Andrea Bergs Heimspiel: Lebensfreude pulverisiert Coronablues
Andrea Berg sorgt beim ersten richtigen Heimspiel nach zwei Jahren Pause für Begeisterung in der Aspacher Arena. Mit ihrer lebensbejahenden Ausstrahlung und ihrer kraftstrotzenden Bühnenpräsenz macht sie die Sorgen und Ängste der Menschen im Handumdrehen vergessen.
Von Matthias Nothstein
Aspach. Jeweils etwa 15000 Fans haben am Freitag und Samstag die 15. Heimspiel-Konzerte von Andrea Berg in der Wir-machen-Druck-Arena in Aspach in vollen Zügen genossen. Und sollte sich bei vielen Schlagerfans in den vergangenen beiden Pandemiejahren so etwas wie ein Coronablues entwickelt haben, so hat die deutsche Schlagerkönigin diesen mit ihrer enormen Ausstrahlung und riesengroßen Lebensfreude innerhalb kürzester Zeit pulverisiert. Schon nach dem ersten Lied herrscht im Stadion eine Stimmung, als hätte es das vermaledeite Virus nie gegeben. Die aus dem gesamten deutschsprachigen Raum angereisten Berg-Anhänger singen Zeile für Zeile mit, tanzen ausgelassen vor der Bühne im Stadion und klatschen auf den voll besetzten Rängen mit. Das Gefühl, nach zwei Jahren Pause wieder ausgelassen feiern zu wollen, es ist geradezu mit den Händen greifbar. Zwei Jahre sind schließlich eine lange Zeit. Vor allem für all jene Fans, für die das Heimspiel von Andrea Berg in Aspach der Höhepunkt ihres Konzertkalenders ist und die zuletzt wegen der Coronapandemie zweimal leer ausgegangen sind.
Das Motto des Abends: Heute feiern wir das Leben
Zu Beginn des Konzerts verdeckt ein Vorhang die riesige Bühne. Als dieser dann endlich, endlich fällt, vermutet manch einer die Sängerin dahinter. Doch die Spannung steigt weiter an, von Andrea Berg ist nichts zu sehen. Und dann plötzlich, wie von Geisterhand, steht die mit Spannung erwartete weit vorne auf dem Laufsteg, von einem Aufzug wie wiedergeboren in die Höhe gefahren und von Feuerwerk umrahmt. Ein Neubeginn nach der langen Durststrecke, der an Symbolkraft kaum zu überbieten ist.
Und Andrea Berg legt gleich voll los. Ihr Einstiegshit „Ich würd’s wieder tun“, der Titelsong ihres neuen, gleichnamigen Albums, wird von den Tausenden frenetisch bejubelt. Es gelingt der Künstlerin in ihrem Kleid in hellen, freundlichen Regenbogenfarben mit ihrer lebensbejahenden Ausstrahlung und ihrer kraftstrotzenden Bühnenpräsenz, dass die Sorgen und Ängste der vergangenen Monate und Jahre im Handumdrehen Lichtjahre entfernt scheinen. Ihre Fans heißt sie mehrfach „willkommen bei mir daheim“ und trichtert ihnen das Motto des Abends ein: „Heute feiern wir das Leben.“ Und schon nach dem zweiten Hit, ihrem Erfolgsgarant Mosaik, lässt die gebürtige Krefelderin die La-Ola-Welle von links nach rechts und wieder zurück durch ihr Heimspielstadion rollen. Als wären die Titel der Künstlerin schon seit jeher für den Wiederbeginn nach einer Pandemie geschrieben gewesen, passt Song für Song wie die Faust aufs Auge zum Lebensgefühl der angereisten Anhänger. Geradezu dankbar klingt es aus Tausenden von Kehlen, wenn die Powerfrau den Nerv der Zeit trifft und vorsingt: „Ich hab Lust auf pures Leben.“
Dann – fast schon unvermittelt – wird das Adrenalinbündel plötzlich ruhig und nachdenklich und erinnert sich zurück an die Anfänge ihrer Karriere, die nun schon 30 Jahre andauert. Über 200 Songs hat sie seither geschrieben und „mit euch geteilt“. In diesem Moment ruft sie ihre ältesten Titel ins Gedächtnis und sagt: „Lasst uns noch mal zurückgehen und die alten Lieder singen.“ Auch das funktioniert. Songs wie „Ich sterbe nicht noch mal“, „Wenn du willst, dann küss mich doch“ oder „Du kannst noch nicht mal richtig lügen“ heizen die Party vollends an und machen aus der Aspacher Arena in diesem Moment die größte Tanzfläche der Welt.
Eine Weltpremiere in Aspach
Ein ganz spezielles Bonbon für die Fans – „meine Weltpremiere für euch“ – ist der Song „Ich träum mich zurück“ aus ihrem neuesten Album. Und die Zeilen „wie ein Déjà-vu aus Glück, sing ich längst vergangene Lieder“ werden sofort begeistert mitgeträllert. Immer wieder betont Berg die Bedeutung dieses Konzerts für sie. „Das hier ist mein Zuhause. Heimat ist für mich kein Ort, das ist, wo Ihr seid, das ist ein Gefühl.“ Mehr Liebeszuwendung geht nicht. Und 15000 ziehen mit. Das tun sie auch, als ihre Andrea textlich fremdgeht und die Hits anderer deutscher Schlagerikonen anstimmt. „Die kleine Kneipe in unserer Straße“, „Über den Wolken“, „Sierra Madre“, „Seemann, lass das träumen“ oder Marmor, Stein und Eisen bricht“ werden aus vielen Kehlen mitgesungen und verwandeln das Stadion in einen riesigen Chor.
Auf den Kracher „Die Gefühle haben Schweigepflicht“ ist Verlass
Dann aber steigt die „ultimative Party“. Auf den Kracher „Die Gefühle haben Schweigepflicht“ allein schon ist Verlass. Als Andrea Berg dann auch noch „Du hast mich tausendmal belogen“ anstimmt, hält es nur die wenigsten auf ihren Sitzen. Inzwischen in ihrem vierten Outfit, ein gelbes Fransenkleid, und eingerahmt von ihrer Tänzergruppe und von Feuerwerk und Pyrotechnik, treibt die Ausnahmekünstlerin die Stimmung auf den finalen Höhepunkt.
Beste Stimmung beim zweiten Heimspiel von Andrea Berg am Samstag
Auch das zweite Heimspiel von Andrea Berg in der Aspacher Wir-machen-Druck-Arena am Samstag war ausverkauft. Die Stimmung bei den Fans nach zwei Jahren Coronapause war bestens.
Kurz vor dem Ende der dreistündigen Party wird es nochmals ruhig. Die 56-Jährige sinniert nochmals über ihre 30-jährige Karriere und fragt sich, ob sie wohl noch zehn Jahre dranhängen kann und will. Nach einer kurzen und für viele doch langen Pause gibt sie die Antwort gleich selbst in Form eines weiteren Titels: „Ja, ich will.“ Und wenn auch den gesamten Abend über immer wieder einmal starker Beifall aufgebrandet ist, so laut und spontan wie bei dieser Ansage war es nie. Die Fans können sich nach diesem intensiven Erlebnis sicher sein, an Andrea Berg werden sie noch lange Freude haben. Kein Virus der Welt kann ihre Mission stoppen, nämlich mit Freunden Musik machen und glücklich sein und andere glücklich machen.