Mehr regionale und Biolebensmittel in den Mensen
Die Modellphase an den beruflichen Schulen im Kreis ist gestartet. Für höhere Anteile soll es einen Pachtnachlass geben.
Von Lorena Greppo
Rems-Murr. Die Kreiskliniken haben es vorgemacht (wir berichteten), nun sollen auch die Mensen der beruflichen Schulen im Rems-Murr-Kreis nachziehen: In den drei Einrichtungen sollen künftig mehr Lebensmittel aus der Region oder in Bioqualität auf den Tisch kommen. Dieses Ziel hat sich der Kreis auf die Fahnen geschrieben. Aktuell ist ein Einsatz von mindestens 13 Prozent derartiger Waren verpflichtend, angestrebt wird eine Erhöhung auf 30 Prozent und mehr. Damit solle auch die Wertschöpfungskette im Rems-Murr-Kreis gestärkt werden. Gespräche mit den Pächtern habe es bereits gegeben, führte Benjamin Wahl, Amtsleiter für Schule, Bildung und Kultur im Rems-Murr-Kreis, aus. Weil die Kostensituation unter anderem angesichts der hohen Energiepreise angespannt ist, wolle man den Pächtern diesbezüglich entgegenkommen. Die Verwaltung schlug daher im jüngsten Verwaltungs-, Schul- und Kulturausschuss des Kreistags vor, ihnen bei steigendem Anteil an regionalen und Biolebensmitteln einen Teil der Pacht von derzeit 600 Euro im Monat zu erlassen.
Eine entsprechende Modellphase hatte der Kreis bereits im Sommer gestartet. „Der Anreiz seitens des Schulträgers wurde kommuniziert und angenommen“, heißt es in der Präsentation zum Thema. Die Modellphase weist auch schon erste Erfolge auf: Der nachgewiesene Anteil an Bioprodukten und Waren aus der Region liege an den Mensen von zwei der drei beruflichen Schulen demnach bereits zwischen 20 und 30 Prozent.
Auf Nachfrage von Hartmut Holzwarth (CDU) führt er auch aus, wie der Anteil berechnet werde, nämlich nach den Ausgaben für den Wareneinsatz. Diese würden der Behörde für jeden Monat vorgelegt. Eingereichte Rechnungen werden überprüft, so Wahl. Die Evaluation der Modellphase erfolgt für das laufende Schuljahr und soll im kommenden Jahr im Ausschuss vorgestellt werden. Weil der Begriff „regional“ Produkte aus ganz Europa einschließe, so Landrat Richard Sigel, habe man bewusst die Beschreibung „aus der Region“ gewählt. Als Lebensmittel „aus der Region“ gelten Benjamin Wahls Ausführungen zufolge Waren aus dem Rems-Murr-Kreis, in zwei Fällen habe man auch Mühlenprodukte aus dem Ostalbkreis akzeptiert.
Je mehr regionale oder Bio-Lebensmittel verarbeitet werden, desto höher ist der Pachterlass
Als Ergebnis der Gespräche mit den Pächtern schlug Wahl folgendes Modell vor: Bei bis zu 20 Prozent Einsatz von Lebensmitteln aus der Region oder in Bioqualität soll 20 Prozent der Pacht erlassen werden; bei bis zu 30 Prozent Einsatz gibt es 40 Prozent Pachterlass; bei über 30 Prozent Einsatz gibt es 50 Prozent Pachterlass und bei über 50 Prozent Einsatz solle die Pacht sogar ganz erlassen werden.
Grundsätzlich könne seine Fraktion dem Projekt zustimmen, so Armin Mößner. „Aber die letzte Stufe können wir nicht mittragen, ein bisschen Pacht sollte schon bleiben“, befand der Sprecher der CDU-Fraktion. Auch Martin Oettinger (FDP-FW) war der Pachterlass bei 50-prozentigem Anteil zu viel: „Wenn man erst einmal über den 50 Prozent ist, gibt es keinen weiteren Anreiz mehr“, argumentierte er. Eine weitere Abstufung sei nötig. Positiv bewertete Martin Oettinger hingegen, dass den Pächtern die Wahl zwischen Bioqualität oder regionaler Herkunft der Produkte bleibt. „Unsere Einschätzung war, dass 50 Prozent an sich schon schwer zu erreichen sind“, erklärte Benjamin Wahl das Zustandekommen der Abstufungen. Schließlich sollen die Mensen ja auch ihre Preise beibehalten, führte er aus. Seien diese nämlich zu hoch, kämen weniger Berufsschüler in die Mensen. Das Problem sei dadurch noch verschärft, dass schulnahe Anbieter wie Fast-Food-Ketten Konkurrenz machten. „Der Anreiz muss sein, dass die jungen Menschen gern in die Mensa zum Essen gehen“, befand Landrat Richard Sigel.
Einen „Vorschlag zur Güte“ brachte Willy Härtner (Grüne) daraufhin ein: Statt eines vollen Pachterlasses bei einem Anteil über 50 Prozent könne man einen Nachlass von 70 Prozent der Pachtkosten vereinbaren. Diese Variante wurde sodann auch mehrheitlich vom Gremium beschlossen. Ebenfalls nahm die Verwaltung der Vorschlag Martin Oettingers für eine weitere Beratung mit, dass man diese Quote nicht nur für Speisen, sondern auch für Getränke gelten lassen könne.