Land prüft „Impfrallye“ an Schulen: Jüngere ausgeschlossen
dpa/lsw Stuttgart. Impfbusse und mobile Teams sollen nach den Vorstellungen der Grünen kurz vor Weihnachten in den Schulen nochmal deutlich stärker eingesetzt werden als bislang. Eine landesweite Impfrallye? Davon sind nicht alle überzeugt.
Angesichts der weiter rasant steigenden Ansteckungszahlen auch bei Kindern und Jugendlichen wird in Baden-Württemberg eine landesweite größere Impfaktion an den Schulen geprüft. Kultus- und Gesundheitsministerium schauten derzeit, „was möglich und was sinnvoll und was umsetzbar ist“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) am Dienstag in Stuttgart. Er schränkte aber ein: „Man muss immer zwischen einer Idee und ihrer Umsetzbarkeit unterscheiden.“
Zuvor hatte die Grünen-Fraktion die landesweite Impfrallye vorgeschlagen. Die letzten Schultage vor den Feiertagen sollten für entsprechende Impfangebote genutzt werden, um sicher in die Ferien zu starten, sagten Fraktionschef Andreas Schwarz und Bildungssprecher Thomas Poreski. „Wir sind überzeugt: Die Zeit vor den Weihnachtsferien bietet eine Chance, um Kinder und Jugendliche zu impfen und ihren Gesundheitsschutz über die Ferien zu erhöhen“, fügte Schwarz am Dienstag hinzu. „Die Schulen sind der zentrale Ort, an dem wir Schülerinnen und Schüler mit einem Impfangebot erreichen können.“
Der Grünen-Fraktion schwebt eine Aktion vom 20. bis 23 Dezember vor. Impfbussen und mobilen Impfteams soll ermöglicht werden, ihre Infrastruktur in und an der Schule aufzubauen, etwa auf Schulparkplätzen und Schulhöfen, aber auch in Aulen, Musiksälen oder Sporthallen. Für den nötigen Aufbau der Infrastruktur könnten ältere Schülerinnen und Schüler hinzugezogen werden. Auch Eltern und Schulbedienstete sollen sich impfen lassen können. „Wir haben auch die Altersgruppe der Fünf- bis Elfjährigen im Blick“, hatten Schwarz und Poreski gesagt. Eine Empfehlung der Ständigen Impfkommission sei für die Impfung dieser Gruppe nicht notwendig.
Für die anvisierte Gruppe der Jüngeren erteilte Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) allerdings noch eine Absage. Es könne zunächst nur um die älteren Schüler an den weiterführenden Schulen gehen. Bei den unter Zwölfjährigen müssten ausführliche Aufklärungsgespräche mit den Eltern geführt werden, außerdem werde Impfstoff für die Jüngeren frühestens am 20. Dezember geliefert.
Lucha verwies darauf, dass Schulen bereits jetzt mobile Impfteams für spezielle Impftage anfordern könnten. Nun werde beraten, ob diese Angebote für ältere Schülerinnen und Schüler gebündelt werden könnten oder ob es sogenannte Impfrallyes an Modellschulen geben könnte.
Die Lehrer unterstützen zwar das Impfangebote auf freiwilliger Basis, wie der Verband Bildung und Erziehung erklärte. Er forderte aber auch die Hilfe der Gesundheitsämter. Es muss klar sein, dass Lehrkräfte und Schulleitungen nicht zusätzlich belastet würden, sagte der VBE-Landesvorsitzende Gerhard Brand. „Diese arbeiten momentan an der absoluten Belastungsgrenze und sollten nicht noch weitere Aufgaben aufgedrückt bekommen.“
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