Zu 24 Jahren Haft verurteilt

Meistgesuchter Drogenboss Europas in Sierra Leone entdeckt

Der Niederländer Jos Leijdekkers gilt als Schlüsselfigur des internationalen Kokainhandels und wird seit Jahren gesucht. Jetzt haben Fahnder ihn zwar in Sierra Leone lokalisiert. Aber es gibt ein Problem.

Jos Leijdekkers (Zweiter v. re.) bei einem Gerichtstermin 2024 in Belgien.

© Imago/Photo News/Bert Van Den Broucke

Jos Leijdekkers (Zweiter v. re.) bei einem Gerichtstermin 2024 in Belgien.

Von Markus Brauer/dpa

Nach jahrelanger Fahndung ist einer der meistgesuchten Drogenbosse Europas in Sierra Leone ausfindig gemacht worden. Seit einem halben Jahr sei absolut sicher, dass sich der Niederländer Jos Leijdekkers, der eine Schlüsselfigur des internationalen Kokainhandels sei, in dem westafrikanischen Land aufhalte, teilte die niederländische Polizei mit.

„Pummeliger Jos“ ist extrem gefährlich

Der Gesuchte mit dem Spitznamen „Bolle Jos“ („Pummeliger Jos“), welcher der niederländischen „Mocro-Mafia“ zugerechnet wird, steht auf der EU-Liste der meistgesuchten Kriminellen.

Er wurde 2024 in den Niederlanden in Abwesenheit wegen des Schmuggels von knapp sieben Tonnen Kokain und der Anordnung eines Mordes zu 24 Jahren Haft verurteilt. Ein belgisches Gericht verurteilte ihn im September wegen Drogenhandels und Körperverletzung zu zehn Jahren Gefängnis. Zuletzt hatten die Fahnder ihn in der Türkei vermutet.

Belohnung von 200.000 Euro ausgesetzt

Die Behörden gehen davon aus, dass der 33-Jährige mit dem Kokainschmuggel insbesondere über die Häfen Rotterdam und Antwerpen Dutzende Millionen Euro verdient hat. Für Hinweise, die zu Leijdekkers Festnahme führen, wurde eine Belohnung von 200.000 Euro ausgelobt.

Wie der öffentlich-rechtliche Sender NOS in den Abendnachrichten „Een Vandaag“ am Samstag (25. Januar) berichtete, sei der Drogenboss auf Bildern gemeinsam mit dem Präsidenten des westafrikanischen Landes gesichtet worden. Der niederländische Sender zeigte eine Videosequenz, die den Kriminellen neben der Tochter des Präsidenten in einer Kirche zeigen soll. Sierra Leone habe eine Scharnierfunktion im Kokainhandel zwischen Südamerika und Europa.

Möglicherweise Staatsbürger Sierra Leones

Es sei allerdings schwierig, den Gesuchten in die Niederlande zu schaffen, da es mit Sierra Leone kein Auslieferungsabkommen gebe und Leijdekkers möglicherweise die Staatsangehörigkeit des Landes angenommen habe, berichtete NOS.

Das westafrikanische Sierra Leone gehört trotz reicher Bodenschätze wie Diamanten, Gold und Bauxit zu den zehn am wenigsten entwickelten Staaten der Welt. Auf dem Korruptionsranking der NGO Transparency International landet das Land mit rund 8,5 Millionen Einwohnern und regelmäßigen demokratischen Wahlen auf Platz 108 von 180 der korruptesten Staaten. Wie in anderen Küstenstaaten in Westafrika dienen die Häfen als wichtige Anlaufstelle für Drogen aus Südamerika auf dem weiteren Weg nach Europa.

Info: „Mocro-Mafia“

„Mocro-Mafia“ „Mocro“ ist in den Niederlanden ein Slangwort für Marokkaner. Der Begriff hat sich zu einem Synonym für organisierte Drogenkriminalität im großen Stil entwickelt . Ausgehend davon, dass einige Niederländer mit marokkanischen Wurzeln ihre Verbindungen in die alte Heimat für den Import von Drogen zu nutzen wussten: In Marokko wird Hanf traditionell als Heilpflanze angebaut.

Multikulturelle kriminelle Welt Allerdings kursieren über die „Mocro-Mafia“ viele falsche Vorstellungen, sagt der niederländische Kriminologe Cyrille Fijnaut. So sei es völlig wirklichkeitsfremd, sich darunter eine einzige, straff geführte Organisation vorzustellen. „Es ist nicht so, dass die Drogenkriminalität in den Niederlanden in der Hand einiger großer Bosse ist. Die Polizei würde sich das wünschen, denn dann könnte man viel einfacher dagegen vorgehen, aber so ist es eben nicht. In Italien gibt es das, aber bei uns ist die Sache komplizierter.“

Verschiedene Gruppen Der Handel sei in den Händen vieler verschiedener krimineller Gruppen, und diese seien keineswegs alle marokkanisch geprägt. „Ich spreche deshalb selbst nie von der Mocro-Mafia“, erläutert Fijnaut. „Das sagt sich so einfach, aber wenn man sich die organisierte Drogenkriminalität anschaut, dann sind da auch Ur-Holländer in der x-ten Generation dabei. Die kriminelle Welt in den Niederlanden ist genauso multikulturell wie die Oranje-Elf.“

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Erstellt:
26. Januar 2025, 16:18 Uhr
Aktualisiert:
26. Januar 2025, 16:36 Uhr

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