Krieg und High Society: Fotos von Billhardt und Hinz

dpa/lsw Stuttgart. Im Jubiläumsjahr des Mauerfalls werden die Arbeiten des Hamburgers Volker Hinz und des Chemnitzers Thomas Billhardt gemeinsam ausgestellt. Die Fotografien könnten unterschiedlicher kaum aussehen - und doch eint sie viel.

Die Fotografen Volker Hinz (l) und Thomas Billhardt stehen in der Jubiläumsausstellung. (BFF). Foto: Marijan Murat

Die Fotografen Volker Hinz (l) und Thomas Billhardt stehen in der Jubiläumsausstellung. (BFF). Foto: Marijan Murat

Der DDR-Fotograf hielt Revolution und Krieg fest, sein westdeutscher Kollege kam den Mächtigen, Reichen und Schönen erstaunlich nahe - in Stuttgart werden die unterschiedlichen Blickwinkel von Thomas Billhardt (82) und Volker Hinz (71) nebeneinander gestellt. Der Fotografen-Verband BFF stellt deren Werke anlässlich des 30. Jahrestags des Mauerfalls aus: „Beide schufen einzigartige und unvergessliche Bilder des 20. Jahrhunderts: Während Billhardt für die Darstellung der DDR und ihren sozialistischen Bruderländern steht, gilt Hinz als Dokumentarist der BRD und des Westens“, teilte der Verband am Donnerstag zur Eröffnung mit.

Trotz unterschiedlichster Voraussetzungen, erklärte Billhardt, in der Haltung unterschieden er und Kollege Hinz sich nicht voneinander: „Er ist ein humanistischer, ein toller Fotograf. Auch bei diesen Themen.“

Der in Hamburg geborene Hinz war Jahrzehnte für das Magazin „Stern“ tätig und ist bekannt für seine schwarz-weißen Porträts. Er fotografierte Politiker wie Willy Brandt oder Helmut Schmidt (beide SPD), ebenso gab er Einblicke hinter die Kulissen der Modewelt. „Das einzige, was ich nicht mochte, waren Tankstellen - Sachaufnahmen. Ich hab immer ganz gerne Menschen fotografiert.“

Eines seiner berühmtesten Werke zeigt die Fußball-Legenden Franz Beckenbauer und Pelé nackt unter der Dusche. Nach dem Gewinn einer Meisterschaft in den USA „hab ich ein bisschen geguckt und mich reingeschlichen“, erzählte Hinz. Er nennt es glückliche Momente - aber Erfahrung helfe einem Fotografen, diese Momente nicht zu verpassen.

Die Arbeit des in Chemnitz geborenen Billhardt aus Kriegs- und Krisengebieten, etwa in Vietnam, Nicaragua oder Palästina, machten ihn auch über die Grenzen der DDR hinaus bekannt. Er fing dort aber auch Momentaufnahmen abseits des Kriegsgeschehens ein. „Für mich ist es wichtig, dass du mitfühlst. Obwohl die eine andere Mentalität haben - zu zeigen, dass da ein Bruder ist, das ist für mich eine innerliche Aufgabe. Nicht das Exotische, Sensationelle.“

Billhardt legte mit Fotografien aus dem revolutionären Kuba den Grundstein für seine Karriere. Auf dem Rückweg, beim Umsteigen an einem kanadischen Flughafen, habe die Tür in den Westen für den jungen Fotografen offen gestanden. Er entschied sich für die DDR: „Ich hatte eine Verantwortung gegenüber den Menschen dort.“ Er habe ihnen Bilder aus einer Welt zeigen wollen, die sie selbst nicht zu Gesicht bekamen. Viele Bilder konnte Billhardt nicht veröffentlichen, etwa von der Bernauer Straße in den 60er Jahren, fotografiert von West-Berlin aus. „So konnte in der DDR ja keiner die Mauer sehen. So nah kam niemand ran.“

Zu seinem 50. Geburtstag hat der Fotografen-Verband BFF Billhardt und Hinz zu Ehrenmitgliedern ernannt. Im Haus der Wirtschaft in Stuttgart zeigt er in den kommenden zwei Wochen neben deren Fotografien auch die Ausstellung „Ikonen“ mit 100 Werken seiner bekanntesten Mitglieder. Danach ziehen die Ausstellungen weiter nach Berlin und Hamburg.

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Erstellt:
6. Juni 2019, 17:01 Uhr

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