Maximilian Friedrich will OB werden
Die Suche nach dem Nachfolger von Backnangs Oberbürgermeister Frank Nopper nimmt Fahrt auf. Mit Maximilian Friedrich wirft der Bürgermeister von Berglen als Erster seinen Hut in den Ring. Der 33-Jährige sitzt für die Freien Wähler im Kreistag.
Von Matthias Nothstein
BACKNANG. Im Kampf um den Posten des Stuttgarter Oberbürgermeisters ist am Sonntag die Entscheidung auf den Backnanger OB Frank Nopper gefallen. Damit wurde gleichzeitig das Rennen um die Nachfolge des Oberbürgermeisters im Backnanger Rathaus eröffnet. Nun, gerade einmal fünf Tage nach Noppers Wahlsieg wirft der erste Bewerber für das Backnanger Amt seinen Hut in den Ring: Maximilian Friedrich. Der 33-Jährige machte gestern seine Bewerbung öffentlich: „Ich werde mich in Backnang zur Wahl stellen und möchte dort der nächste Oberbürgermeister werden“, sagt der Bürgermeister von Berglen. „In ersten Gesprächen mit Backnangerinnen und Backnangern habe ich viel Zustimmung und Ermunterung erfahren. Das hat mich in meinem Entschluss zusätzlich bestärkt.“
Friedrich war 2012 in der Flächengemeinde zwischen Winnenden und Schorndorf zum Bürgermeister gewählt worden. Als jüngster Schultes Deutschlands. Bei seiner Wiederwahl im Juni 2020 holte er knapp 96 Prozent der Stimmen. „Und eigentlich bin ich sehr, sehr gerne in Berglen“, sagt der 33-Jährige. Aber bereits nach dem Wahlsieg im Frühsommer hatte er betont, dass er die absolute Aussage von seiner ersten Wahl, sicher acht Jahre zu bleiben, nicht wiederholen möchte. „Es ist mir wichtig, offen und ehrlich zu kommunizieren“, sagt er. „Es gibt zwar nicht vieles, was mich dazu bewegen kann, Berglen zu verlassen – aber es gibt halt besondere Konstellationen und Chancen.“
Und eine solche gebe es nun. Der OB-Sessel in Backnang wird frei. Ausgerechnet Backnang. Der Geburtsort Friedrichs. Er hat in der Stadt an der Murr die ersten drei Jahre seines Lebens verbracht, ist in ihrem Umland aufgewachsen und hat nie den Kontakt dorthin verloren. „Jetzt kommen Ambitionen und Gefühl zusammen – deshalb will ich kandidieren“, sagt der designierte Vorsitzende der Freien Wähler im Kreistag. Diesen Posten will er ab 1. Januar 2021 übernehmen.
Friedrich: „Ich bin ein Freund des offenen Visiers.“
Und da Friedrich nicht taktieren will, geht er mit seinen Plänen ohne Umschweife an die Öffentlichkeit. Den Ältestenrat in Berglen hat er bereits informiert. „Ich bin ein Freund des offenen Visiers“, sagt Friedrich. Backnang ist für ihn „eine Herzensangelegenheit“. Aber nicht nur: „Ich bin auch überzeugt davon, dass ich mit meinem Wissen von guter Kommunalpolitik und meinen Ideen für Backnang ein guter Nachfolger von Dr. Frank Nopper werden kann.“ Vom scheidenden OB hält Friedrich viel: „Er hat einiges für Backnang getan, war ein sehr guter OB. Ich wünsche ihm viel Erfolg in Stuttgart.“
Seine Themen und sein Wahlprogramm will Friedrich in den nächsten Wochen publik machen. „Ich habe zwar schon einiges im Kopf und Themen, die mir grundlegend am Herzen liegen“, sagt er und nennt die Digitalisierung der Stadtverwaltung, eine aktive Wirtschaftsförderung, eine lebendige Innenstadt, Klimaschutz, bezahlbaren Wohnbau sowie eine pragmatische Art der Bürgerbeteiligung. „Aber ein entscheidender Teil fehlt noch“, so Friedrich weiter, „was bewegt die Backnangerinnen und Backnanger? Wie denken wichtige Entscheidungsträger vor Ort? Ich will mich in nächster Zeit noch mit vielen Menschen austauschen – so gut es in Coronazeiten möglich ist. Die Erkenntnisse aus diesen Gesprächen fließen natürlich in mein Wahlprogramm mit ein.“
Auf die Frage, ob er als Freier von einer Partei unterstützt werde, antwortete Friedrich gestern: „Ich habe bereits mit den vier großen Fraktionen im Gemeinderat gute Gespräche geführt und weitere Gespräche werden folgen. Ich bin aber kein Kandidat einer bestimmten Partei.“
Friedrich kam 1987 in Backnang auf die Welt, er ist evangelisch und verheiratet mit Kerstin, das Paar hat eine Tochter. Der Diplom-Verwaltungswirt (FH) war bei seiner ersten Wahl am 1. Juli 2012 mit 25 Jahren und dreieinhalb Monaten der jüngste Bürgermeister Deutschlands. Bei seiner Wiederwahl im vergangenen Juni holte er 95,91 Prozent der Stimmen bei einer beachtlichen Wahlbeteiligung von 50,45 Prozent. Friedrich ist begeisterter Sportler, spielt unter anderem Tischtennis und Fußball und fährt Ski. Zudem spielt er Klarinette.
Nachdem unsere Zeitung gestern Morgen Friedrichs Absicht auch auf Facebook veröffentlicht hatte, kommentierte Althüttes Bürgermeister Reinhold Sczuka die Nachricht als Erster: „Es ist schön, wenn frühere ,Schüler‘ und Verwaltungspraktikanten und leitende Mitarbeiter der eigenen Verwaltung das Heft in die Hand nehmen und Karriere machen.“ Dabei zielte der CDU-Politiker darauf ab, dass Friedrich einst sein Schüler beim Einführungslehrgang für Verwaltungsmitarbeiter sowie in Althütte sogar stellvertretender Kämmerer war. Sczuka erklärte gestern, er habe Friedrich vor neun Jahren auch zur Kandidatur in Berglen ermutigt. Seinen Kommentar beendete er mit dem Zusatz „Viel Erfolg“. Damit macht Sczuka auch unmissverständlich klar, dass er sich nicht um das Amt bemüht. Vielmehr kündigte er an: „Ich trete in vier Jahren wieder in Althütte an.“
OB-Wahl in Backnang
Der Backnanger Gemeinderat hat am Donnerstagabend den Termin für die Wahl des neuen Oberbürgermeisters von Backnang festgelegt. Danach findet der erste Wahlgang am Sonntag, 14. März 2021, statt.
Sollte es im ersten Urnengang keine Entscheidung geben, so können die Wähler zwei Wochen später, am 28. März, erneut ihre Stimme abgeben. Im Gegensatz zum ersten Durchgang, bei dem ein Bewerber die absolute Mehrheit (mehr als 50 Prozent) benötigt, reicht im zweiten Wahlgang die einfache Mehrheit.
Die Ausschreibung der Stelle des Oberbürgermeisters von Backnang erscheint am 11. Dezember im Staatsanzeiger von Baden-Württemberg sowie am Tag danach in der Backnanger Kreiszeitung, in den Stuttgarter Nachrichten und in der Stuttgarter Zeitung.
Bewerbungen sind bis spätestens 18. Februar 2021 einzureichen. Weitere Bewerbungen im Falle einer Neuwahl sind bis spätestens 17. März, 18 Uhr einzureichen.
Die Bewerber müssen zwischen 25 und 68 Jahre alt sein und benötigen 50 Unterstützungsunterschriften von Wahlberechtigten.