Kretschmann krönt Heutensbacher Schäfer
Am Sonntag hat der Schäfer Michael Allmendinger beim sogenannten Schäferlauf in Bad Urach teilgenommen – und gewonnen. Zum Schäferkönig gekrönt haben ihn Winfried Kretschmann und Cem Özdemir. Der nächste Lauf steht für den 20-jährigen Heutensbacher bald an.

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Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann überreicht Michael Allmendinger die Schäferkrone. Foto: Steffen Schanz
Von Anja La Roche
Allmersbach im Tal. Am Sonntag ist Michael Allmendinger aus Heutensbach eine besondere Ehre zuteil geworden. Ganz bescheiden darf der 20-Jährige sich nun Schäferkönig nennen. Denn beim diesjährigen Schäferlauf in Bad Urach hat er gewonnen. Gekrönt haben ihn niemand Geringeres als Ministerpräsident Winfried Kretschmann und der Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir. Doch wie kam es dazu, dass der junge Schäfer mit anderen seinesgleichen um die Wette läuft?
Dem einen oder anderen dürfte der Name Allmendinger bekannt sein. Immerhin gibt es heutzutage nicht mehr allzu viele Schäfereien. Wer in Heutensbach einem Schäfer mit Hund begegnet, kann sich sicher sein, dass es sich um einen Allmendinger handelt. In vierter Generation mit dabei ist Michael Allmendinger, der im Sommer 2021 seine Ausbildung zum Schäfer abgeschlossen hat und derzeit an seinem Meister zum Wirtschafter für Landbau dran ist. Obendrein versucht er sich bei den Schäferläufen der Umgebung, der in Bad Urach dieses Jahr war sein insgesamt vierter Lauf. „Wenn man so einen seltenen Beruf hat, muss man ihn anderen vorstellen“, erklärt der junge Schäfer, warum er an den Wettläufen teilnimmt. Was ihm an dem Beruf gefällt? „Du bist immer draußen, viel an der frischen Luft“, antwortet er. Ihm gefalle zudem, mit anderen Lebewesen zu arbeiten.
Fünf Männer als Konkurrenten
Ob Michael Allmendinger auch die Zeit für die Schäferläufe findet, hängt davon ab, wie viel Arbeit gerade im Familienbetrieb mit den zirka 800 Mutterschafen ansteht. Diesmal hat es zeitlich gereicht für den Lauf in Bad Urach und er konnte erstmals das oberste Treppchen erreichen. Gegen fünf andere Männer ist er angetreten – wie gesagt, der Beruf des Schäfers ist heutzutage ein seltener. Voraussetzung ist, dass die Teilnehmer unverheiratet sind. Gleiches gilt auch für den Lauf unter den Frauen, dem Schäferinnenlauf also. Bei diesem sind immerhin elf Teilnehmerinnen angetreten.
Diesjährige Schäferkönigin ist Sophia Hagenlocher aus Bad Wildbad geworden. Abseits vom Schäferlauf, den es bereits seit 300 Jahren gibt, veranstaltet Bad Urach auch ein Volksfest mit Tausenden Besuchern und Besucherinnen. Es gibt ein Preishüten, bei dem Schäfer ihr handwerkliches Können beweisen können, einen großen historischen Festumzug durch die romantische Altstadt, Schäfertheater und einen Schäferreigen – die kleine Stadt steht also für ein paar Tage Kopf.
Früher ging es barfuß über ein Stoppelfeld
Beim Schäferlauf ging es früher barfuß über ein Stoppelfeld, in Bad Urach wird mittlerweile aber auf dem Sportplatz gelaufen. Gezielt vorbereitet hat sich Michael Allmendinger darauf nicht. „Wir haben in unserem Alltag genug Sport“, erzählt er. Und der hat offenbar ausgereicht, um sich gegen seine Konkurrenten zu behaupten. Als Sieger hat der Heutensbacher nicht nur die Krone für den Festtag verliehen bekommen, sondern durfte sich auch einen Preis heraussuchen. Zur Wahl standen Geld oder ein Lamm. „Ich habe das Geld genommen. Es wäre schwer gewesen, das Lamm zu transportieren“, erklärt er.
Nach der Krönung durften er und die Schäferkönigin noch mit Özdemir und Kretschmann in einer Kutsche über den Marktplatz fahren, anschließend sind sie mit dem Ministerpräsidenten essen gegangen. „Es war interessant, die mal zu sehen“, sagt Allmendinger über die beiden Politiker.
Lob für den schnellen Läufer aus Heutensbach kommt auch von dem örtlichen Landtagsabgeordneten Ralf Nentwich. „Neben der amtierenden Miss Germany aus Unterweissach ist dies schon die zweite große Auszeichnung in kürzester Zeit für den Raum Backnang“, freut sich Nentwich. Die Schäferei stehe aktuell vor großen Herausforderungen und Schwierigkeiten. „Ich bin sehr glücklich, dass die Schäferei Allmendinger – trotz der aktuellen Widrigkeiten – über mehrere Generationen konstant ihre Schäferei betreibt.“ Den Schäfereien sei es zu verdanken, dass Wacholderheiden, Magerrasen und artenreiches Grünland typisch und landschaftsprägend für Baden-Württemberg sind. „Unsere Kulturlandschaft ist untrennbar mit der Schäferei verbunden.“
Der nächste Schäferlauf steht bevor
Michael Allmendinger wiederum findet, dass es mit den Herausforderungen „bis jetzt geht“. Sorgen würden ihm die Trockenheit und der Wolf bereiten. Für den Erhalt seines Traditionsberufs will er künftig weiter nicht nur auf der Wiese und im Stall anpacken, sondern auch um die Wette laufen. Sein nächster Schäferlauf steht bereits Ende August in Markgröningen an.