Landrat will Abwärme in Neuschöntal weiter nutzen

Gernot Gruber (SPD) schreibt einen offenen Brief an Richard Sigel

Die Klärschlammtrocknung in Neuschöntal  war  kein Vorzeigeprojekt. Nun meldete sich Landtagsabgeordneter Gruber in dieser Sache zu Wort. Foto: F. Muhl

© Florian Muhl

Die Klärschlammtrocknung in Neuschöntal war kein Vorzeigeprojekt. Nun meldete sich Landtagsabgeordneter Gruber in dieser Sache zu Wort. Foto: F. Muhl

Von Kornelius Fritz

Backnang. Das Aus für die Klärschlammtrocknung in Neuschöntal beschäftigt nun auch den Landkreis. Wie berichtet hatte die Stadt Backnang ihre Anlage Ende vergangenen Jahres stillgelegt, nachdem sie damit seit der Inbetriebnahme im Mai 2012 mehr als vier Millionen Euro Verlust eingefahren hatte. Der Plan, die Abwärme aus der Biovergärungsanlage des Landkreises für die Klärschlammtrocknung zu verwenden, ist damit endgültig gescheitert.

Der Landtagsabgeordnete Gernot Gruber hat sich nun in einem offenen Brief an Landrat Richard Sigel gewandt. Darin bittet der SPD-Politiker um Auskunft, welcher finanzielle Schaden dem Kreis durch die Einstellung der Klärschlammtrocknung entsteht. Außerdem möchte Gruber wissen, wie sich die derzeit ungenutzte Abwärme aus der Biovergärungsanlage auf die CO2-Bilanz des Landkreises auswirkt.

Gruber erinnert daran, dass er und sein damaliger Fraktionskollege Werner Barth schon vor dem Bau der Anlage in Neuschöntal im Kreistag davor gewarnt hätten, nur auf die Klärschlammtrocknung als Nutzungsoption für die Wärme zu setzen. Sein Vorschlag, statt einer großen lieber zwei kleinere Anlagen im Landkreis zu bauen, habe weder beim damaligen Landrat Johannes Fuchs noch bei der Ausschussmehrheit Gehör gefunden. Gruber regt an, diese Idee nun noch einmal neu zu prüfen.

Landrat Richard Sigel erklärte gestern auf Anfrage, er wolle sich nicht mehr mit Fehlern beschäftigen, die vor seinem Amtsantritt gemacht wurden, sondern „lösungsorientiert nach vorne denken.“ So habe er sich bereits gestern mit Backnangs OB Maximilian Friedrich getroffen, um das weitere Vorgehen zu besprechen. „Wir sind im Dialog und suchen nach einer Lösung, die wirtschaftlich und ökologisch sinnvoll ist.“ Denkbar wäre zum Beispiel, die Abwärme künftig in ein Nahwärmenetz einzuspeisen. „Für solche Konzepte bin ich sehr offen“, sagte Sigel. Auch OB Maximilian Friedrich ließ mitteilen, dass er sich für eine langfristige Lösung einsetzen wolle. Das weitere Vorgehen möchte er aber zuerst mit den Gemeinderatsfraktionen besprechen.

Die Stadt Backnang hat seit Anfang des Jahres ein Entsorgungsunternehmen mit der Verwertung der Rückstände aus der Kläranlage Neuschöntal beauftragt. Pro Tonne fallen dafür Kosten von 110 Euro an. Trotzdem ist diese Art der Verwertung deutlich günstiger als zuvor in der eigenen Anlage. Die Kostenersparnis beziffert die Stadt auf knapp 170000 Euro pro Jahr.

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Erstellt:
15. Februar 2022, 06:00 Uhr

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