorgen. Stichwort: Kurzzeitpflege und medizinisches Versorgungszentrum. Hinter diesem Gedanken steht die Herausforderung, der sich Krankenhäuser vermehrt gegenübersehen, nämlich die stationäre Versorgung mit einer adäquaten Anschlussbehandlung zu ergänzen. Der entsprechende Bedarf kommt daher, dass die Kapazitäten in den Nachsorgeeinrichtungen häufig nicht ausreichen. Patienten können dann nicht in eine Pflegeeinrichtung verlegt werden, andererseits kann die Entlassung direkt nach Hause oft nicht ohne weitere Unterstützung und Betreuung erfolgen – ein Problem, das die Kliniken belastet.
Für Pflegebedürftige, die nicht über Familie und Angehörige versorgt werden können, sieht der Gesetzgeber eigentlich die Möglichkeit einer Kurzzeitpflege vor. Dies würde dann die stationären Krankenhausbetten wieder für den tatsächlichen Bedarf zur Verfügung stellen, Betten wären nicht mit Patienten belegt, die eigentlich entlassen werden könnten. Vor diesem Hintergrund hat das Ministerium, wie die Kreisverwaltung berichtet, die Einrichtung einer Kurzzeitpflege in Winnenden im Rahmen der sektorenübergreifenden Versorgung begrüßt.
Weiter wird geprüft, ob im Erweiterungsbaus auch ein medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) Platz fände. Das könnte einen nahtlosen Übergang von stationärer zu ambulanter Behandlung gewährleisten. Ausrichtung und Ausgestaltung des MVZ solle eng mit der niedergelassenen Ärzteschaft abgestimmt werden, versichert die Kreisverwaltung.
In Schorndorf ist vorgesehen, die bauliche und technische Infrastruktur innerhalb der nächsten 10 bis 15 Jahre auf den neuesten Stand zu bringen. In einem ersten Bauabschnitt soll ein neuer Funktionsbau errichtet werden, der OP-Säle, diagnostische Einheiten und interdisziplinäre Notaufnahme enthält – ohne Störungen im laufenden Betrieb. Geplant ist weiter in einem zweiten Bauabschnitt, den alten Funktionsbau zurückzubauen, ein neues Bettenhaus zu errichten und die bestehenden Bettenhäuser zu sanieren. Als frühest möglichen Zeitpunkt für einen Baubeginn an Abschnitt eins nennt die Kreisverwaltung das Jahr 2022. Zuvor muss das Vorhaben erst noch im Krankenhausbauprogramm des Landes verankert werden. Zudem will der Landkreis kurzfristig den Verwaltungsbau in ein Personalwohnheim mit Verwaltungsbüros umbauen. Die Kosten von 5,3 Millionen Euro werden über eine Ausfallbürgschaft für die Kliniken abgesichert.
Bei alledem geht der Landkreis davon aus, dass die baulichen Vorhaben an beiden Standorten die Wirtschaftlichkeit des Klinikbetriebs weiter verbessern. Im Jahr 2025 könne dann erstmals der Zielkorridor von 10 Millionen Euro Defizit unterschritten werden. Der Kreistag beauftragte die Verwaltung, den Baubeschluss für Winnenden bis zum Herbst vorzubereiten und die Pläne für Schorndorf als Entscheidungsgrundlage auszuarbeiten.
Die Kliniken stellen auf ihrer Internetseite zur Medizinkonzeption vielfältige Informationen für interessierte Bürger zur Verfügung. Gerade in der aktuellen Situation ist dabei der Bereich „Fragen und Antworten“ besonders wichtig. Dort können die Bürger Fragen stellen und Anregungen einreichen. „Das hätte normalerweise durch Infoveranstaltungen ergänzt werden sollen wie damals bei der Medizinkonzeption“, sagt Landratsamtssprecherin Martina Keck – Versammlungen sind aber zurzeit nicht möglich.
Die Adresse für die Bürgerbeteiligung lautet https://gemeinsam-fuer-unsere-gesunde-zukunft.de/ und dann „Unsere Campusentwicklung“/“Fragen und Antworten“.