Mehr Geld für 5200 Reinigungskräfte gefordert
IG Bau warnt vor Bezahlung zum Mindestlohn und sagt: „13,73 Euro sind das Minimum.“

Laut IG Bau bereiten sich Reinigungskräfte auch in der Region schon auf Protestaktionen im laufenden Tarifkampf vor. Symbolfoto: IG Bau
Rems-Murr. Sie reinigen Schulen und Büros, sorgen für Hygiene in Krankenhäusern und Pflegeheimen: Die rund 5200 Reinigungskräfte im Rems-Murr-Kreis machen nicht nur in Pandemiezeiten einen unverzichtbaren Job. Doch bei der Bezahlung droht den Beschäftigten ein herber Rückschritt. Davor warnt die Gebäudereiniger-Gewerkschaft IG Bau. „Aktuell erhalten Reinigungskräfte mindestens 11,55 Euro pro Stunde – also weit mehr als den gesetzlichen Mindestlohn. Aber der wird schon im Oktober auf zwölf Euro steigen. Passiert bis dahin nichts, dann würden Gebäudereinigerinnen mit dem absoluten Lohnminimum nach Hause gehen. Für die wichtige und fachliche Arbeit, die sie leisten, ist das eindeutig zu wenig“, sagt Gerhard Neidling.
Der Bezirksvorsitzende der IG Bau Stuttgart fordert deshalb, dass Beschäftigte auch weiterhin deutlich mehr als den gesetzlichen Mindestlohn bekommen sollten – und zwar mindestens 13,73 Euro pro Stunde. Eine konkrete Zahl, für die der Gewerkschafter klare Gründe nennt: „Der spezielle Branchenmindestlohn in der Gebäudereinigung lag bisher 1,73 Euro über der gesetzlichen Lohnuntergrenze. Das muss auch so bleiben. Nur wenn die Bezahlung weiter attraktiv ist, wird es Firmen gelingen, überhaupt noch Personal für die Branche zu finden“, so Neidling. Die IG Bau fordert, dass gleichzeitig die Einkommen für Fachleute – etwa in der Glas- und Fassadenreinigung – deutlich zulegen. Auch mit Blick auf die Preissteigerungen komme es jetzt darauf an, dass die Beschäftigten ein kräftiges Lohnplus erhielten. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes erreichte die Inflationsrate im April mit 7,4 Prozent einen neuen Höchststand seit der Wiedervereinigung. „Menschen mit kleinem Geldbeutel wissen oft nicht mehr, wie sie bis zum Monatsende durchkommen sollen. Teure Energie und Lebensmittel machen gerade auch Reinigungskräften zu schaffen. Sie arbeiten oft in Teilzeit und müssen jeden Cent zweimal umdrehen“, so Neidling. Bei der letzten Tarifverhandlung am 23. Mai habe der Bundesinnungsverband des Gebäudereinigerhandwerks (BIV) jedoch „nichts vorgelegt, was auf einen schnellen Tarifabschluss hoffen lässt“, so der Gewerkschafter. Die Arbeitgeber sollten ihre Offerte nun rasch aufbessern, um Ärger mit ihren Beschäftigten zu vermeiden, so die Meinung innerhalb der IG Bau Stuttgart. Unter dem Motto „Wir schwitzen nicht für Mindestlohn“ bereiteten sich Reinigungskräfte in der Region schon auf Protestaktionen vor, wie Neidling ankündigt. Die Tarifverhandlungen für die bundesweit rund 700000 Beschäftigten gehen am 2. Juni in Frankfurt am Main in die nächste Runde. pm/bro