Kultgasthaus Löwen öffnet im Juni wieder

Investor Jochen Stroh und der Sulzbacher Brauhauswirt Andreas Walz starten noch vor dem Straßenfest mit abgespeckter Version

Das Gasthaus Löwen in Backnang war bis zu seiner Schließung vor über zwei Jahren Kult. Nun wird es unter dem Namen „Braugasthof zum Löwen“ noch vor dem Straßenfest wiedereröffnet. Das kündigten gestern Investor Jochen Stroh und der künftige Betreiber Andreas Walz vom Sulzbacher Brauhaus an. In einem ersten Schritt realisieren Investor und Wirt eine kleine Lösung mit 55 Sitzplätzen in der Gaststube und etwa 60 Plätzen auf dem Rathausplatz.

Optikermeister mit Weitblick: Jochen Stroh geht mit einer kleinen Lösung an den Start, will aber in einigen Jahren eine zweite Stufe zünden. Foto: A. Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Optikermeister mit Weitblick: Jochen Stroh geht mit einer kleinen Lösung an den Start, will aber in einigen Jahren eine zweite Stufe zünden. Foto: A. Becher

Von Matthias Nothstein

BACKNANG. Optikermeister Jochen Stroh ist ein positiv denkender Mensch. Er engagiert sich seit Jahren mit voller Kraft dafür, dass die Backnanger City wieder floriert. Sein Credo: „Wir können die Innenstadt nur am Leben erhalten, wenn wir hochwertige Gastronomie mit hochwertigem Einzelhandel kombinieren.“ So entsprach es ganz seiner Linie, dass er vor einem Jahr auch in großen Dimensionen dachte und für seine große Umbaulösung bis zu sieben Millionen Euro einsetzen wollte. Nachdem sich aber diese Mammutvariante als nicht machbar herausgestellt hatte, weil sich unter anderem kein Unternehmen fand, das ein solch komplexes, innerstädtisches Projekt umsetzen wollte, kniete er sich voller Elan in die Realisierung der kleinen Variante, „die ebenfalls viel Charme hat“, so Stroh. Und selbst dieses Vorhaben stellte sich als schwierig heraus. „Ich habe über 80 Brauereien angeschrieben, aber alle wollten nur die große Lösung oder sogar noch größer als ursprünglich geplant bauen.“

Kleine Lösung ermöglicht engeres Verhältnis zu den Gästen

Dann meldete sich Andreas Walz, der das Sulzbacher Schlösslebräu betreibt, bei Jochen Stroh. Schon bei den ersten Gesprächen stimmte die Chemie zwischen den beiden, „ich hatte ein gutes Gefühl“, bestätigt Stroh. Mehr noch. „Inzwischen bin ich von der kleinen Lösung fast noch mehr überzeugt. So entsteht zu den Gästen ein stärkerer persönlicher Bezug und ein engeres Verhältnis. Wir sind nah dran am Gast und das ist wichtig, denn der alte Löwen war Kult in Backnang.“

Für die jetzt vorgesehene kleine Lösung ist nur ein kleiner Umbau nötig. So wurde die Theke bereits in Richtung Küche verlegt und so der Gastraum vergrößert. Zudem wurden dadurch die Wege fürs Personal kürzer. Der Umbau ist laut Walz in vollem Gange und fast schon abgeschlossen. Was noch fehlt sind Malerarbeiten und die neuen Tische und Polster. Walz: „Der Charakter des ältesten Gasthauses am Platz soll erhalten bleiben.“ Trotz der relativ kleinen Küche möchte Walz ein attraktives und anspruchsvolles Konzept verwirklichen und gutbürgerliche, schwäbische Gerichte anbieten, die zum Brauhaus passen. Auf den Genusskarten finden sich künftig die in Sulzbach selbst gebrauten Biere. Das sind neben einem Backnanger Stadtbier auch solche, die nach den Partnerstädten Annonay und Chelmsford benannt sind. Stroh und Walz haben das Konzept bereits mehrfach der Stadtverwaltung und dem Gemeinderat präsentiert. Der Gastwirt berichtet von seinen jüngsten Erfahrungen: „Verwaltung, Stadträte und Bürger freuen sich und sehnen die Eröffnung herbei.“

Ursprünglich sollte der Braugasthof zum Löwen schon Ende Mai eröffnen, aber noch hakt es an der Außenbewirtschaftung. „Ohne die keine Eröffnung“, erklärt Walz. Und Stroh formuliert es so: „Ein Brauhaus ohne Biergarten ist keines.“ Geplant sind 60 Plätze auf insgesamt vier Ebenen. Die Terrassen sollen aus Holz gefertigt werden. Für Stroh ist es wichtig zu betonen, dass es sich dabei um ein Provisorium und nicht um eine endgültige Lösung handelt.

Die kleine Lösung ist jedoch für Stroh nur der erste Schritt. Er lobt seinen Pächter Andreas Walz als „vernünftigen Partner, der sich nicht im Größenwahnsinn aufhält, sondern in der Realität, er ist ein Praktiker“. Trotzdem hat Stroh Visionen. „Wir können uns beide vorstellen, in etwa drei, vier Jahren den nächsten Schritt zu machen. Dann nämlich, wenn der Rathausvorplatz durch die Stadt neu gestaltet worden ist.“ Dann sollen auf dem Rathausplatz mehrere Ebenen entstehen. Und für den Löwen würde sich die Sitzsituation völlig verändern. Geht es nach dem Willen von Stroh, würde dann das Provisorium wieder wegkommen und dafür ein Biergarten mit doppelt so vielen Sitzplätzen entstehen. Dieser würde Platz für 120 Gäste bieten.

In diesem Fall würde die Küchengröße jedoch nicht mehr ausreichen, „wir müssten die zweite Stufe zünden“, so Stroh. Er möchte in diesem Fall das Gebäude Marktstraße 20 abreißen und mit einem Neubau ersetzen. Dieser sollte die neue, deutlich größere Küche und Kühlräume aufnehmen und Platz bieten für die Braukessel, damit das Bier für den Löwen vor Ort gebraut werden könnte.

OB Frank Nopper freut sich über die Entwicklung. „Gerade in Zeiten eines stärker werdenden Online-Einzelhandels müssen wir erst recht alles für eine vitale Innenstadt tun. Uns wäre die ursprünglich angedachte große Löwen-Lösung noch lieber gewesen als die jetzt realisierte kleine Löwen-Lösung. Aber wir setzen darauf, dass auch in diesem Fall gilt: ,Klein, aber oho!‘. Das geplante Podest für die Außenbewirtschaftung tut laut Nopper der Vitalität der Innenstadt gut und ist eng mit der Stadt abgestimmt.

Kommentar
Lieber klein, aber belebt

Von Matthias Nothstein

US-Präsident John F. Kennedy prägte einst den Satz: „Frage nicht, was dein Land für dich tun kann, sondern was du für dein Land tun kannst!“ Es scheint, als habe Jochen Stroh diese Forderung mit der Muttermilch aufgesogen. Man spürt, dass das Engagement zum Wohle einer belebten Innenstadt ihm eine Herzensangelegenheit ist. Erst wollte er die optimale Lösung. Und als sich diese als nicht machbar herausstellte, nahm er selbst einige Monate Leerstand in Kauf, statt an den nächstbesten Interessenten zu vermieten. Das zeugt von Verantwortungsbewusstsein.

Auf der anderen Seite drängt Stroh jetzt auf die Realisierung der abgespeckten Lösung. Ganz nach dem Motto lieber die kleine Lösung und eine belebte Innenstadt, als darauf hoffen, dass sich am St. Nimmerleinstag doch noch eine Tür zum großen Wurf auftut. Beim Blick auf manch einen Leerstand an prominentester Stelle wünscht man sich in Backnang mehr Geschäftsmänner vom Format Jochen Strohs.

m.nothstein@bkz.de

Info
Ende des Leerstands

Die große Variante hätte ein Brauhaus mit 170 Sitzplätzen und 130 Plätzen im Außenbereich bedeutet. Geplant war, die drei Gebäude zwischen dem Eiscafé Dolomiti und dem Löwen, Am Rathaus 6,7 und 8, sowie das Gebäude neben dem Löwen, Marktstraße 20, abzureißen und neu aufzubauen.

Nachdem Stroh dem Wäschehaus Speidel in den beiden Gebäuden neben der Eisdiele gekündigt hatte, stand die 240 Quadratmeter große Fläche lange Zeit leer. Mehrere Mietinserenten aus dem Billigsektor lehnte Stroh aus Qualitätsgründen ab. Nun feiert das Friseurgeschäft Rizzo in wenigen Tagen Eröffnung und sorgt für Belebung an der zentralen Stelle der City.

Zum Artikel

Erstellt:
10. Mai 2019, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen