Zur Kundgebung „Demokratie kennt keine Alternative“ versammelten sich am Samstagnachmittag Vertreter unterschiedlichster Institutionen und Bürger aller Generationen in Murrhardt, um ihr Gesicht für eine bunte Gesellschaft zu zeigen.
Von Carmen Warstat
Murrhardt. „Der Kopf brummt von so viel Input. Das Herz hüpft vor Freude.“ Mit diesen Worten verabschiedete Initiator Christian Staita, Vorsitzender des Vereins Vielfalt tut gut nach eineinhalb Stunden die Teilnehmer einer Kundgebung, die kaum bunter hätte sein können. Etwa 1000 Menschen waren auf den Marktplatz gekommen, um den Rednern zuzuhören, gemeinsam zu singen und ihre Ablehnung jedweden rechtsextrem orientierten Gedankenguts zum Ausdruck zu bringen.
Zahlreiche Transparente zeugten von Ängsten, aber auch von klarer Entschlossenheit, die Demokratie zu verteidigen, von Mut und Fantasie, manchmal auch von Humor. „#Nie wieder ist jetzt!“ war mehrfach zu lesen, „Meine Freunde bleiben hier!“, „Omas + Opas gegen rechts“, „Wer AfD wählt, wählt Nazis“, „Ihr sollt ein Kreuz machen, kein Hakenkreuz“, „Kehrwoche gegen rechts“, „Rote Karte für die AfD“, „Bunt statt braun“, „Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen“, „AfD verbieten!“, „100% Mensch“ oder schlicht „Für meine Kinder“.
Zeichen gegen rechts
Zur Kundgebung „Demokratie kennt keine Alternative“ versammelten sich am Samstagnachmittag Vertreter unterschiedlichster Institutionen und Bürger aller Generationen in Murrhardt, um ihr Gesicht für eine bunte Gesellschaft zu zeigen.
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Über jede und jeden Anwesenden freute sich Christian „Jannik“ Staita, der „viele, viele Helfer“ hatte und sich „total überwältigt“ von der Resonanz seiner Initiative zeigte. Er betonte, dass es nicht überall selbstverständlich ist, sich frei und ohne Gefahr versammeln zu können und dass dieses „Fest für Demokratie“ Menschen einte, die „keinen Bock auf Leute hätten, die etwas gegen Menschen haben“.
Bürgermeister Armin Mößner spricht stellvertretend für weitere Rathauschefs
Stellvertretend für mehrere Bürgermeister der Region (unter den Anwesenden waren auch Bernhard Bühler aus Oppenweiler, Christoph Jäger aus Großerlach und Veronika Franco Olias aus Sulzbach an der Murr) sprach der Murrhardter Rathauschef Armin Mößner den Demonstranten aus dem Herzen, als er beispielsweise die Ergebnisse der Correctiv-Recherchen als harten Tobak bezeichnete und an den „tiefen Abgrund“ erinnerte, in den derlei Gedankengut Deutschland zwischen 1933 und 1945 stürzte. Zugleich betonte Mößner, dass es nicht darum gehe, über Probleme der Gegenwart hinwegzutäuschen. Keinesfalls dürfe die Demokratie aber auch in schwierigen Zeiten zur Disposition gestellt werden.
In seiner Eigenschaft als Kreisrat trat Bernhard Bühler ans Mikrofon: „Es ist ermutigend, wie viele Bürgerinnen und Bürger seit dem unfassbaren Geheimtreffen in Potsdam, mit Deportationsplänen für Millionen von Mitbürgern, für unsere Demokratie ihr Gesicht zeigen.“ Mit sehr eindringlichen Worten beschwor Bühler die notwendige Beharrlichkeit im alltäglichen „Einstehen für unser Werte“.
Autor Titus Simon zählt sich zu den „Opas gegen rechts“
Zahlreiche Rechtsextremismusstudien hat Titus Simon in seiner Eigenschaft als Hochschullehrer begleitet und nannte als Beispiel Einblicke in die Pläne des Unmenschentums, die der Chaos Computer Club ihm bereits vor Jahren gewährte. Heute zählt Simon sich zu den „Opas gegen rechts“. Er erinnerte an frühere Kämpfe gegen die NPD, bezeichnete Buntheit als Maßstab für eine humane Gesellschaft und plädierte dafür, auch mit ihren Gegnern im Gespräch zu bleiben.
In unserer Bildergalerie haben Menschen aus Backnang und der Region Gesicht gegen Rechtsextremismus gezeigt:
Menschen aus der Region zeigen Gesicht gegen Rechtsextremismus
Die Berichte über ein Geheimtreffen von Rechtsextremisten, darunter mehrere AfD-Politiker, bei dem über die Massenvertreibung von Menschen mit Migrationshintergrund gesprochen wurde, hat bundesweit für Empörung gesorgt. Wir haben bekannte Persönlichkeiten aus der Region Backnang um eine Stellungnahme gebeten.
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Der Landtagsabgeordnete Ralf Nentwich sprach von einem giftigen Schneeball antidemokratischer Bewegungen, der im Rollen immer größer geworden sei. „Das muss gestoppt werden!“ Er erinnerte an die Worte der Holocaustüberlebenden Eva Szepesi kürzlich im Bundestag: „Die Shoah begann nicht mit Auschwitz. Sie begann mit Worten. Sie begann mit dem Schweigen und dem Wegschauen der Gesellschaft.“ Als Vertreter der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) sprach der Murrhardter Pfarrer Achim Bellmann. Eindringlich erinnerte er an die goldene Regel, die es – unterschiedlich formuliert – in allen Kulturen gibt, „säkular gesagt: Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu.“ Diesen Kompass könne man weder verordnen noch erzwingen, aber er solle allen die Richtung weisen. „Wir müssen wieder lernen, mit Anstand zu streiten.“
Emotionale Geschichten, die aufrütteln sollen
Susanne Thomas von der IG Metall dachte zurück an eine antifaschistische Demonstration in Ludwigsburg, bei der sie eine ältere Dame mit Tränen in den Augen getroffen hatte. Es sei traurig, dass man in Deutschland wieder Angst haben müsse, hatte diese ihr gesagt und sie damit beschämt. „Bunt statt kackbraun“ zitierte die Rednerin eines der vielen Transparente – das sei genau der richtige Wahlspruch.
Seine sehr persönliche Geschichte mit rechter Gewalt erzählte der 18-jährige Paul, der als Besucher des Christopher Street Days in Stuttgart brutal angegriffen wurde und schon im Krankenhaus den Schluss zog, sich jetzt erst recht zur Wehr setzen zu wollen und sich keinesfalls unterkriegen zu lassen. Entsprechend kämpferisch wählte er seine Worte und rief zur Teilnahme an der Stuttgarter Großdemo am 24. Februar auf. „Wir werden laut, und das ist der richtige Weg“, rief Paul, der „als Privatperson gekommen“ war, aber für den Rems-Queer-Kreis, eine Gruppe für queere Jugendliche in Backnang warb. Schließlich lasen unter anderem Vertreter des Murrhardter Gemeinderats aus der gemeinsamen Erklärung des Bündnisses für Demokratie und Menschenrechte Baden-Württemberg.
Christian Staita und seine Mitstreiter waren glücklich über das enorme Feedback, das den Rednern und Musikern aus dem Kreis der Demonstranten entgegengebracht wurde. Mit zustimmenden Zwischenrufen, herzlichem Beifall und Gesang brachte die Menge ihren Respekt und Kampfgeist zum Ausdruck, und das Akustik-Duo Die Birds aus Murrhardt-Siegelsberg begleitete die Veranstaltung noch bis zu ihrem allmählichen Ausklang.
Gesicht zeigen gegen Rechtsextremismus
Aktion Ende Januar hat unsere Zeitung die Aktion „Gesicht zeigen gegen Rechtsextremismus“ gestartet. Zum Auftakt haben auf einer Doppelseite bekannte Persönlichkeiten aus allen Bereichen der Gesellschaft mit ihrem Foto ein Statement für Toleranz und Vielfalt und gegen Ausgrenzung gesetzt.
Bildergalerie Mittlerweile haben sich viele weitere Menschen aus der Region der Aktion angeschlossen und uns ihre Fotos und Statements geschickt. Mit dabei sind unter anderem der Sportkreispräsident und Bürgermeister von Althütte, Reinhold Sczuka, der ehemalige Rektor der Max-Eyth-Realschule, Heinz Harter und die Schulamtsleiterin Sabine Hagenmüller-Gehring sowie die Backnanger Stadträte Heinz Franke und Mustafa Gül. Alle Statements finden Sie in der Online-Bildergalerie im Artikel.
Mitmachen Wollen auch Sie ein Zeichen gegen Rechtsextremismus setzen? Dann schicken Sie Ihr Statement (maximal 400 Zeichen) zusammen mit einem Porträtfoto (jpeg-Format) an redaktion@bkz.de mit dem Betreff „Gesicht gegen rechts“. Wir werden diese dann in der Online-Bildergalerie ergänzen.
Empfehlung - Kundgebung gegen rechts in Murrhardt Von Carmen Warstat(...)
Link zum Artikel:
https://www.bkz.de/nachrichten/kundgebung-gegen-rechts-in-murrhardt-225146.html
In der Walterichschule Murrhardt haben Fünft-, Sechst- und Siebtklässler die Möglichkeit, sich im Glücks- und Lebensfreudeunterricht mit Themen wie Freundschaft, Liebe oder eigenen Zielen zu beschäftigen. Die Gemeinschaftsschule geht auch mit weiteren Angeboten neue Wege.
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Seit dem Krieg in der Ukraine ist die Bundeswehr als Arbeitgeber mehr im Fokus. Das sagt ein Berufsberater der Bundeswehr, das spürt auch ein Zeitsoldat aus Murrhardt. Berufsrisiken wie Verwundungs- oder Lebensgefahr beschäftigen Familienangehörige dabei in unterschiedlichem Maße.
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In Murrhardt nimmt Christian Schweizer Menschen mit Demenz und diejenigen, die sie betreuen, einmal im Monat auf einen Rundgang durch die Stadt und/oder das Carl-Schweizer-Museum mit. Das kreisweite Angebot verbindet Erkundungen mit einer Entlastung für die Bezugspersonen.
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