Lösung für die Backnanger Grabenstraße in Sicht
Die von OB Maximilian Friedrich eingesetzte Lenkungsgruppe diskutiert über eine Verkehrsberuhigung auf der Backnanger Einkaufsmeile. Favorisiert wird eine Lösung, bei der Privatautos erst hinter dem Drogeriemarkt Müller in die Grabenstraße einbiegen können.
Von Kornelius Fritz
Backnang. Die Zukunft der Grabenstraße ist in Backnang ein kommunalpolitischer Dauerbrenner und ein Thema, das Emotionen weckt. Während es aus der Bevölkerung und auch im Gemeinderat seit Jahren die Forderung nach einer Verkehrsberuhigung in der wichtigen Einkaufsstraße gibt, fürchten etliche Händler Umsatzverluste, falls ihre Kunden nicht mehr mit dem Auto bis zu ihrem Laden fahren können.
Um die Debatte zu versachlichen und wenn möglich einen Konsens zu erzielen, hat Oberbürgermeister Maximilian Friedrich im Mai eine sogenannte Lenkungsgruppe eingesetzt. Ihr gehören neben Vertretern von Verwaltung und Gemeinderat auch die betroffenen Anrainer an. Moderiert werden die Sitzungen von Stefan Holl von der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA) in Ludwigsburg.
Mittlerweile hat sich die Gruppe zweimal getroffen und bei der Stadt sieht man sie auf einem guten Weg. Die Lenkungsgruppe habe bereits „erhebliche Fortschritte bei der Entwicklung von Varianten für die zukünftige Gestaltung der Grabenstraße erzielt“, heißt es in einer Pressemitteilung, die am Montag verschickt wurde. Diese ist ansonsten allerdings äußerst kryptisch formuliert und liefert kaum konkrete Informationen zu den besprochenen Inhalten.
Eine Lösung wäre, die Grabenstraße in einen verkehrsberuhigten Geschäftsbereich mit Tempo 20 umzuwandeln
Auf Nachfrage verrät Erster Bürgermeister Stefan Setzer dann aber doch noch ein bisschen mehr. Ein Verkehrsgutachten habe gezeigt, dass es so wie bisher nicht bleiben könne, sagt Setzer. Momentan ist die Grabenstraße als „verkehrsberuhigter Bereich“ ausgewiesen, im Volksmund auch als „Spielstraße“ bekannt. Doch dafür sei die Grabenstraße eigentlich zu lang und zu viel befahren. Wolle man die Durchfahrt weiterhin erlauben, müsse man sie deshalb in einen verkehrsberuhigten Geschäftsbereich mit Tempo 20 umwandeln.
Die Alternative wäre, die Zufahrt über die Sulzbacher Brücke künftig nur noch für Linienbusse, Taxis und Lieferverkehr zuzulassen. Privatautos kämen dann nur noch über Umwege in die Grabenstraße: Sie müssten von der Talstraße über die Bácsalmás-Brücke und dann über den Parkplatz hinter dem Drogeriemarkt Müller fahren. Erst zwischen Müller und Parkhaus Stadtmitte könnten sie dann in die Grabenstraße einbiegen.
Der Vorteil dieser Lösung: Die Tiefgarage der Volksbank bliebe ebenso mit dem Auto erreichbar wie die Arztpraxen in der Schillerstraße. Gleichzeitig würde der vordere Bereich der Grabenstraße aber weitgehend autofrei und auch im hinteren Bereich würde sich der Verkehr wohl spürbar reduzieren, weil die Durchfahrt dann wesentlich umständlicher wäre als bisher.
Vermutlich wären auch bauliche Veränderungen nötig
Für diese Variante gibt es in der Lenkungsgruppe offenbar viele Sympathien, ob sie sich auch umsetzen lässt, muss allerdings noch geklärt werden. Schließlich ist der Müller-Parkplatz in Privatbesitz und die Durchfahrt bislang mit einer Schranke versperrt. „Wir sind dazu momentan im Austausch mit dem Eigentümer der Flächen“, erklärt Stefan Setzer. Vermutlich wären auch bauliche Veränderungen nötig, um aus der Parkplatzzufahrt eine offizielle Straße zu machen. Vielleicht könnten in diesem Zusammenhang auch noch ein paar neue Kurzzeitparkplätze entstehen, die sich die Händlerschaft in der Grabenstraße so dringend wünscht.
Und was sagen die Mitglieder der Lenkungsgruppe zu den bisherigen Ergebnissen? Offiziell gar nichts. Die Teilnehmer mussten nämlich eine Art Schweigegelübde ablegen. „Wir halten es nicht für zielführend, Detaildiskussionen in der Öffentlichkeit zu führen“, sagt Stefan Setzer dazu.
Auch Martin Windmüller vom Stadtmarketingverein äußert sich auf Nachfrage deshalb nur ganz allgemein. Auch er lobt die konstruktive Arbeitsatmosphäre in der Lenkungsgruppe und zeigt sich zuversichtlich, dass trotz der anfangs sehr konträren Positionen ein Konsens möglich ist. „Ich habe den Eindruck, dass sich verhärtete Fronten langsam bewegen“, sagt der Vertreter der Backnanger Händlerschaft. Nach den Sommerferien soll es noch ein drittes Treffen der Lenkungsgruppe geben. Dabei sollen weitere Details geklärt und offene Fragen beantwortet werden. Auch die Ergebnisse aus einer digitalen Bürgerbeteiligung (siehe Infotext) werden dann besprochen.
Wichtig ist Stefan Setzer aber zu betonen, dass die Lenkungsgruppe keine Entscheidung trifft. Bestenfalls könne sie eine Empfehlung an den Gemeinderat aussprechen, der sich im Herbst mit der Grabenstraße beschäftigen soll. Ziel ist laut Pressemitteilung der Stadt „eine Backnanger Lösung mit Augenmaß und Pragmatismus“.
Beteiligung Auch die Backnanger Bürgerschaft hat die Möglichkeit, den Entwicklungsprozess für die Grabenstraße mitzugestalten. Erstmals setzt die Stadt dabei auf ein neues digitales Beteiligungsformat. Die Ergebnisse sollen in den Entscheidungsprozess mit einfließen.
Projekthomepage Unter https://gma.biz/beteiligung-backnang-grabenstrasse/ haben interessierte Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, ihre Ideen und Verbesserungsvorschläge für die Grabenstraße zu teilen. Neben einer digitalen Pinnwand gibt es dafür auch eine interaktive Karte, auf der man Bereiche mit Handlungsbedarf, aber auch positive Beispiele und Lieblingsorte in der Grabenstraße markieren kann.