Krisengipfel zu neuer Flugroute in Stuttgart ergibt Aufschub
dpa/lsw Stuttgart. Bei einem Krisengipfel zu der neuen umstrittenen Abflugstrecke am Flughafen Stuttgart haben sich die Beteiligten darauf verständigt, dass die Fluglärmkommission erst im neuen Jahr eine Empfehlung abgeben soll. Bei der Videoschalte auf Einladung von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) am Mittwochabend sei man sich einig gewesen, dass die Lufthansa und die Deutsche Flugsicherung bei der nächsten Sitzung der Kommission Anfang November zunächst noch offene Fragen beantworten solle, sagte eine Regierungssprecherin am Mittwochabend der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. Ursprünglich sollte die Kommission am 2. November über die neue Route abstimmen und anschließend eine Empfehlung an das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung abgeben.
Von der von den Fluggesellschaften Lufthansa und Eurowings vorgeschlagenen Abflugroute in Richtung Süden wären einige Kommunen weniger von Lärm belastet, andere aber mehr. Bei der Schalte waren Bürgermeister der Kommunen auf den Fildern dabei, die örtlichen Landtags- und Bundestagsabgeordneten, Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) sowie Vertreter der Airlines und der Deutschen Flugsicherung. Aus dem Kreis der Kommunen sei der Wunsch gekommen, ein Gutachten zur gesamten Lärmbelastung durch Flug-, Auto- und Bahnverkehr in Auftrag zu geben. Eine Expertengruppe solle nun zügig klären, ob ein solches Gutachten überhaupt erstellt werden kann. Das Land habe angeboten, ein Drittel der Kosten dafür zu übernehmen.
Sollte sich die Fluglärmkommission im neuen Jahr darauf einigen, die neue Abflugstrecke zu empfehlen, soll es zunächst einen Probebetrieb von mindestens einem Jahr geben. Kommissionschef Christof Bolay, der auch OB der Stadt Ostfildern ist, hatte so einen Testbetrieb vorgeschlagen. Demnach sollen zunächst nur zwei Flüge pro Stunde über diese Route abgehen. Während des Tests sollen die Messwerte erhoben und dann mit den Modellrechnungen abgeglichen werden. Bolay hatte sich zuletzt für die neue Abflugstrecke ausgesprochen.
Mehrere Bürgerinitiativen wollten die Änderung der Route zuletzt verhindern. In einer Online-Petition fordern sie unter anderem den Stopp der Routenänderung sowie mehr Transparenz in dem Verfahren. Daraufhin hatte sich das Land als Moderator eingeschaltet, auch wenn es in dem Prozess nichts zu entscheiden hat. Künftig sollen alle betroffenen Kommunen stärker in die Diskussionen der Kommission eingebunden werden, erklärte die Sprecherin.
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