Längere Lieferzeiten beim Heizöl
Die Heizölhändler sind diesen Herbst und Winter mit einer besonders hohen Nachfrage konfrontiert. Deswegen kann die Lieferung sehr lange dauern. Doch in der Kälte sitzen muss niemand, da sind sich die Heizölverkäufer der Region einig.

© U. J. Alexander - stock.adobe.com
Auf die Heizöllieferung müssen einige Kundinnen und Kunden dieses Jahr länger warten. Foto: U. J. Alexander – stock.adobe.com
Von Anja La Roche
Backnang. Der Rentner Volker Pietsch bewohnt gemeinsam mit seiner Frau und seinem Hund ein Einfamilienhaus in Oppenweiler. In den vergangenen Monaten hat er aus den Zeitungen mitbekommen, dass der Heizölpreis immer weiter ansteigt. „Von einer Knappheit habe ich nichts gelesen“, so Pietsch. Am 24. November bestellte er dann 1000 Liter Heizöl bei dem Bau- und Gartenmarkt Baywa. Er rechnete zu diesem Zeitpunkt damit, dass sein Heizöltank in etwa einer Woche leer gehen würde. Baywa teilte jedoch mit, dass die Lieferung erst Ende Januar eintreffen könnte. Aufgrund der Dringlichkeit seiner Bestellung konnte Baywa allerdings einer etwas zeitnaherer Lieferung zustimmen. Bis das Heizöl am 13. Dezember eintraf, hatte Volker Pietsch Angst davor, dass seine Frau, sein Hund und er den fallenden Temperaturen ausgeliefert sein würden. Das ist nicht passiert, denn das im Tank gelagerte Öl reichte entgegen seiner Einschätzung aus, bis der Nachschub ankam. Doch die Sorge um mögliche Versorgungsnöte blieb dem Rentner vorerst.
Wenn der Heizöltank leer zu gehen droht, finden die Händler eine Lösung
Der Leiter des Bau- und Gartenmarkts Baywa Schorndorf, Andreas Haag, versichert jedoch: „Wir versuchen alles zu tun, damit da niemand im Kalten sitzen bleibt.“ Das klingt schon so, als ob es dann doch nicht klappen könnte. Doch weitere Händler schließen sich der Meinung von Haag an und können zudem versichern, dass sich keiner Sorgen machen muss, dann doch tatsächlich frieren zu müssen. „Vielleicht kommt das bestellte Heizöl nicht am gleichen Tag oder es kommt nicht die gewünschte Menge“, sagt der Geschäftsinhaber von Kern Heizöl, Roland Fritz. Aber bei Notfällen könne man als Händler immer irgendwie aushelfen.
Denn scheinbar ist es nicht so, dass das Heizöl knapp ist. „Es ist genug Ware vorhanden“, sagt Nicole Bareiß, eine Mitarbeiterin bei dem Treibstofflieferanten Ludwig Dalacker aus Gaildorf, der auch in Backnang ausliefert. Allerdings sind die Wartelisten gerade aufgrund der hohen Nachfrage sehr lang. Die Unternehmen kommen mit der Auslieferung personell nicht hinterher und es kommt zu längeren Lieferzeiten. „Viele haben wegen der hohen Ölpreise mit dem Kauf gewartet. Deswegen haben sich die Lieferzeiten nun etwas verlängert“, sagt Bareiß. Bei Dalacker hat sich die Lieferzeit allerdings nur von normalerweise zwei bis drei Wochen auf etwa vier Wochen verlängert, als im Oktober und November die Nachfrage so extrem gestiegen ist. „Aktuell sieht es gut aus“, ergänzt Bareiß.

© Tobias Sellmaier
Volker Pietsch hatte Schwierigkeiten bei der Heizölbestellung. Foto: T. Sellmaier
Diese Einschätzung bestätigt sich, wenn man einen Blick in das Vergleichsportal Heizöl24.de wirft. Dort kann man Heizölhändler der Region preislich vergleichen und das günstigste Produkt online bestellen. Gibt man die Backnanger Postleitzahl an, erscheinen die günstigsten Anbieter der Region. Wenn man sich das Heizöl ganztägig liefern lassen kann, das heißt von 7 bis 18 Uhr, dann dauern die Lieferzeiten bei den meisten Anbietern bis Mitte oder Ende Februar im nächsten Jahr; das bedeutet über zwei Monate Lieferzeit. Am 29. September berichtet Heizöl24.de: „Trotz des aktuellen Höchstpreises für Heizöl ist die Nachfrage nach Heizöl auf Ihrem derzeitigen Höchststand für dieses Jahr und hat selbst die Nachfragehochs aus August dieses Jahres hinter sich gelassen.“
Der Heizölhändler Baywa hat noch viele Altbestellungen abzuarbeiten
Andreas Haag von Baywa weiß dazu eine Erklärung: Die Heizölkunden waren bereits ausreichend eingedeckt, sodass die Nachfrage im ersten Halbjahr gering ausfiel. Im Herbst hingegen stieg die Nachfrage dann extrem an. Hinzu kam, dass der Schiff- und Schienenverkehr weniger transportieren konnte, so Haag. Die große Nachfrage habe sich inzwischen allerdings gelegt, so Haag. „Aber wir haben noch viele Altbestellungen abzuarbeiten.“ Haag rechnet damit, dass sich die Lage im Januar entspannt. Roland Fritz sieht den Fehler auch bei den Kunden: Wenn diese nicht nur auf den Preis spekulieren und zudem mehr Heizöl bevorraten würden, käme es auch nicht zu so starken Schwankungen in der Nachfrage und zu einem fast leeren Tank. Auch die Medien sieht Fritz in der Verantwortung, die Nachfrage nicht zu sehr anzuheizen beziehungsweise zu gängeln.
Volker Pietsch wandte sich aufgrund seiner Versorgungsängste auch an den SPD-Landtagsabgeordneten Gernot Gruber, der für den Wahlkreis Backnang unter anderem im Ausschuss für Energie sitzt. Dieser verweist in dieser Sache auch auf eine vorhandene Ölreserve des Bundes, welche eine Rücklage für Engpässe bildet. Der Vorrat entspricht 90 Tagen des deutschlandweiten Ölverbrauchs und wir vom Bundeswirtschaftsministerium sichergestellt. Die Ölreserven – darunter auch Heizöl – sind über ganz Deutschland verteilt und können bei Versorgungsstörungen in den Markt gegeben werden. Anwendung fand die Reserve zum Beispiel im Sommer 2018, um Ölengpässen aufgrund Niederwasser und eingeschränkter Schifffahrt entgegenzuwirken. Im Wissen dieser Rücklage können Volker Pietsch und andere von den längeren Lieferzeiten Betroffene hoffentlich aufatmen. Eines ist zumindest sicher: Einem gemütlichen Weihnachten im Hause Pietsch steht nichts mehr im Wege – selbst wenn draußen klirrende Kälte herrscht.