Kunstmuseum stellt sich Vergangenheit
Von bra
Stuttgart - Lange war dieses Thema der berühmte Elefant im Raum, der zwar nicht zu übersehen ist, über den aber niemand zu sprechen wagt. Bis jetzt. „Das Kunstmuseum stellt sich selbstkritisch seiner Vergangenheit“, begrüßte die Bürgermeisterin Isabel Fezer am Donnerstagabend die rund 200 Besucher zur Eröffnung der neuen Ausstellung „Grafik für die Diktatur“. Das Fundament der Einrichtung wurde nämlich im sogenannten Dritten Reich gelegt. Die Nationalsozialisten gründeten dafür auch eine Grafiksammlung. Der Provenienzforscher und Kurator, Kai Artinger, hat umfangreiche Recherchen über die Einkäufe des Kunstmuseums während des Nationalsozialismus angestellt. Für die Ausstellung wählte er 160 Bilder aus. Sie sind nun fast ein Jahr lang bis zum 14. September 2025 im Kunstmuseum zu sehen.
Darin werden auch Künstler in den Blick genommen, die NSDAP-Mitglieder waren und vom Faschismus profitierten. Es habe auch ungewöhnliche Einkäufe gegeben, so Artinger, etwa von Künstlern, die vom NS-Regime als „entartet“ angesehen worden waren. Rund 80 Jahre seien die Bilder im Depot gewesen. „Die meisten Werke sind zum ersten Mal zu sehen.“ Wie groß die Sammlung einst war, lässt sich nur schätzen. 760 Arbeiten habe er untersucht, so Artinger.