Kunstrasenplatz bei der Sporthalle in Sulzbach soll saniert werden
Der Sulzbacher Gemeinderat spricht sich zudem für eine Erneuerung der Tartanbahn aus. Der Kunstrasenplatz in Sulzbach wurde trotz des klebrigen Granulates im Gegensatz zu vielen umliegenden Plätzen vom Sportverband noch nicht gesperrt. Grund ist vor allem, dass Wertungsspiele üblicherweise auf dem Naturrasenplatz stattfinden können.

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Kunstrasenplatz und Tartanbahn sollen erneuert werden. Ein auf Sportstätten spezialisiertes Ingenieurbüro wurde vom Gemeinderat beauftragt, die Ausschreibung und Vergabe vorzubereiten. Foto: Stefan Bossow
Von Ute Gruber
Sulzbach an der Murr. So ein Kunstrasensportplatz ist etwas Praktisches: In der Anschaffung zwar teurer als Rollrasen oder Raseneinsaat, benötigt er aber während des Jahres wenig Pflege. Kein Rasenmähen, keine Düngung, keine Nachsaat an strapazierten Stellen und – was in heißen Sommern wie zuletzt besonders zum Tragen kommt – kein Gießen. Im Gegensatz zum Naturrasen ist der Kunstrasen, der aus imitierten Grasstoppeln aus Kunststoff und meist einer Füllung aus Gummi- oder Kunststoffgranulat zur Stabilisierung derselben besteht, auch bei Regenwetter bespielbar. Und er bietet einen gelenkschonenden, sanft federnden Untergrund für die Sportler. Kein Wunder, dass auch die Gemeinde Sulzbach vor 18 Jahren in ein solches Spielfeld investiert hat. Es ersetzte den unbequemen, gesandeten Hartplatz neben der Sporthalle und wird seither praktisch täglich genutzt – von Schulsport und Vereinen.
Das Granulat wird
regelmäßig aufgelockert
Gepflegt wurde der Kunstrasen von Sporthallenwart Eugen Brunner, der einmal in der Woche mit dem Kommunalschlepper und einem speziellen Striegel das Granulat aufgelockert und Fremdstoffe wie Blätter herausgesiebt hat. Zu Saisonbeginn im Frühjahr und Saisonende im Herbst kam dann eine Spezialfirma, die eine Tiefenreinigung durchgeführt hat. Allerdings ist auch so ein Kunstrasenplatz trotz guter Pflege nicht unendlich haltbar; es wird von 10 bis maximal 25 Jahren gesprochen. Besonders die Fläche vor dem nördlichen Tor auf Höhe des Vereinsheims, die zum Üben überwiegend benutzt wird, zeigte schon vor Jahren Auflösungserscheinungen und bekam ein Lifting: Die betroffene Fläche wurde neu gemacht. Außerdem neigt das Granulat dort seit einigen Jahren zum Verkleben – vor allem im Zusammenhang mit der extremen Sommerhitze der letzten Jahre: „Da bilden sich richtige Gummiklumpen an den Schuhsohlen“, weiß ein Sportler.
Daher wurde schon vergangenen Sommer im Gemeinderat beschlossen, den Platz zu sanieren, bevor sich womöglich noch mehr Nähte lösen und zu Stolperfallen werden. Außerdem kann so der Unterbau belassen werden, welcher anscheinend nicht UV-beständig ist und daher vor Sonnenlicht geschützt bleiben muss. Das auf Sportstätten spezialisierte Ingenieurbüro Münster soll jetzt nach einem Gemeinderatsbeschluss die Ausschreibung und Vergabe vorbereiten, wobei neben dem neuen Belag für den Kunstrasenplatz auch gleich die umlaufende Tartanbahn saniert werden soll. Bei einer gemeinsamen Besichtigungsrundfahrt haben sich Verwaltung, Gemeinderat und Sportler zahlreiche mögliche Varianten in der Region angesehen. Die Wahl fiel dann auf den Flor Ligaturf Cross, den die Firma Polytan zu mindestens einem Drittel aus nachwachsenden Rohstoffen und somit anscheinend CO2-neutral herstellt. Gefüllt werden soll dieser – wie in Oberbrüden gesehen – mit einem Gemisch aus Kork und Sand.
Damit wendet sich die Gemeinde ab von den in Verruf geratenen Füllungen aus Kunststoff oder Altreifen. Diesen wird nachgesagt, einen erheblichen Anteil an der primären Mikroplastikverschmutzung zu haben, indem die ein bis drei Millimeter großen Granulatkügelchen über Regenwasser, Schuhe der Spieler oder gegebenenfalls Laubbläser in die Umwelt gelangen. Nach einer Untersuchung des deutschen Fraunhofer-Instituts sind Kunstrasenplätze eindeutig umweltschädlich. Sie seien zurzeit die drittgrößte Quelle für Mikroplastik in der Umwelt. Außerdem benötige die Herstellung viel Energie. Für die Neuanlage von Kunstrasenplätzen mit Kunststoffgranulat gibt es daher inzwischen keine staatliche Förderung mehr.
Mit Kosten von über 400000 Euro wird gerechnet, eine Förderung ist in Aussicht
Die Kosten für die Sanierung des Sulzbacher Kunstrasenplatzes inklusive Planung, Rückbau und Entsorgung des alten Platzes werden Stand September 2022 auf 400673 Euro geschätzt und damit – infolge gestiegener Rohstoffpreise – auf 16500 Euro höher als vor einem Jahr. 100000 Euro gibt es als Förderung vom Staat. Die Bauarbeiten werden auf drei Monate geschätzt und sollen von Mai bis Juli 2023 erfolgen. Wie sich das Naturmaterial Kork unter Witterungseinflüssen verhält, bleibt abzuwarten. Auch bei der Alternative aus geschredderten Olivenkernen ist damit zu rechnen, dass sich das Material allmählich zersetzt. Zumindest für die Umwelt stellt der ausgetragene modrige Humus dann aber keine Belastung dar, sondern sogar eine Bereicherung. Der Kunstrasenplatz in Sulzbach ist indes vom Sportverband noch nicht gesperrt worden. Denn Wertungsspiele können üblicherweise auf dem Naturrasenplatz stattfinden.